The Arc at Bandar Rimbayu

22. Februar 2016 Mehr

Unter einem hängenden Garten.
The Arc at Bandar Rimbayu / Malaysia / Garis Architects

Nicht gerade der gängigsten Auffassung von Landmark-Architektur entspricht der ‚Bogen von Bandar Rimbayu‘, so genannt nach seiner Form, mit dem die Architektur einen Sportplatz umschließt. Die Anlage – entworfen vom Architekturbüro Garis Architects – liegt in einem Park in Selangor, einem Bundesstaat an der Westküste Malaysia‘s.

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Eine Landmark ist es deshalb nicht, weil die Architektur auf die üblichen Attribute der medienwirksamen Sichtbarkeit verzichtet. Keine spektakulären Bilder sind für Magazine zu erhaschen. Er ist allerdings eine ökologische Landmark, die sinnbildlich für ein Umdenken der Architekten steht. Eine der herausragendsten Leistungen der Planer war sicherlich die Aufgabe, den Kunden – einen Großmarkt- und Straßenerrichter – von den Inhalten und Intentionen des Projektes zu überzeugen. Das Projekt entspricht eben nicht den üblichen Erwartungen an Sport- oder sonstige Architektur, sondern entwickelt sich aus einem gemeinschaftlichen und nachhaltigen Zugang zur Landschaft und zur Schaffung von identitätsbildenden Orten. Es ist beispielgebend für die Entwicklung von nachhaltigen Gemeinschaftszentren.
Zuerst einmal bietet es Schutz und Räume für diverse Funktionen, für die üblichen Annehmlichkeiten und Bedürfnisse des Lebens, für soziale Aktivitäten und Erholung, für kommunale und sportliche Betätigung. Gleichzeitig reagiert die Architektur auf die Umwelt, speziell auf das Sonnenlicht, auf Hitze, Feuchtigkeit und das tropische Klima. Das Dach ist die Lösung des Wunsches, die Räume darunter kühl zu halten. Es isoliert durch Erde und Bepflanzung. Gleichzeitig gibt es der Natur auf seiner erhöhten Ebene die Fläche und das Ökosystem zurück, das teilweise durch den Bau verloren gegangen ist. Der wichtigste Aspekt ist die pädagogische Wirkung, die eine derartige Architektur auf Jung und Alt ausüben kann und auch tut. Das kann man heute schon an der Akzeptanz und der Art und Weise, in der die Gemeinde dieses Zentrum belebt und vermarktet, erkennen: als symbolisches Identitätszeichen für Zusammenkünfte der Bevölkerung. Indem die Bewohner sich mit einem Zeichen (im Gegensatz zu einem zeichenhaften Gebäude) identifizieren, konzentriert sich die gesamte Philosophie der Stadtentwicklung exakt auf eben dieses Zeichen. So wird ein von Menschen verursachter Eingriff in die Natur zum Ausgangspunkt der Schaffung eines Ortes für die Gemeinschaft.

Ein Paar Rampen führt von einer der Längsseiten des Spielfeldes auf das grüne Dach hinauf. (Dieses ist übrigens nur einen Bruchteil so groß, wie jenes das Rafael Viñoly für das Silicon Valley plant: Wenn das ausgeführt ist, wird es mit 12 Hektar Dachgarten, das größte der Welt sein.) Die Rampen umschließen drei Seiten des Feldes, bevor sie sich in einen Steg, über die Wassergärten und die Parkplätze hinaus, auf die andere Seite des Grundstückes weiterentwickeln. Verschlungene Wege führen bis zu einem Kinderspielplatz, von dem man auch die mit Palmen bepflanzten Inseln in den Wasserflächen des Parks und die Stadt in der Nähe überblicken kann. Unter und neben der Umrahmung des Spielfeldes befinden sich gemeinschaftliche Veranstaltungsbereiche, Restaurants und Geschäfte. Ein überdachter Korridor unter dem ‚Bogen‘ verbindet ihn auch mit dem Klubhaus und den Parkplätzen.

Die Nachhaltigkeit
Der Zugang zur Nachhaltigkeit ist von einer holistischen Sicht aus gewählt. Neben der Nachhaltigkeit des Gebäudes (Green Building etc.), war es den Architekten wichtig, in größeren Perspektiven zu denken. Deshalb sollen bei diesem Projekt diverse Programme, Gemeinschaftsprojekte und Erziehung für ein Bewusstsein der Benutzer sorgen. Es soll eine neue Lebensweise, eine neue Kultur, ein Gefühl für Nachhaltigkeit unter den Nutzern entstehen. So gesehen ist eigentlich die Software (der Gebrauch) der Architektur wichtiger als die Hardware (das Gebäude) selbst. Der ‚Bogen von Bandar Rimbayu‘ ist als lebendiges, sich entwickelndes Anschauungsbeispiel für einen nachhaltigen Zugang zum Bauen entworfen worden. Jedes nachhaltige Detail und jede Lösung ist in ihrer Bedeutung wichtiger als in ihrer Ausführung.

Deshalb hat auch jede ‚grüne Lösung‘ einen mit ihr verbundenen, korrespondierenden Grund:

• Das grüne Dach isoliert und filtert das gesammelte Regenwasser, statt es in den Kanal abzuleiten.
• Die Pflanzen, die sich um die Säulen winden, werden durch Tropfanlagen bewässert und dieses Mikroklima sorgt durch seine Evaporation für einen Kühlungseffekt und Luftzug. Der Prozess wird spürbar und dadurch verständlich und authentisch erfahrbar.
• Die Wasserflächen im Park sind gleichzeitig Teiche zum Wassersammeln – ihr Inhalt wird für Bewässerungszwecke benutzt.
• Die flexible, adaptierbare Fläche unter der Überdachung erlaubt vielfältige Nutzungen. Als Fußgängerzone, in der zusätzliche Geschäftsflächen und Lokale je nach Bedarf eingerichtet werden können. Die Ausführung hat einen Bodenbelag, der jederzeit für zukünftige Infrastrukturen und Installationen entfernt werden kann.
• Gemeinschaftliche Gemüse- und Kräutergärten fördern den Zusammenhalt unter der Bevölkerung, gleichzeitig verdeutlichen sie die Bedeutung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit von Großstrukturen. Es wird das Prinzip von Säen und Ernten in der landwirtschaftlichen Produktion deutlich gemacht.
• Es gibt Recyclingcenter und organische Kompostplätze.
• Und nicht zuletzt regt die Anlage zu einer gesunden und aktiven Lebensart an – joggen, Rad fahren, gemeinschaftliche Aktivitäten, Sport und Erholung.

The Arc at Bandar Rimbayu
Selangor, Malaysia

Bauherr:                                            Bandar Rimbayu sdn. bhd.
Planung:                                            Garis Architects sdn. bhd.
Statik:                                                Sepakat Setia Perunding sdn. bhd.
Grundstücksfläche:                           43.300 m2
Bebaute Fläche:                                12.000 m2
Planungsbeginn:                               11/2011
Bauzeit:                                             9 Monate
Fertigstellung:                                  2014
Baukosten:                                        3,2 Mio. Euro

Fotos: ©Steven Ngu, Andy Lim
Text: Peter Reischer

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Kategorie: Allgemein, Projekte