Luxusvilla in Strahov
Durchgestyltes Wohnmuseum.
Villa in Strahov / Prag / Lubomír Zeman, Andrej Bukovský
Viel sieht man von der Villa in Strahov/Prag nicht, denn von der Straßenseite her gesehen, ist sie in einer – nach unten reichenden – Geländestufe verborgen. Der Bauherr wollte auch äußerste Privatheit und ein uneinsehbares Refugium, deshalb gibt es nur eine einzige Fassade, nämlich die von unten.
Das Grundstück ist ein wunderbares Stückchen Land in den Hügeln von Strahov, einem Stadtteil der Goldenen Stadt. Es liegt in der Nähe bestehender Bebauungen und auch teilweise historischer Siedlungsreste. Zwei Geländestufen befinden sich in einem Felsen und die Architekten Lubomír Zeman und Andrej Bukovský mussten sich auch mit schon vorhandenen, teilweise unfertigen Stahlbetonkonstruktionen herumschlagen, um den Wünschen ihres Klienten gerecht zu werden. Dieser wollte offene Räume, überhaupt ein geräumiges Haus, welches von Sonnenlicht durchflutet werden sollte und auch die Umgebung miteinbezog. Ein weiteres Kriterium war, dass der Bauherr – ein Kunstsammler – seine Sammelstücke und Objekte in der Architektur gut zur Geltung gebracht sehen wollte.
Die Zufahrt zum Grundstück wurde über eine Kurve vom Norden her realisiert und man betritt das Haus über eine große Eingangshalle und eine Gästesuite auf der obersten Ebene. Die Geländesituation führte zu einer Aufteilung des Hauses auf drei Ebenen, jede mit einer bestimmten Funktion und Nutzung. Das Gebäude musste auch in das bestehende Felsmassiv im nördlichen Teil integriert werden, um eine Orientierung aller Räume zur südlichen Sonnenseite zu ermöglichen und auch die wunderbare Aussicht genießen zu können.
Ausgedehnte Terrassen bieten schon beim Eingang wundervolle Ausblicke über Prag. Durch die Südorientierung kommt natürliches Licht in alle Räume und auch der Garten bekommt jede Menge Sonne ab. Die vertikale Erschließung der drei Ebenen erfolgt mittels einer halbkreisförmigen Stiege aus Travertin, in ihrer Mitte befindet sich ein gläserner Lift. So kann der Hausherr mit dem Lift fahrend alle Aus- und Durchblicke der drei Ebenen genießen. Das Stiegenhaus ist mit einer Lichtkuppel nach oben abgeschlossen, um auch in die hintersten Winkel des Hauses Naturlicht zu bringen.
Auf der mittleren Ebene der Villa befindet sich das Schlafzimmer des Besitzers sowie ein geräumiges Bad, das einen wunderbaren Ausblick aus der Badewanne bietet. Außerdem finden sich auf dieser Ebene noch zwei weitere Schlafzimmer mit Badbereichen. Das Herz der mittleren Ebene ist jedoch die zentrale Galerie, die sich mit dem Wohnbereich der untersten Ebene verbindet.
Diese, als Erdgeschoss bezeichnet, ist an den Garten angeschlossen, der von alten Sandsteinmauern mit Felsen durchsetzt, begrenzt und umgeben ist. In diesem Bereich ist der Wohnraum durch große Öffnungen dermaßen gestaltet, dass der Außenraum durch die Fenster hinein- und durchfließen kann. Zentral befindet sich die bereits erwähnte Galerie, die alle drei Ebenen miteinander verbindet und zu einer Einheit macht. Der Designer Arik Levy hat für den Speisebereich spezielle Hängelampen mit handgefertigten Glasteilen entworfen, die über dem Esstisch angebracht sind. Der gleiche Künstler hat auch die Gestaltung der Bibliothek übernommen und Skulpturen für den Gartenbereich angefertigt. Ein eigener Weinkeller ist an eine minimalistische Küche angeschlossen, allerdings durch große Glasscheiben getrennt. Und (fast) natürlich gibt es einen SPA-Bereich mit Sauna, Fitness- und Erholungsraum sowie ein Dampfbad.
Alle tragenden Elemente sind aus Stahlbeton, die Aluminiumrahmen der großen Fenster sind an der Außenseite mit schwarzem Glas bedeckt, um einen starken Kontrast zum weißen Verputz zu erzielen. Große Platten aus italienischem Travertin bedecken die Fußböden in den Wohnbereichen und den Bädern. Der Masterschlafraum hat Wände aus grünem Marmor und eine Sichtbetondecke. Die meisten anderen Räume haben Böden aus hellweißen Eichenholzdielen. Balustraden, der Lift und einige Innenwände sind aus Glas, um die weißen Innenräume nicht zu stören und Durchblicke zu ermöglichen. Für die Möbel benutzte man mattweiße Oberflächen in Kombination mit Walnussfurnieren.
Die Heizung und Kühlung der Räume erfolgt über Fußboden- und Wand-Rohrsysteme und werden über eine Wärmepumpe und 40 Meter tiefe Bohrungen geothermisch betrieben. Gesteuert wird die gesamte Haustechnik dabei von einem KNX-System, das in Verbindung mit inneren und äußeren Klimasensoren und über ein automatisches Verschattungssystem auch den optimalen Sonneneintrag reguliert.
Villa in Strahov
Prag, Tschechische Republik
Bauherr: Privat
Architekten: Ing. Arch. Lubomír Zeman, Ing. Arch. Andrej Bukovský – L.Z.Atelier
Project Manager: Ing. Petr Vondráček L.Z.Atelier
Planung: Ing. Bohuslav Vytlačil, Ing. Zdeněk Rieger, Ing. Milan Pytloun – Raz23
Statik: Statik: Ing. Jan Šulcek – Alston
Grundstücksfläche: 920 m2
Bebaute Fläche: 268 m2
Nutzfläche: 634 m2
Planungsbeginn: 2008
Bauzeit: 2012 – 2014
Fertigstellung: 02/2014
Text: Peter Reischer
Fotos: ©Ivan Pinkava