Villa Vonoklasy – Nach mehreren Anläufen
In Prag gibt es westlich bis südlich der Stadt, etwas außerhalb der unmittelbaren Stadtgrenze, ein Gebiet, das man mit dem Wienerwald in Wien vergleichen könnte. Zwar nicht ganz so hohe Hügel, aber mit den bewaldeten Flächen, kleinen Siedlungen und der schönen Landschaft durchaus ähnlich. Hier befindet sich die Ortschaft Vonoklasy und seit 2007 stand hier in der Nähe einer Wohnbebauung das Bauskelett einer unfertigen Villa herum. Der damalige Bauherr hatte das L.Z.Atelier von Ing. Arch. Lubomír Zeman und Ing. Arch. Andrej Bukovský beauftragt, dann das Bauvorhaben gestoppt und beschlossen, woanders hinzuziehen. Das Bauskelett blieb.
2014 fragte nun der neue Besitzer beim L.Z.Atelier an, ob sie bereit wären, das Haus nach seinen Angaben fertigzustellen. Die Architekten willigten ein und sahen sich natürlich mit neuen Herausforderungen und Wünschen eines neuen Auftraggebers konfrontiert. Diese waren von den Ursprünglichen verschieden und so musste die geplante Hülle und auch das Innere verändert werden, um den Klienten zufriedenzustellen. Dieser wollte ein offenes, geräumiges Design mit einem repräsentativen, einladenden Wohnbereich. Sonnenlicht sollte die Räume durchfluten und die privaten Zonen in einer weiteren Ebene des Wohnbaus untergebracht sein. Der Liebe zu transparenten Wohnbereichen geschuldet, sollten diese voll gegen den Außenraum verglast werden. Die Privatheit und den Sichtschutz während der Nacht, sowie optimale Tageslichtkonditionen wurden durch einen ausreichenden Sonnenschutz realisiert.
Das gesamte Gebäude hat einen äußerst repräsentativen Charakter, dazu trägt ein Travertine Bodenbelag im Wohnbereich sowie in den Bädern und im Eingangsraum bei. Dieser Fußboden reagiert außerdem sehr positiv auf die installierte Fußbodenheizung und bringt ein gemütliches Klima ins Innere.
Die Architektur respektiert die Topografie des Grundstückes. Und obwohl sie als eingeschossiger Bau wirkt, besteht sie aus vier verschiedenen Ebenen mit jeweils eigener Funktion. Die Eingangshalle mit der großen Walnussgarderobe ist mit der Garage verbunden. Von hier gelangt man über eine bequeme Travertinstiege mit einer einzigartigen Lichtinszenierung in den geräumigen Wohnbereich. Als Blickfang und Designobjekt befindet sich hier eine mit warmem Licht hinterleuchtete Onyxwand. Sie bringt vor allem in der Nacht eine außergewöhnliche Atmosphäre in den Wohnbereich und erfüllt nebenbei den praktischen Zusatznutzen einer Trennung zwischen Küche und Essbereich. Die Wohnebene wird zusätzlich durch eine Gästesuite und ein Homeoffice hinter einer „Tapetentüre“ mit einem Gemälde bereichert.
Die dritte Ebene des Wohnhauses enthält den privaten Teil mit Schlafräumen, die zu einem ebenfalls privaten Atrium hin orientiert sind. Die Böden sind hier mit Eichendielen belegt. Um Gangflächen zu reduzieren, haben die Architekten begehbare Wandschränke mit Spiegeltüren entworfen, sie vergrößern optisch den jeweiligen Raum.
Die Orientierung der Architektur bringt ausreichend Tageslicht in alle Innenräume. Auch die Mastersuite ist mit einem begehbaren Schrankraum ausgestattet, er verbindet das Badezimmer mit dem Schlafzimmer. Am Ende der Verbindung ist ein spezieller Marmor mit der Bezeichnung „Sequoia” als künstlerische Gestaltung appliziert. In diesem Privatbereich befindet sich zudem ein Schwimmbad mit SPA-Zone. Es kann durch hölzerne Schiebetüren mit dem privaten Atrium verbunden und so vergrößert werden. Durch den Hof, welcher den Pool mit dem Wohnbereich verbindet, gelangen in der Nacht die sich kräuselnden Spiegelungen der Wasserfläche als Showeffekt zu den Bewohnern, so wie überhaupt in dieser Wohnarchitektur sehr viel Effekt und Bildwirkung zu finden sind.
Die letzte Ebene des Hauses ist halb im Erdreich verborgen. Der TV-Raum gewährt hier einen weiteren Privatbereich, welcher auf den ersten Blick in der Architektur im Volumen nicht erkennbar ist. Auf der selben Ebene sind auch Technik und Nebenräume platziert.
Alle Tragkonstruktionen sind aus Stahlbeton, nur die Säulen im Wohnbereich und beim Schwimmbecken sind aus rostfreiem Stahl, gefüllt mit Beton. Die großen Fenster im Wohn- und SPA-Bereich sind aus Aluminium, allen anderen sind aus Holz. Weiße Wände mit Feinputz im Inneren kontrastieren mit Sichtbetonflächen im Außenbereich. Die Fassaden sind teilweise mit Thermoholz verkleidet, die verschiedenen Materialien entsprechen den verschiedenen architektonischen Volumina des Hauses.
Für die Heizung und Kühlung setzen die Architekten auf eine Wärmepumpe und das ganze Objekt wird von einem KNX-System kontrolliert. Externe und interne Sensoren sorgen immer für den optimalen Sonneneintrag, die perfekte Innentemperatur und Beschattung.
Eine Villa in der Nähe von Prag, entworfen vom L.Z.Atelier von Ing. Arch. Lubomír Zeman und Ing. Arch. Andrej Bukovský, bietet jeden erdenklichen Wohnkomfort, edle Materialien und eine komplette KNX-Steuerung der gesamten Haustechnik.
Auch die Schlafzimmer sind zu dem kleinen privaten Atrium hin orientiert, und haben durch die raumhohe Verglasung ausreichend Tageslicht.
Im Poolbereich finden sich großzügige Öffnungen mit Holz/Aluminiumkonstruktionen. Sie richten sich zum Innenhof und im Badezimmer gibt es reichlich Sequoia-Marmor.
Villa in Vonoklasy
Tschechien
Bauherr: privat
Architekten: Ing.Arch.Lubomír Zeman, Ing.Arch. Andrej Bukovský – L.Z.Atelier
Mitarbeiter: Ing. Arch. Kateřina Matrtajová
Statik: Ing. Robert Tesař , Ing. Aneta Rainová
Project manager: Ing. Petr Vondráček, Petr Linhart
Grundstücksfläche: 699 m2
Bebaute Fläche: 563 m2
Nutzfläche: 582 m2
Planungsbeginn: 2014
Fertigstellung: 11/2016
Fenster und Türen: Josko Fenster und Türen GmbH
Fotos: © Ivan Pinkava
Text: Peter Reischer