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architektur Ausgabe 01/2014

ALT & NEU Monastery reloaded Veranstaltungszentrum / Ptuj / ENOTA Fotos: Miran Kambič Raum- und Zeitschichtungen Das Dominikanerkloster in Ptuj, Slowenien kann sich mit seiner mehr als 800 Jahre alten Geschichte rühmen. Eine Historie, die sich auf verschiedenen Ebenen der Wahrnehmbarkeit in seinen Mauern abbildet. 28 Die Mönche kamen im frühen 13. Jahrhundert nach Ptuj, wo man ihnen ein Grundstück innerhalb der Stadtmauern an der äußersten Westecke zur Verfügung stellte. Neben den schon existierenden romanischen Bauwerken der Stadt Ptuj begannen sie mit der Errichtung des Klosters und der Kirche. Während der Transformation von den romanischen Anfängen der Grundstruktur zur momentanen barocken Form durchlief der Kirchenbau auch mehrere Phasen der Gotisierung. Der Rest des Klosters teilte ein ähnliches Schicksal - trotzdem ist in ihm noch mehr von der mittelalterlichen, gotischen Substanz zu sehen. Nach der Auflösung des Klosters im späten 18. Jahrhundert erlebte das Bauwerk eine Vielzahl von Nutzungen: als Baracke, als Spital, als Museum und als Sozialwohnung. Der Gebäudekomplex erlebte seine Höhen und Tiefen, jede hinterließ ihre Spuren in der Ausdehnung und auch bauliche Veränderungen. Das Kirchenschiff litt darunter am meisten - es verlor seine gesamte Apsis (fast die Hälfte des Gebäudeteils) in der Zeit des Barocks. Das jetzige barocke Kirchenschiff wurde zwischen den stehen gebliebenen Längsmauern eingequetscht und zeigt sich deshalb auch heute in ungewöhnlichen, in die Länge gezogenen Proportionen. Die Kirche teilte man entlang ihrer vertikalen Achse in drei Ebenen - das führte zu neuen, zusätzlichen Fensteröffnungen, die man einfach aus den Wänden ausbrach. Im übrigen Teil des Klosters waren die Zerstörungen nicht derart massiv, meistens bestanden sie aus Zwischendecken und der Teilung von großen Räumen in mehrere kleinere. Aufgrund der inspirierenden und aufregenden Vergangenheit, gefolgt vom traurigen Schicksal der Auflösung der Bruderschaft, bedeutete die Renovierung des Dominikanerklosters durch die ENOTAArchitekten eine große Verantwortung gegenüber der Geschichte. Der Schlüssel in der erfolgreichen Abwicklung des Prozesses lag darin, das Gebäude in seiner wesentlichen Funktion zu erhalten und gleichzeitig nach neuen Programmen und Inhalten, die ihren Wert in geschichtlicher und künstlerischer Hinsicht haben könnten, zu suchen. Wichtig war, das Kloster für seine zukünftige Nutzung so zu adaptieren, dass keine weiteren zerstörerischen Veränderungen der erhaltenen Bausubstanz notwendig sein würden. u


architektur Ausgabe 01/2014
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