41 Auch im mitteleuropäischen Raum sind in vielen Städten Judengassen oder Judenviertel ein Begriff und auch heute noch präsent. Oft waren es aber Gettos der Ausgrenzung, in denen Juden zusammenleben mussten. Das viel zitierte Schlagwort der Integration, von der heute überall geredet wird, kann man an einem architektonischen Beispiel aus Portugal jedoch gut nachvollziehen. In Trancoso (Kasten) wurde von den Architekten Gonçalo Byrne und José Laranjeira das neu errichtete ‚Interpretationszentrum der jüdischen Kultur‘ in das dichte Gefüge der befestigten mittelalterlichen Stadt eingefügt. Das Viertel ist das ehemalige ‚Rede de Judiarias‘, das Judenviertel der Stadt, die zu den zwölf historischen Dörfern, den ‚Aldeias Históricas de Portugal‘, und damit zur landesweiten Route historischer jüdischer Orte gehört. Ausgehend von einer Parzelle mit einem zerstörten Gebäude, dreiecksförmig und von engen Straßen begrenzt, war der Anspruch der Architekten der, einen Bau zu errichten, der die Geometrie des Ortes betont. Er sollte die scharfen Winkel und die Kreuzung der engen Gässchen berücksichtigen und eine symbolische Geste im Kontext mit der jüdischen urbanen Kultur darstellen. u ALT & NEU Trancoso ist eine kleine Stadt und ein Kreis in Portugal mit rund 10.000 Einwohnern. Angeblich kamen die ersten Juden bereits im 6. Jahrhundert v. Chr., zurzeit Königs Nebukadnezar II ., auf die Iberische Halbinsel. Archäologisch belegt ist ihre Präsenz seit den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Im deutschsprachigen Raum meist Judengassen genannt, existierten die später mit Judiarias bezeichneten Viertel in Portugal bereits zur Zeit der Mauren im damaligen Al-Andalus.
architektur Ausgabe 01/2014
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