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architektur Ausgabe 01/2014

edv Sachdaten, direkt in ein CAD-System eingepflegt 82 oder per Schnittstelle übertragen. Beim Planeraufmaß reicht die Palette von der alphanumerischen Längen-, Flächen- oder Volumenermittlung bis zur umfassenden dreidimensionalen Erfassung einzelner Bauwerke oder ganzer Stadtviertel. Welche der oben beschriebenen Erfassungssysteme dabei zum Einsatz kommen, hängt von der jeweiligen Aufgabenstellung, vom Objekt und den Randbedingungen ab. In Einzelfällen ist auch der parallele Einsatz mehrerer Verfahren erforderlich. Auch Energieberater kommen um ein präzises Vor-Ort-Aufmaß manchmal nicht herum. Für die Erfassung der Raumgeometrie und der Bauteile bieten sich 2D-Erfassungssysteme an. Den Aufwand für eine präzise Hüllflächenermittlung kann man mit einem fotografischen Aufmaß minimieren, wofür auch spezielle Programme offeriert werden (z. B. BKI Fotoaufmaß, Foto-Aufmaß Professional etc.): Das Digitalfoto wird im Programm korrigiert, perspektivisch orientiert, kalibriert, ausgewertet und inklusive aller Wand- und Fensterflächen zur weiteren Berechnung an ein Energieberatungsprogramm übergeben. Für Bauleiter sind vor allem mengen- oder raumorientierte 2D-Aufmaßsysteme interessant. Sie dienen der Erfassung von Längen, Flächen und Volumina mit nachvollziehbarem Rechenansatz, um Rechnungen prüfen, respektive nachweisen oder Angebote erstellen zu können. Dabei werden mithilfe einer teilweise REB-konformen Formelsammlung und eines Aufmaßassistenten Flächen und Abzugsflächen alphanumerisch oder skizzenorientiert erfasst. Je nach Anwendungsfall und Programm werden Raumaufmaße, Spaltenaufmaße oder freie Aufmaße generiert. Die gemessenen Werte lassen sich teilweise den Positionen eines Leistungsverzeichnisses zuordnen (z. B. MWM Piccolo, www.mwm.de), was beispielsweise die Rechnungsprüfung oder LV-Erstellung rationalisiert. Denkmalpfleger benötigen vor allem portraitierende, verformungsgetreue Aufmaße, mit denen auch Schiefwinkligkeiten, krumme und 6 7 schräge Bauteile sowie Tragwerksverformungen in einer Genauigkeit von ± 2 mm und höher erfasst werden können. Darüber hinaus müssen auch der qualitative Zustand, Oberflächen oder Strukturen erfasst werden, weshalb unterschiedliche Methoden, teilweise auch parallel zum Einsatz kommen: tachymetrische und fotogrammetrische Systeme ebenso wie das Laserscanning. Die Besonderheit des Facility Management-Aufmaßes liegt in der Erfassung und Verknüpfung von Geometrie und Sachdaten, wobei Letztere meist in Form von Raumbüchern erfasst werden. Diese enthalten Angaben zur Fläche, Höhe, zum Bodenbelag, zu Wandoberflächen, Einbauteilen wie Fenstern und Türen, zu Installationen, zum Inventar und so weiter. Da nur wenige Erfassungssysteme gleichzeitig Geometrie- und Sachdaten in der für das Gebäudemanagement erforderlichen Detaillierung und Struktur erfassen können, ist die Auswahl auf wenige Anbieter wie www. graebert-isurvey.com oder www.maxmess. de begrenzt. Häufig werden auch spezialisierte Aufmaßdienstleister beauftragt. Ohne mobile Hardware keine Vor- Ort-Auswertung Mobile ‚Hardware‘ macht das digitale Vor- Ort-Aufmaß erst möglich. Dazu gehören vor allem Notebooks, die kompakteren Netbooks, Tablet-PCs, Smartphones, aber auch Laser-Distanzmessgeräte und Digitalkameras. Dank mobiler Hardware und der darauf installierten Aufmaßsoftware erkennt man noch vor Ort, ob alle wesentlichen Messdaten erfasst worden sind. Sind Einzelmaße oder Details unklar, können Fragen unmittelbar am Objekt geklärt werden. Insbesondere wenn sich der Bürositz viele Kilometer entfernt vom Aufmaßobjekt befindet, kann diese Selbstkontrolle Zeit und Kosten sparen. Kompakte Pocket-PCs und die zunehmend favorisierten Smartphones haben den Vorteil, dass sie – am Unterarm mit einer speziellen Klettband-Halterung befestigt – beim Aufmaß kaum behindern. Nachteilig ist ihr kleiner Bildschirm. 6 Scanner-Systeme sind für die Erfassung haustechnischer Anlagen oder historischer Gebäude prädestiniert ©Faro) 7 Als Ergebnis erhält man so genannte Punktwolken, die in Form eines 3D-Schnittes teilweise auch direkt für die CAD -Planung, Visualisierung etc. genutzt werden können ©Laser Scanning Architecture Das Note-/Netbook oder der Tablet-PC leisten, gegebenenfalls um Schulter und Bauch geschnallt, netzunabhängig für 3-4 Stunden oft bessere Dienste – sowohl bei der Erfassung unmittelbar am Objekt als auch anschließend bei der Auswertung im Büro. Eine wirtschaftliche Alternative zu Bandmaß und Zollstock sind Laser-Distanzmessgeräte. Die Messwerte können zwar auch vom Display abgelesen und eingetippt werden, rationeller und fehlerfreier ist die Messdatenübertragung per Bluetooth-Funkstandard. Allerdings bietet derzeit nur ein Hersteller (Leica Geosystems) entsprechende Geräte. Bei kurzen Distanzen oder beim Detailaufmaß sind Laser-Distanzmessgeräte eher hinderlich. Praktischer sind ein Zollstock und eine Digitalkamera. Letztere ist auch beim Fassadenaufmaß sehr nützlich, wobei Bildauflösungen von mindestens fünf Megapixel und eine gute Kameraoptik Voraussetzung sind. Foto-Handys sind eher eine Notlösung. So viel Technik gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Wer auf der 8


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