Page 29

architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

magazin ‚planlos 2013‘ Award und Solidaritätsfonds Pünktlich zum Faschingsbeginn am 11. 11. 2013 verlieh man im Semperdepot/Wien zum zweiten Mal den ‚planlos‘ Award für die inkompetenteste Entscheidung der österreichischen Baukultur. Diesmal ging der Preis nicht an ein Bauprojekt, sondern an eine Institution. Die unabhängige Jury vergab den ‚planlos 2013‘ Award (einen acht Kilo schweren Betonblock) an das Österreichische Normungsinstitut, weil dieser Verein immer mehr zu einem Geheimgesetzgeber wird, der die Arbeit der Bauschaffenden durch eine Unzahl ständig novellierter Normen behindert (aus der ersten Norm im Jahr 1921 sind inzwischen 24.667 Normen geworden). Obendrein lässt er sich sein Wirken teuer bezahlen. „ALU-FENSTER REchNEN Sich AUF dAUER.“ TU Wien rechnet – MA 39 Wien testet: Längste Lebensdauer Dauerhaft hohe Dämmwerte Geringste Lebenszykluskosten Mehr über nachhaltigen Wohnbau auf www.alufenster.at. ihr Metallbaubetrieb macht's möglich. im Zeichen der Werthaltigkeit. Der 2. Preis ging unter dem Motto ‚Ganzjährig Granteln im Gartl‘ an die ‚Verantwortlichen EntscheidungsträgerInnen der Wiener Stadtregierung seit 1992‘. Mit Novellierungen des Wiener Kleingartengesetzes wurde die Möglichkeit geschaffen, Parzellen zu kaufen und darauf dauerhafte Wohnhäuser zu errichten. Laudator Reinhard Seiss: „Die Verantwortlichen der Stadtplanung Wien haben so in den letzten 20 Jahren eine nicht zusammenhängende Stadt mit der Einwohnerzahl von St. Pölten ermöglicht – entgegen allen Grundsätzen einer verantwortlichen Stadtplanung.“ Es gab auch einen 3. Preis für den Neubau eines Medienzentrums der Universität für Musik und darstellende Kunst (der Wettbewerbs Sieger wurde nicht beauftragt). Im Rahmen der Feier im ‚Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste Wien‘ wurde als eine neue Initiative der IG Architektur der Solidaritätsfonds aus der Taufe gehoben. Der Hintergrund: Durch das Bundesvergabegesetz (BVG) und die Bewertung architektonischer Leistungen über Punktesysteme wird die Arbeit der Architekturschaffenden immer stärker verrechtlicht. Das BVG hat die Position der Auftraggeber immens gestärkt, während dort geistig schöpferischen Leistungen kaum Platz eingeräumt wird. Die Folge: Auch nach einem Architekturwettbewerb erfolgen Vergabe-Entscheidungen immer im darauf folgenden Verhandlungsverfahren - das ist für Juristen leichter steuerbar und risikoloser. ArchitektInnen sitzen dann oft professionellen Rechtsabteilungen gegenüber, die die Interessen der Auftraggeber kompromisslos durchsetzen. Oft lassen diese es auf eine Klage ankommen, da den ArchitektInnen die Ressourcen fehlen, gegen große Institutionen zu prozessieren. Der Solidaritätsfonds soll nun dazu dienen, den Kreativen in diesem ungleichen Kampf zu helfen. Über Antrag können aus dem Solidaritätsfonds der IG Architektur Mittel bereitgestellt werden, die es Architekturschaffenden ermöglichen, ihre Rechte mit Hilfe von RechtsanwältInnen zu wahren. Damit möchte die IG Architektur ihre Mitglieder in den Stand versetzen, auch größeren AuftraggeberInnen selbstbewusst gegenübertreten zu können. ©Fabian Gasperl


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
To see the actual publication please follow the link above