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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

EFFIZIENT BAUEN Die Architektur wurde in Mischbauweise mit massivem 42 Kern und einer vorgehängten Holzfassade mit Zellulosefaserdämmung errichtet. Unterschiedlich weit hervortretende Erker beleben an der Straßenseite die mit sandfarbenen Faserzementplatten verkleidete Fassade. Neben der in die Holztafeln der Fassade integrierten Zellulose-Dämmung und den dreifach verglasten Fenstern minimiert eine ausgeklügelte Belüftungstechnik mit Wärmerückgewinnung den Energieverbrauch des Gebäudes. Die Wärmeerzeugung erfolgt durch ein wärmeorientiertes Blockheizkraftwerk (BHKW), für die Stromgewinnung dient eine Fotovoltaikanlage. Da somit die notwendige Restenergie nahezu vollständig aus regenerativen Quellen bezogen wird, ist das Haus als eines der ersten Mehrfamilienwohnhäuser im Betrieb klimaneutral und erzeugt laut Berechnung der Architekten kein CO2. Die Bewohner profitieren von dauerhaft niedrigen Energiekosten: Die künftigen Kosten für Warmwasser und Heizung sollen für eine 100 Quadratmeter-Wohnung bei geschätzten 300 Euro liegen – pro Jahr! Der errechnete Primärenergiebedarf des Gebäudes wird mit geplanten 16 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²/a) um 60 Prozent unterhalb der Vorgabewerte der geltenden EneV 2009 liegen. Zum Vergleich: Ein schlecht isolierter Berliner (oder auch Wiener) Altbau verbraucht pro Jahr bis zu 300 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Was nach einer teuren Hightech-Ausstattung klingt, war aber für die 21 Bauherren durchaus erschwinglich: Inklusive Grundstückskauf lagen die Baukosten bei 2.450 Euro/m2, die reinen Baukosten sogar nur bei 1.640 Euro/m2. Neubauten im Berliner Zentrum mit deutlich niedrigerem Energiestandard liegen mit ihren Kosten z. T. deutlich über 2.600 Euro/m2. In puncto Baukosten und technischer Ausstattung setzt das Projekt also Maßstäbe und zeigt modellhaft, wie klimaneutrales Bauen für die Masse der Bauvorhaben umgesetzt werden könnte. Die Architekten und Bauherren haben mit der Umsetzung ihrer Planungen bewiesen, dass energieeffizientes Bauen nicht teuer sein muss und letztendlich für die Bewohnerinnen und Bewohner, durch niedrige Energiekosten - und für uns alle durch die Klimaneutralität - Vorteile bringt. Das nahezu fertiggestellte Nullemissionshaus Boyenstraße in Berlin-Mitte wurde am 15. Mai 2013 der Öffentlichkeit vorgestellt. (rp)


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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