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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

EFFIZIENT BAUEN 49 alien ist Stroh. Stroh besitzt den großen Vorteil, als Nebenprodukt in der Landwirtschaft anzufallen - es bedarf keiner extra Anbauflächen, ist regional verfügbar und seine Verwendung fördert die regionale Wertschöpfung. Baumeister Ing. Jürgen Höller setzt seit 2008 Stroh als Dämmstoff ein und hat zahlreiche Projekte realisiert, bei denen der Dachbereich mit Stroh gedämmt wurde. Im März 2013 begann er mit der Errichtung von Österreichs erstem, lasttragenden Strohballen- Musterhaus in Ebergassing/NÖ. Das Gebäude weist zwei Geschosse mit mehreren Funktionen auf, so gibt es im EG einen Vorraum mit Garderobe, Büro, eine Nasszelle mit einem behindertengerechten WC, Technikraum und Schulungsraum. Im OG befinden sich ein großer Aufenthaltsraum mit Garderobe, Waschraum, 2 WCs und Dusche sowie ein Zimmer. Das Flachdach über dem Obergeschoss springt südwestlich ca. 1,20 m vor. An der Südwest-Fassade wird ein auskragender Balkon als Beschattung für die EG-Fenster angeordnet. An der südlichen Ecke des Gebäudes wird weiters ein Wandvorsprung als Schutz des Eingangsbereiches situiert. Die Erschließung des Obergeschosses erfolgt innen über eine Holzstiege, außen über eine Stiege in Leichtbau an der Südostfassade. Im Erdgeschoss wurde ein Luft- Abgasfang, DN 160 mm, ausgeführt, welcher einen raumluftunabhängigen Betrieb eines Einzelofens ermöglicht. Das Gebäude wurde als Plusenergiehaus in lasttragender Strohballenbauweise errichtet. Die Außenwände im Erdgeschoss und Obergeschoss bestehen aus Strohballen mit einer Stärke von 80 cm, sie erhielten einen Klimakalkputz von 4,0 cm an der Innenseite und außen einen Kalkputz mit 4,0 cm Stärke. Die südseitigen Holzriegelwände (mit 36 cm Strohdämmung, innen beplankt mit OSB-Platten und Lehmbauplatten samt einem Lehmfeinputz) wurden außen mit Holzfaserplatten und Kalkputz ausgeführt. Über dem Erdgeschoss befindet sich eine KLH-Massivholzdecke (Kreuzlagenholz), die Stiege vom EG ins OG ist in Massivholz ausgeführt und Zwischenwände in Leichtbauweise mit Lehmbauplatten. Damit konnte nun auch im Trockenbau der baubiologisch wertvolle Baustoff Lehm eingesetzt werden. u Strohballen werden in drei grobe Kategorien betreffend Größe und Herstellung eingeteilt: 1. Kleinballen mit einer Stärke von 36 cm, einer Breite von 45-50 cm und einer Länge von ca. 70- 90 cm. 2. Großballen (Jumboballen) mit 70-100 cm Höhe, 80 cm bzw. 120 cm Breite und ca. 240 cm Länge, auch als Multibale erhältlich. 3. Rundballen mit einer Breite von bis zu 1,20 m und einem Durchmesser von bis zu 2,00 m – sie sind für den Einsatz als Bau-/Dämmmaterial jedoch nicht geeignet.


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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