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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

EFFIZIENT BAUEN Die Leimbinder und den Aufbau stellte man aus mit Harz versiegelten Trägern her, während die Böden mit Hohlträgern gefertigt wurden - diese sind leicht und einfach zu verlegen. Die Fassaden wurden mit Holzfaserplatten aus recyceltem Holz isoliert. Die Außenverkleidung besteht aus satiniertem, rostfreiem Stahl mit einer sehr geringen Reflexionsfähigkeit, 56 die hölzernen (Velux) Fenster sind mit argongefüllter Dreifachverglasung versehen. Der gesamte Bau basiert auf der Verwendung von vorgefertigten Modulen. Dimensioniert wurden sie so, dass ein leichter Transport auf die Baustelle möglich war. Dort wurden die einzelnen Teile ähnlich einem Lego-Prinzip zusammengesetzt. Die Herausforderung lag im Zusammenbau der einzelnen Elemente, die mit einem Hubschrauber hinaufgeflogen wurden - das Maximalgewicht durfte bei jedem Flug 550 kg nicht überschreiten. Außerdem musste das lange statische Verweilen des Helikopters in der Luft vermieden werden. Während der Dauer der Montage senkte man die Effizienz der Rotation der Rotorblätter auf 30%. Die Fertigstellung der Tragstruktur und der Außenwand markierte das Ende der zweiten Projektphase im November 2011. Der Bau wurde als völlig autonome und selbstversorgende Architektur errichtet. Er benutzt das Maximum der vorhandenen Ressourcen und Energien. So liefert eine 50 m2 große Solaranlage am Fuß des Gebäudes die Energie zur Gewinnung von Wasser aus Schnee und die Warmwasserbereitung. Eine 95 m2 große Fotovoltaikanlage auf dem Dach der Berghütte liefert die benötigte elektrische Energie und ein kleines Biomasseheizkraftwerk, das mit Rapsöl betrieben wird, fungiert als Back-up-System und kann im Notfall Wärme und elektrischen Strom produzieren. Die Raumluft wird durch ein hocheffizientes Zweiweg-Lüftungssystem erwärmt und bietet eine für diese Höhe ungewohnte Annehmlichkeit. Die Luftstrommenge passt sich automatisch an die Anzahl der Gäste an. Zusammen mit der guten Isolierung der Außenwände gewährleistet das System eine ausreichende Wärmeversorgung, unter Einbeziehung der von den Anwesenden emittierten Körperwärme. Das Sanitärsystem stellte aufgrund der durch die große Höhe fehlenden Sauerstoffversorgung (40% weniger als auf Meereshöhe) eine weitere Herausforderung an die Techniker. Durch eine spezielle Siphonanlage wird pro Spülung nur 1,2 Liter Wasser verbraucht. Ähnlich der Technologie, wie sie in U-Booten verwendet wird, wird durch vakuumversiegelte Toiletten, biologische Prozesse, Anreicherung mit Sauerstoff und Kohlefilterung sowie UV-Sterilisation ein bakterienfreies Wasser aus den WCs und Urinalen in die Umwelt zurückgeleitet. Die einzige Ausnahme beim Gebrauch komplett erneuerbarer Materialien ist die Verwendung von Gasflaschen in der Küche für die Speisenzubereitung und ein ölbetriebenes Notstromaggregat. Die geschlossene, eiförmige Außenhülle der Architektur ist in erster Linie der Integration des Volumens in den naturgeschützten Bereich des Mont Blanc-Massivs geschuldet. Die Technik und die meteorologischen Bedingungen führten zu der Entwicklung des ellipsoiden Grundrisses und der perfekten Eiform. Die Hauptachse der Ellipse liegt in der Richtung des vorherrschenden Westwindes. Dadurch wird die Windgeschwindigkeit auf den Längsseiten vergrößert und auf der Hangseite entsteht ein Wirbel, der die Verfrachtung des Schnees auf der Schmelzeinheit vermehrt. Die Gebäudehülle besteht aus 128 trapezförmigen oder rechteckigen Paneelen und diese facettierte Oberfläche wird - wie das Mont Blanc Massiv - vom Lauf der Sonne während eines Tages, abwechselnd beleuchtet. (rp)


architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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