EFFIZIENT BAUEN HygroSkin - Meteorosensitiver Pavillon Experimenteller Versuchsbau / Orléans Achim Menges, Oliver David Krieg, Steffen Reichert 66 In der letzten Ausgabe haben wir über das FRAC Center in Orléans berichtet. In diesem Museum steht auch ein Projekt von Achim Menges in Zusammenarbeit mit Oliver David Krieg und Steffen Reichert. Es ist der Meteorosensitive Pavillon, entstanden aus einer Forschungsarbeit des ICD Institute for Computational Design Stuttgart. Über architektonische Experimente des ICD Stuttgart haben wir schon des Fotos: ICD Universität Stuttgart öfteren berichtet, meist waren es Tragstrukturen, die aus organischen Naturprinzipien abgeleitet waren. Immer war ein wesentlicher Punkt, dass viele annähernd gleiche oder fast idente Teile zur Konstruktion eines Pavillons verwendet wurden. Und immer aus Sperrholz, auf der universitätseigenen, computergesteuerten CNC-Fräse produziert. Diesmal wurde das Experiment um eine Facette erweitert: Man arbeitet nicht nur mit dem Sperrholz, sondern die Forscher berücksichtigten auch die Materialeigenschaften des Holzes. Und es ist bekannt, dass Holz sich unter Feuchtigkeitseinwirkung verändert. Wieder einmal war die Natur das Vorbild: Der Tannenzapfen, dessen Schuppen sich bei Regen oder erhöhter Luftfeuchtigkeit aufstellen und auch wieder zurückverformen. Holz ist eine Maschine Das hygroskopische Verhalten von Holz wurde im Zeitraum von sechs Jahren in Hinblick auf eine neue Art von auf klimatische Veränderungen reagierende Architektur erforscht und entwickelt. Klimaabhängige Veränderungen einer Architektur sind üblicherweise das Resultat von tausenden, elektronischen Messungen und Funktionen und ebenso tausenden Regelkreisen. Statt sich aber mit eher ausgefeilten Techniken zu befassen, dem Diktat der Technik zu folgen beziehungsweise Materialien selbst zu verändern, befasst sich diese Arbeit mit den Eigenschaften und Fähigkeiten des Holzes selbst. Die Instabilität des Materials gegenüber Feuchtigkeit wurde benutzt, um eine sich automatisch öffnende und schließende Oberfläche zu entwickeln. Einzig in Abhängigkeit vom Wetter benötigt sie keinerlei zusätzliche Energie oder Kontrollmechanismen - die Materialstruktur ist selbst die Maschine. Der Pavillon erforscht die Beziehung zwischen einem archetypischen, architektonischen Volumen - einer Schachtel - und seiner Haut, in der komplexe Cluster von klimatisch aktiven Öffnungen eingebettet sind. (In einer Transportbox verpackt wird diese Architektur auch als Demonstrationsprojekt auf Reisen gehen.) Ein 7-achsig, computergesteuerter Industrieroboter, fräste und schnitt 28 unterschiedliche, zusammengesetzte Paneele mit insgesamt 1.100 feuchtigkeitsabhängigen Öffnungen aus dünnem Sperrholz. u „Es ist eine Herausforderung, sich dem Holz hinzugeben, zu ergeben, ihm zu einer Materialität zu folgen, statt ihm eine Form aufzuzwingen.“ (Gilles Deleuze und Félix Guattari)
architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013
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