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architektur Fachmagazin - Ausgabe 07/2013

licht Good Light – Bad Light Heute wollen wir ein wenig den Sinn für die Wirkung von Fassadenanstrahlungen im urbanen Raum schärfen und dies anhand einiger Beispiele – positive, wie negative – verdeutlichen. Text & Bilder: podpod design Immer wieder stellen wir im Kollegenkreis fest, dass wir uns mit der Lichtkrankheit infiziert haben. Uns fallen Details auf, die ein Lichtlaie gar nicht bemerken würde: eine ausgefallene Straßenleuchte hier, ein unangenehm blendender Fluter dort, falsch gewählte Leuchtmittel mit unpassender Lichtfarbe, LED-Leuchten in einer subtilen Palette von Weißtönen oder sterbende Halogenmetalldampflampen, die unaufhaltsam 88 in Richtung Grün oder Pink driften, weil sich niemand die Mühe macht, sie gegen neue zu tauschen. Die Welt ist voll davon. Leider (oder zum Glück?) ist der Mensch ein Gewohnheitstier, nach kurzer Irritation gewöhnt man sich doch an fast alles. So werden auch ziemlich missglückte Fassadenbeleuchtungen zu selbstverständlichen Bestandteilen unseres täglichen (und nächtlichen) Lebens. Dieser Blick lässt sich aber lernen – ein gelegentlicher Spaziergang durch die nächtliche Stadt oder eine Fahrt mit dem Auto mit offenen Augen ist eine gute Grundübung. Wenn man das halbwegs regelmäßig und mit Absicht betreibt, zeigen sich langsam Details und Strukturen, die zuvor nicht so deutlich erkennbar waren. Mit Augenmaß Manche Anstrahlungen kranken an übersehenen Details, andere wiederum am falschen konzeptuellen Ansatz. Müssen Fassadenbeleuchtungen unbedingt zeigen, was der Eigentümer finanziell draufhat? Ein gewisser Stolz auf den Besitz mag ja schön und gut sein – Maß und Ziel sollten aber nie aus dem Auge verloren werden. Man sollte immer überlegen, was angebracht ist und nicht bloß, was möglich ist. An erster Stelle sollte das harmonische Einfügen ins Ensemble stehen. Gerade in Relation zu den Nachbargebäuden können viele Fehler passieren. Ein häufiger sind viel zu hohe Leuchtdichten – eine Fassadenanstrahlung sticht dadurch zu stark heraus, oft, weil sie nur von unbeleuchteten Gebäuden umgeben sind. In so manchem Projekt tritt die Beleuchtung überhaupt nicht richtig in den Dialog mit der Architektur und fährt dominant und ganz ohne Feingefühl einfach drüber. Schon bei Tag fügen sich die Leuchten nicht richtig in die Fassade ein, bei Nacht erst machen sie hässliche Lichtflecken oder helle Streifen bis zum Dachsims. Bei wieder anderen Installationen kann man sich des Eindrucks Ein gelungenes Beispiel, wie man bedeutende Gebäude in der Nacht dezent in Szene setzen kann. nicht erwehren, dass die Lichtplanung zwar durchaus ambitioniert begonnen, das Budget für die Leuchten im Verlauf des Projekts aber Schritt für Schritt immer weiter reduziert wurde, bis nur mehr der Schatten der ursprünglichen Idee übrig bleibt. Freilich, es gibt auch viele gelungene Beispiele für Architekturbeleuchtung. So unterschiedlich Stile und Methoden auch sein mögen, bei allen steht die sorgfältige Auseinandersetzung mit der städtebaulichen Situation, der Geschichte, der Bedeutung und der Besonderheiten der Gebäude im Vordergrund. Die Leuchten wiederum sollten sich auch bei Tag unauffällig integrieren und sich nachts dem Medium Licht unterordnen und die Architektur selbst sollte sich harmonisch in ihr Umfeld integrieren. Was haben geglückte Projekte eigentlich gemeinsam? Neben einer guten gestalterischen Idee muss der Wille zur Umsetzung schon zu Beginn vorhanden sein und alle an der Umsetzung Beteiligten (Bauherr, Architekt, Bauträger, Behörden, etc.) müssen möglichst früh ins Boot geholt werden. Und man muss dann auch gemeinsam den Mut aufbringen, diese Idee auch wirklich umzusetzen. Leider präsentieren sich auch Banken manchmal denkbar unsensibel – und auch die Wartung scheint etwas zu kurz zu kommen, wie die Palette der Lichtfarben zeigt.


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