STÄDTEBAU Das Parkhaus in Skopje der PPAG architects zusammen mit Milan Mijalkovic ist eine freche, frische Interpretation des Barockgedankens. In einer Mischung aus opulenter Ästhetik und Hightech entstand eine durchaus außergewöhnliche Lösung einer dekorativen Fassade. 53 ‚barocken, neoklassizistischen und neoromantischen Stil‘ gestaltet werden. Damit kann wohl niemand so recht etwas anfangen, und so war es nicht verwunderlich, dass PPAG architects (Anna Popelka & Georg Poduschka) in kooperation mit Milan Mijalkovic, eine durchaus eigenwillige Lösung vorschlugen. Ausgangspunkt war eine Collage von Anna Popelka (aus Fotos, die ihre Tochter Andrea erstellt hat): Perspektivisch verzerrte Bilder einer historistischen Straßenfassade in Wien – zu einem endlosen Muster addiert. Diese 2-dimensionale Collage wurde für die Fassade des Parkhauses wieder 3-dimensionalisiert, in 4 Ebenen zerlegt und zu einem endlosen Muster zusammengefügt. Das Team konnte den Wettbewerb zwar nicht gewinnen, schließlich wurden PPAG in Kooperation mit Milan Mijalkovic doch für die Fassade des Parkhauses in der Ulica Mito Hagjivasilev Jasmin beauftragt. Die Entscheidung fiel angeblich auf Intervention eines Ministers persönlich - er war von der Fassade des Projektes dementsprechend begeistert. Der Wunsch der Stadt nach einer barocken Fassade ist damit in einer Weise interpretiert, die zeigt, dass Architektur auch Humor haben kann (mit oder ohne Einmischung der Politik). 20 Jahre nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien ist in Mazedonien der Neobarock der beliebteste Stil für Wiederaufbau und in der Verwendung bei neuen Prunkbauten. Er soll ‚Macht‘ demonstrieren, damit will sich Skopje als eine europäische, christliche Stadt der Bourgeoisie zeigen, etwas das sie eigentlich nie war. Die islamische, orientalische und auch die aktuelle sozialistische Vergangenheit soll in der Architektur und im Städtebau damit verdrängt werden. Stadt bedeutet auch Autos: Und die Garage ist eines der vielen Projekte, die im Rahmen des gigantischen ‚Skopje 2014‘ Wiederaufbauplanes, nach dem schweren Erdbeben 1963 durch die konservative Regierung realisiert wurden. Die Anstrengungen dieses Wiederaufbaus standen unter UN-Kontrolle und wurden eigentlich als Gelegenheit zur Rationalisierung der Stadtstruktur betrachtet. Der japanische Architekt Kenzo Tange schuf den Masterplan dafür. Er plante ein Verkehrssystem aus konzentrischen Ringen und radialen Achsen. Genauso wie unzählige Parkmöglichkeiten in der Nähe eines hochverdichteten Wohnquartiers für 30.000 Einwohner. Doch Parken entsprach nicht ganz dem Zeitgeist - so wurden die Flächen sehr schnell zu privaten Lagerflächen und von Geschäften besetzt. In den letzten Jahren nahm der Verkehr sehr stark zu, und so musste die Stadtregierung wieder neue Parkmöglichkeiten schaffen. u
architektur Fachmagazin Ausgabe 08/2013
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