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BIM-Einführung:
(R)Evolution im Planungsbüro
Den Eintritt in die BIM-Welt gibt es nicht umsonst. Die Einführung der modellorientierten
Planungsmethode kostet Zeit, Geld und führt zu Änderungen im
Unternehmen. Was man dabei beachten sollte.
Text: Marian Behaneck,
Die Einführung der modellbasierten Planungsmethode
ist mehr als der Umstieg von
konventioneller Planung auf CAD vor rund
30 Jahren. Während damals nur die Werkzeuge
getauscht wurden, ändern sich bei
der BIM-Einführung auch die Arbeitsweise,
Planungsmethoden und Prozesse. Das hat
weitreichende Folgen für Planungsbüros
und nicht zuletzt auch einen finanziellen
Aspekt. So liegen beispielsweise die Kosten
für eine meist mehrtägige BIM-Ausbildung
pro Person zwischen 1.500 und 5.000 Euro.
Hinzu kommen gegebenenfalls Kosten für
neue Software und entsprechende Schulungen
oder eine Hardware-Aufrüstung.
Deshalb sollte die BIM-Einführung gut vorbereitet
werden. Neben den Werkzeugen
müssen auch neue Strukturen und Abläufe
im Unternehmen eingeführt, Kenntnisse
und Fähigkeiten erworben, gegebenenfalls
personelle und informationstechnische Kapazitäten
aufgebaut werden etc.
Das hat insbesondere in großen Unternehmen
viele Veränderungen zur Folge. Vieles
kommt auf den Prüfstand: die Software,
die Hardware, die Kommunikation und Vernetzung,
externe Partner – und nicht zuletzt
das Know-how der Mitarbeiter. Jede
BIM-Einführung ist zwar individuell und
verläuft anders, weil jedes Planungsbüro
andere technische und strukturelle Bedingungen,
andere Fähigkeiten, Schwerpunkte
und Zielvorgaben hat – und damit auch unterschiedliche
Ausprägungen der BIM-Nutzung.
Dennoch gibt es grundlegende
Vorgehensweisen und Schritte der BIM-Einführung,
an denen man sich orientieren und
die man in modifizierter Form auf die eigene,
individuelle Bürosituation übertragen kann.
Was soll erreicht werden
und was ist vorhanden?
Nur wer sein Ziel kennt, kommt an. Vor der
BIM-Einführung sollten deshalb bürointern
Eine fundierte Ausbildung bildet die Grundlage jedes BIM-Umstiegs, denn
die modellorientierte Planung setzt Wissen und Know-how voraus.
© ATP/Becker
Zielvorgaben festgesteckt werden: Welche
Erwartungen werden an den BIM-Prozess
gestellt? Ist es der Gewinn an Ordnung in
der Planung und Datenhaltung, die Vermeidung
von Datenredundanzen und die Minimierung
von Suchzeiten? Sind es die präzisere
Vorhersage und bessere Koordination
von Kosten und Zeiten, die automatisierte
Modellauswertung für Massenermittlungen,
Ausschreibungen, Berechnungen oder
Simulationen? Oder ist es die Bereitstellung
nutzungsrelevanter Daten für die spätere
Gebäudebewirtschaftung?
Mindestens ebenso wichtig wie geometrische
und zeitliche Kollisionskontrollen oder
die Rationalisierung von Planungsprozessen
und die Einsparung von Planungszeiten und
-kosten dürfte auch eine Steigerung der Planungssicherheit
und -qualität sein. Achten
sollte man dabei stets auf eine realistische
Zieldefinition, die vorhandene Büroressourcen
nicht überfordert und zwischen kurz-
und langfristigen Zielen unterscheidet. Im
Hinblick auf den Büro und Software übergreifenden
Einsatz von BIM (Big/Open BIM)
ist zusätzlich eine Abstimmung der BIM-Ziele
auch zwischen Projektpartnern und dem
Bauherrn erforderlich. Der Zieldefinition
sollte sich eine Analysephase anschließen.
Dabei sollte der Ist-Zustand des Büros erfasst
und der Soll-Zieldefinition gegenübergestellt
werden. Dabei zutage tretende Differenzen
definieren dann jene Bereiche, die
durch die BIM-Planungsmethode verbessert
werden sollten. Den Fokus der Bestandsanalyse
sollte man dabei auf die Mitarbeiter des
Unternehmens, die Werkzeuge und über die
Jahre etablierte Arbeitsabläufe, Prozesse
und Standards legen.
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