73 www.architektur-online.com Frauen in der Architektur
© Georg Petermichl Hofgestaltung a+k Wien
Architektin DI Maria Auböck
Die Architektur und das Bauen. Weiblich.
Zur Lage des Weiblichen im Bauen zu
schreiben ist schwieriger als über die Architektur
und das weibliche Denken. Immer
noch. Es geht nicht um den richtigen Artikel
für „die Architektur“ und „das Bauen“ – es
geht um die Erkenntnis, dass es für Frauen
in der Architektur längst alles zu tun gibt,
im Bauwesen aber nicht. Die wesentlichen
Unterschiede im weiblichen und männlichen
Denken bei intellektueller Bewältigung poetisch
komplexer Fragestellungen wie dem
Entwurf, oder zur Gedankenwelt der Baukultur
sind interessant und ebenbürtig im
Ergebnis. Diese Erkenntnis muss offenbar
regelmäßig und generationenübergreifend
wiederholt werden. In den letzten Jahren
wurden jedoch wieder die Zweifel am rationalen
Denken der Frauen laut – Männer und
Frauen entwerfen eben verschieden, aber im
Team sind wir leichter, schneller und eleganter.
Hiermit ist die innere Logik – ungeachtet
vom Geschlecht der Akteure – gemeint. Wie
werden Zugänge zu Entwurfsaufgaben gesucht,
woher stammt die Inspiration?
Seit der Aufklärung Ende des 18. Jahrhunderts
waren Auftraggeberinnen, Gestalterinnen
und Autorinnen beteiligt am
Architekturdiskurs. Philosophie und die
Feminisierung der Kultur dieser Zeit brachten
ungeahnte Lösungen und Raffinesse.
Im 20. Jahrhunderts sind z. B. im Archiv
der ZV Wien eine Vielzahl von Architektinnen
als Mitglieder verzeichnet, deren Werk
heute unbekannt ist. Das Bauwesen war
und ist hingegen eine Männerdomäne – die
Baustelle wurde als ein gefährlicher Ort betrachtet
– wo Frauen in technischen Berufen
nur zögerlich Zugang fanden. Die aktuellen
Tendenzen der feministischen Debatte zeigen,
dass sich diese Fragestellungen, die
von sozialer Ungerechtigkeit ausgelöst werden,
wiederholen. So auch die Frage nach
der ungleichen Bezahlung von Männern und
Frauen in Österreich, nach den Aufgaben
und Aufträgen auch im Bauwesen.
Im 21. Jahrhundert sind Frauen in der Architektur
starke Partner in der Architekturvermittlung.
Heute sind Architektinnen wie
Lina Bo Bardi, Eileen Gray, Zaha Hadid, in der
Architekturgeschichte längst integriert. Viel
wichtiger als der Bedeutungsrahmen dieser
Namen ist die Zugänglichkeit zu neuen Gedankenformen,
neuen Arbeitsbedingungen
für Architektinnen. Die Autorin und Theoretikerin
Liane Le Faivre hat, so wie andere
Forscherinnen, schon lange begriffen, dass
innovative Architektinnnen in Österreich
wichtige Leistungen erbringen. International
beweisen das auch die Kuratorinnen der
Architekturbiennale Venedig 2018: Durch
ihre eindrucksvollen Projekte zeigen sie, wie
klar und unspektakulär starke Entwurfskonzepte
realisiert werden können.
Aber Aufträge gehen eben noch immer
nicht direkt an die Frauen in der Architektur.
Deshalb begleiten auch seit vielen Jahren
Berufsvertretungen unsere Arbeit mit
Workshops, Tagungen, Ausstellungen – so
auch die Bundesingenieurkammer, die seit
Jahren in Österreich ein ZT-Innen Netzwerk
betreibt. Querdenken und Netzwerken sind
nicht nur männlich, sondern auch eine weibliche
Art intellektuellen Umgangs, anlassbezogen
und lösungsorientiert zu arbeiten.
Neue Feminismustendenzen in der Planung
sind für uns Alltag – me too?
© Peter Reischer
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