Page 127

architektur_316_eMag

127 www.architektur-online.com edv Beispiel Wärmedämmung von Innen: Auch im Sommer werden Schwachstellen an der Wärmedämmung sichtbar: die Zwischensparrendämmung ist an mehreren Stellen lückenhaft © Dittié Sonnenuntergang nutzt. Nach der Aufheiz- bzw. mit Beginn der Abkühlphase beginnt die Aufnahmephase. Häufig genügt schon ein Einzelbild, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Manchmal muss aber die zeitliche Entwicklung berücksichtigt werden, denn bestimmte Strukturen oder Vorgänge sind nur kurzzeitig sichtbar – und diesen kurzen Moment gilt es festzuhalten. In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, vor der Aufheizphase ein Thermogramm zu erstellen, um eine Vergleichsmöglichkeit (vorher/nachher) zu haben. Eine weitere Methode der thermischen Anregung ist die Anfeuchtung von Bauteilen, sofern diese eine Anfeuchtung vertragen. Die Methode beruht darauf, dass bestimmte Materialien, Inhomogenitäten oder Risse mehr Wasser aufnehmen, als das umgebende Material. Entsprechend länger hält die durch die Verdunstung bedingte Abkühlung an. So kann beispielsweise ein gesättigt feuchter Riss je nach Luftfeuchtigkeit, einen Temperaturunterschied von bis zu 3 Kelvin aufweisen, was im Thermogramm gut sichtbar ist. Bevor man die IR-Aufnahmen macht, sollte man dem Wasser allerdings genügend Zeit lassen, damit es in Risse und Poren eindringen kann. Wie werden die IR-Aufnahmen ausgewertet? Da bei der aktiven Bauthermografie lediglich im Thermogramm sichtbare Temperaturunterschiede und keine absoluten Temperaturwerte betrachtet werden, ist die Auswertung etwas einfacher als bei der passiven Thermografie. Geht es nur um eine Risssuche per Anfeuchttechnik, genügt es bereits, zwei Thermogramme für trocken und feucht gegenüberzustellen. Bei der Suche von Hohlräumen und Ablösungen, etwa von Fliesen, Putzschichten oder Bitumenbahnen ist eine Bilderserie sinnvoll. Sollen feine Strukturen sichtbar gemacht werden, ist meist eine sogenannte Fouriertransformation erforderlich, um das Bildrauschen zu mindern. Die dabei generierten Phasenbilder zeigen häufig auch dann noch Strukturen, wenn in den unbearbeiteten Thermogrammen nichts mehr erkennbar ist. Sogar die Tiefe einer Struktur kann zumindest grob abgeschätzt werden. Tiefe Strukturen erscheinen später (also bei tieferen Frequenzen) als oberflächennahe. Insgesamt erfordert die Interpretation der Thermogramme Erfahrung und teilweise kriminalistischen Spürsinn, um die Temperaturunterschiede im Bild richtig zu deuten und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Für die Auswertung, Optimierung und Nachjustierung der Thermogramme und deren Zusammenstellung zu aussagekräftigen und nachvollziehbaren Berichten offerieren IR-Kameraanbieter (wie etwa Flir, InfraTec oder Testo) teilweise auch bauspezifische Auswertungsprogramme oder Funktionen. Welche Kameratechnik ist erforderlich? Nicht jede Thermografiekamera eignet sich für die aktive Bauthermografie, denn an die Kameratechnik werden bestimmte Anforderungen gestellt. So sollte die Kamera über eine thermische Empfindlichkeit (NETDWert) von mindestens 0,08 K verfügen, damit auch kleinste Temperaturunterschiede sichtbar werden. Für die Untersuchung größerer Fassadenflächen ist eine IR-Auflösung von mindestens 320 x 240 Pixel erforderlich. Sinnvoll ist eine Wechseloptik, damit man sowohl einen großen Fassaden- oder Raumausschnitt als auch Detailaufnahmen machen kann. IR-Kameras, die diesen Anforderungen genügen, sind ab 5.000 Euro erhältlich (siehe Anbieterliste). Feine Strukturen lassen sich noch besser mit IR-Kameras mit einer noch höheren thermischen Empfindlichkeit (0,06 K) und Bildauflösung (640 x 480 Pixel) erkennen. Da die Temperaturunterschiede teilweise gering sind, sollte eine manuelle Temperaturska- Die Sonne bringt es an den Tag: Feucht gewordene WDVS-Fassadendämmung lässt sich auch im Sommer thermografisch lokalisieren. © Dittié


architektur_316_eMag
To see the actual publication please follow the link above