architektur FACHMAGAZIN 74 Wie wohnen wir?
Eine schmale Betonstiege, beginnend im Wohnbereich
und zwischen zwei Betonwänden eingeklemmt,
bietet den Zugang zu den Schlafstellen im Obergeschoss.
Hier sind zwei komplett offene Schlafzimmer,
von denen aus man den darunter liegenden Wohnbereich
überblicken kann. Von den Schlafzimmern aus
bietet sich durch große Fenster der Ausblick in die
Landschaft. Die Beziehung zur Natur wird über die
Holzfenster (ohne jegliche Unterteilung) hergestellt.
Einige lassen sich öffnen und andere sind fix verglast.
Zusammen bringen sie genug Naturlicht ins Innere
der Architektur und auch genügend Ausblicke in die
Natur. Ihre Anordnung an der Fassade entspricht jedoch
nicht funktionalen oder ästhetischen Kriterien,
sondern rein den besten Blickpunkten nach außen.
Der verwendete Stahlbeton trägt dazu bei, jegliche
strukturellen Elemente im Inneren zu eliminieren und
die Baukosten zu reduzieren. Er wurde mit ganz normalen
Schaltafeln verarbeitet und blieb innen sichtbar.
Die Materialität des Betons und die der wenigen
Holzelemente (in der Küche, bei den Türen und Fenstern),
die Sterilität des Bodens aus Beton mit Quarzsand
veredelt und poliert, die rauen Oberflächen der
Wände und Decken – all das soll (und tut es auch) die
architektonische Arbeit und Qualität betonen. Das ist
Wohnen in einem Designobjekt.
Das Innere ist von einem
coolen Design und Beton,
wohin man auch blickt,
gekennzeichnet.
Die Behandlung der Außenfassaden folgt in ihrer
Ideologie den Innenräumen und führt zu einer Kontinuität
des Raumgefüges. Ein dunkelgrauer, grobkörniger,
Hitze reflektierender, mit der Spachtel
verarbeiteter Thermoputz bedeckt die Wände. Auch
die 45 Grad gefalteten Dachflächen sind mit einem
billigen Material, welches üblicherweise bei Industriebauten
verwendet wird, bedeckt. So wird die brutalistisch
puristische Sprache des ganzen Projekts
bis ins kleinste Detail durchgezogen.
(rp)