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www.architektur-online.com Thema erhalten auch die vielen, klein geschriebenen Texte und Erläuterungen auf den einzelnen Erklärungstafeln einen anderen Sinn. Es sind übrigens einfache Kartontafeln in A3-Größe, mittels eines Loches auf einem 10er Baustahlstab, der wiederum in einem Lochziegel steckt, angebunden und aufgehängt. Minimaler Aufwand mit maximaler Wirkung. Der Besucher soll Wissen beim Durchschreiten der Ausstellung erhalten, nicht Erlebnisse genießen. Aravena sprach in seinem Eröffnungsstatement im Teatro Piccolo von der Ermutigung der Nutzer, vom notwendigen Enthusiasmus mit dem wir unsere (auch gebaute) Umwelt betrachten müssen. Die „enduser“ sollten wieder ermächtigt werden, von Politikern, Entscheidungsträgern und Architekten Qualität verlangen zu können. Auch das ist eine Ebene, auf der oder mit der man die Ausstellung betrachten kann. Sich beschweren und anklagen, meinte er, sei nicht genug, man müsse etwas tun. Das „business as usual“ muss sich in eine andere Richtung entwickeln. Denn es geht nicht um Gewinn, sondern um eine Verbesserung der Lebensqualität und der Architektur. Als eine der größten Gefahren für die Welt formulierte er in seinem Statement die Gier nach privatem Profit und dass manche die gebaute Umwelt nur als Geldmaschine betrachten. Analogien zu gewissen Bauprojekten in Wien sind sicher nicht beabsichtigt, aber bemerkenswert. Sinngemäß formulierte er, dass es bei der Ausstellung nicht um Quantitäten (Besucherzahlen) und Größen, sondern um die Qualität der Besuche ginge. Auch die Eröffnungs- oder Eingangshalle in das Arsenale ist ein kräftiges Statement zur Zeit, zur Nachhaltigkeit: 14 Kilometer Aluminiumstreifen hängen – mehr oder weniger – verbogen von der Decke herab. 10.000 m2 kunstvoll zusammengefügte Reste von Gipskartonplatten bilden die Wände. Dieses Material ist wiederverwertetes Abbaumaterial der vorigen Biennale, insgesamt 100 Tonnen Abfall. Aravena hat die Vergangenheit recycelt! Auch die Tatsache, dass auf seinen „call“ hin, innerhalb kürzester Zeit hunderte Beiträge von bis dato unbekannten Kollektiven und Architekten nach Venedig gelangten und ein insgesamt stimmiges, auch nachdenklich stimmendes Event produziert wurde, passt in das Motto „Reporting from the Front“. Ein Report muss immer aktuell sein, muss den Krieg – in diesem Fall bildlich gesprochen – mitbringen, er muss in der Zeit sein. Und es stimmt gar nicht traurig, dass so vielleicht eines der vielen Enden der traditionellen Architektur eingeläutet wird. Denn nur, wenn etwas endet, kann auch etwas Neues entstehen. Tod ist gleichzeitig auch Leben, ist Beginn. Es ist nun eigentlich irrelevant, was man als Besucher, Architekt, Journalist oder Kritiker über die diesjährige Architekturbiennale in Venedig denkt und schreibt – sie bedeutet auf jeden Fall einen Bruch in der Geschichte der Architektur. Es kündigt sich eine Zeitenwende an, ein Ikonoklasmus der Landmarks, der Abgang der Stars und das Verschwinden von imageträchtigen Stilen. WWW.ORGATEC.DE ARBEIT NEU DENKEN KÖLN, 25.–29.10.2016 WIE LEBEN UND ARBEITEN WIR MORGEN? DAS ERFAHREN SIE AUF DER ORGATEC Als weltweit einzige Plattform für integrierte, ganzheitliche Arbeitswelten ist die ORGATEC die Messe für Nach- und Vordenker: Moderne Büroeinrichtung, visionäre Raumgestaltung, zukunftsweisende Lösungen für mobiles Arbeiten und nachhaltige Strategien für den Objektbereich geben Impulse für neue Ideen und befl ügeln die Kreativität. Seien Sie ein Teil davon ! Gesell GmbH & Co. KG Sieveringer Str. 153, 1190 Wien Tel. (01) 320 50 37 Fax (01) 320 63 44 office@gesell.com Jetzt Eintrittskarte online kaufen und bis zu 45 % sparen! BLOG


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