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128 architektur FACHMAGAZIN edv Wärmebrücken-Analyse Energetische Schwachstellen minimieren Wärmebrücken verursachen Wärmeverluste und sind zugleich potenzielle Problemstellen, etwa für Schimmelschäden. Spezielle Software hilft, diese Schwachstellen an der Gebäudehülle schon im Vorfeld bei der Planung zu erkennen und zu minimieren. Text: Marian Behaneck Wärmebrücken sind aus mehreren Gründen problematisch: Sie wirken sich nachteilig auf den Energieverbrauch von Gebäuden, die Wohnhygiene und Behaglichkeit aus. Bis zu 50 Prozent der Wärmeverluste von Gebäuden können durch Wärmebrücken verursacht werden. Berücksichtigt man gleichzeitig, dass europa- und weltweit etwa 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf den Gebäudesektor entfallen, wird die Wichtigkeit der Vermeidung von Wärmeverlusten deutlich. Je besser Gebäude, beispielsweise im Zuge europäischer und nationaler Richtlinien (EAVG, GEAK, EnEV etc.) gedämmt werden, desto problematischer sind die durch Wärmebrücken bedingten lokalen Wärmeverluste – sowohl aus energetischer als auch aus bauphysikalischer Sicht. Die damit verbundenen lokalen Oberflächentemperatur Absenkungen können auf der Bauteilinnenseite durch Feuchtigkeit bedingte Bauschäden hervorrufen und eine Schimmelpilzbildung begünstigen sowie durch lokale Temperaturabsenkungen die Behaglichkeit der Bewohner beeinträchtigen. Durch eine energetische Überprüfung neuralgischer Punkte im Vorfeld lassen sich Schwachstellen vermeiden und beispielsweise Niedrigenergiegebäude optimieren. Rechnergestützte Wärmebrücken Analysen berechnen die Oberflächentemperaturen an diesen Stellen und helfen, potenzielle Probleme zu erkennen. Welche Wärmebrücken gibt es? Wärmebrücken sind Bauteile oder Bauteilbereiche, über die mehr Wärme als über angrenzende Bereiche abfließt. Daraus resultiert im Wärmebrücken-Umfeld eine Absenkung der raumseitigen Oberflächentemperaturen, was als unangenehme „Zugerscheinung“ empfunden wird und die Behaglichkeit von Wohn- oder Büroräumen beeinträchtigt. Der über die Bauteilbereiche abfließende Wärmestrom (daher „Wärmebrücke“ Wärmebrücken verursachen Wärmeverluste und Schäden an der Bausubstanz – deshalb sollte man sie schon in früher Planungsphase minimieren. ©InfraTec und nicht, wie häufig fälschlich: „Kältebrücke“) ist umso größer, je höher die Temperaturdifferenz zwischen der Raumluft und der Außenlufttemperatur ist. Sinkt die Außentemperatur in den Wintermonaten stark ab und/oder werden die Räume nicht genügend beheizt, kann die Taupunkttemperatur im Wärmebrückenbereich unterschritten werden, sodass sich dort die in der Raumluft enthaltene Feuchtigkeit niederschlägt. Kann diese nicht wieder abgegeben werden, nimmt die Oberflächenfeuchte zu, sodass Schäden an Tapeten oder am Putz entstehen. Feuchte Stellen sind zudem ein Nährboden für Schimmelpilze, die zu weiteren Schäden an Bauteilen und am Mobiliar führen. In die Raumluft abgegebene Pilzsporen beeinträchtigen außerdem die Raumhygiene und die Gesundheit der Bewohner. Wärmebrücken können an verschiedenen Stellen eines Gebäudes auftreten: an auskragenden Balkonplatten, Auflagern, konstruktiven Verbindungen, Ringankern, Mauersohlen, Fensterlaibungen, Fensterstürzen, Rollladenkästen, Heizkörpernischen, Deckenanschlüssen, Gebäudeecken und so weiter. Übersichten über typische Wärmebrücken in Wohn- und Wirtschaftsgebäuden bietet beispielsweise der Planungsatlas Hochbau (https://planungsatlas-hochbau. de). Unterschieden werden ein-, zwei- und dreidimensionale, ferner geometrisch-, konstruktions und materialbedingte Wärmebrücken sowie Kombinationen daraus. Fließt der Wärmestrom in eine Richtung – etwa bei einer mehrschaligen Außenwand – spricht man von eindimensionalen Wärmebrücken. Zweidimensionale Wärmebrücken bestehen aus zwei, aus unterschiedlichen Richtungen aufeinandertreffenden Bauteilen – etwa bei einer Außenecke. Treffen drei oder mehr


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