Junges Wohnen
Bücherregale aus Bananenkisten, unbequeme Schlafsofas und Sitzsäcke anstelle von Stühlen – so oder zumindest so ähnlich stellen sich viele junges Wohnen vor. Dass dem aber nicht so sein muss, ermöglichen immer mehr Designideen, die den Menschen von heute helfen, nach ihren Vorstellungen modern zu wohnen.
Flexibilität, Mobilität und Modularität
Natürlich wohnen nicht nur junge Menschen jung! Es gibt kein altersgemäßes Wohnen mehr – in der heutigen schnelllebigen Zeit wird das Wohnen eher den äußeren Lebensumständen, den finanziellen Möglichkeiten und den geschmacklichen Vorstellungen angepasst. Was also junges und urbanes Wohnen ausmacht, sind vor allem drei Dinge: Flexibilität, Mobilität und Modularität. Die derzeit vorherrschende Arbeitswelt, der Wohnungsmarkt, aber auch das vermehrte Auftreten von Single-Haushalten verändern das Wohnen. Urbane Nomaden sagen nicht nein, wenn sie die Firma für drei Jahre nach Hongkong schickt, oder zögern nicht lange, wenn es heißt, dass in einer anderen Stadt viel bessere Jobs auf dem Markt sind. Wohnungen werden zusammengelegt, werden zwischenzeitlich untervermietet, oder aber einfach aufgegeben.
Um solch einen Lebensstil aber leben zu können, muss das Wohnen daran angepasst werden. Junges Wohnen zielt somit nicht darauf ab, in einer Bleibe alt zu werden bzw. die immergleiche Einrichtung über Jahrzehnte zu behalten. Denn schließlich werden heutzutage Einrichtungsgegenstände nicht mehr weitervererbt – zu schnell ändern sich die Geschmäcker und Vorlieben. „Mitnahmemöbel“ versus Schrankwand – die Vorteile liegen auf der Hand: von Dauer ist das Mobile. Ob nun ein Bett zum Zusammenfalten, ein Schrank umspannt mit Segeltuch oder Sitzmöbel, die auch als Stauraum dienen – der Möbelmarkt reagiert auf die veränderten Anforderungen und bietet immer mehr intelligente Lösungen, die dabei helfen sollen, frei und ungezwungen zu leben. Die Möbel werden auf diese Art und Weise multitaskingfähige Verwandlungskünstler und gleichen sich dem praktischen Lebensstil ihrer Bewohner an.
Ein großer Vorteil bietet auch die Modularität eines Möbels wie Bücherregal, Küche oder Sofa, da diese problemlos an andere Grundrisse oder Wohnsituationen angepasst werden und somit auch leichter mitübersiedeln können. Auf diese Weise werden Möbel nicht zu Ballast, und man kann sich länger an ihnen erfreuen.
Die erste Wohnung –bunter Mix aus Allerlei
Die erste eigene Wohnung vergisst man nie – sie ist etwas ganz Besonderes! Bei der ersten eigenen Einrichtung allerdings fehlt es noch ein bisschen an Alternativen zu großen schwedischen Einrichtungsanbietern. Dabei sind die Anforderungen klar umrissen: Die Möbel sollten preiswert und funktional, dabei aber nicht zu schwer sein. Gleichzeitig sollten sie wenn möglich nicht „von der Stange“ kommen, da sie doch die eigene Persönlichkeit widerspiegeln und Ausdruck der Kreativität sind.
Aus Mangel an Alternativen lockern viele das ihnen gebotene nordische Design durch Einzelstücke vom Flohmarkt, selbst gemachtes oder Dachbodenfunde auf. Einbauschrank und Spiegelgarderobe waren gestern. Doch nicht alles, was gestern war, ist hoffnungslos veraltet!
Retro-Möbel
„In einer Zeit, in der VW Käfer und Mini wieder aufgelegt sind, Möbel wieder, runde Ecken“ haben, Afri Cola wieder in Gastronomien erhältlich ist und Puma vom Sportartikel zum Kultobjekt avanciert ist, kann sich niemand mehr dem Designeinfluss vergangener Zeiten entziehen“, so der Designer Lars Contzen, der mit seinen Retro-Tapeten und Oberflächendesigns auf sich aufmerksam macht.
Doch nicht nur Prints erinnern an alte Zeiten. Fand man tote ausgestopfte Tiere an Großvaters Wänden noch abstoßend, so blicken einem jetzt Kunststoff-Rehäuglein beim Mantelaufhängen entgegen, und wer den Luster über Omas Esstisch protzig fand, wird sich jetzt kaum mehr an Imitationen aus Papier oder Keramik in knalligen Farben stoßen. Auch ernsthaftes Retro-Design ist zurzeit groß in Mode – vor allem die 1950er und 1960er-Jahre sind gerade „in“.
Die Bezugnahme auf frühere Stile war schon immer ein Grundprinzip gestalterischer Fortentwicklung.
Das Teeservice feiert ein Comeback, und die neue Häuslichkeit verführt zum Wiederaufleben alter Werte. „Retro ist ein emotionales Thema“, so die Designerin Sara Hausmann, die zusammen mit Achim Böhmer ein Buch über Retro-Design geschrieben hat.
Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zieht es die Menschen zu Altbekanntem und Altbewährtem. Das wiederum bedeute nicht zwangsläufig, dass uns eine Rückwärtsgewandtheit erfasst hätte, meint Sara Hausmann. Ganz im Gegenteil – junges Wohnen ist auch modernes Wohnen und implementiert die Aufgeschlossenheit gegenüber verschiedensten Stilen.
Single Room Living
Wie heißt es so schön: Platz ist in der kleinsten Hütte. Und tatsächlich gibt es immer mehr planerische Lösungen und praktische Möbel, die auf wenigen Quadratmetern alles unterbringen was man zum Leben braucht.
In solch einem Grundriss, sei es nun ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft oder eine Garconniere, muss der Raum (gleich wie die Möbel darin) mehr als nur einen Zweck erfüllen und vielerlei Aufgaben übernehmen können, da meist mehrere Funktionszonen zusammengelegt werden. Dann dient der ausziehbare Arbeitstisch in der Pause als Esstisch, und die Couch wird am Abend zum Bett. Aber auch in Mehrzimmer-Wohnungen werden die Grenzen immer fließender, und klare Funktionstrennungen sind obsolet geworden. So nutzt man heute das ansonsten tagsüber verwaiste Schlafzimmer oft auch als Ruheraum, zum Fernsehen oder Lesen, und gearbeitet wird mit Laptop am Küchentisch oder auf der Terrasse.
Junges Wohnen passt sich an die vorherrschenden gesellschaftlichen Bedingungen an und geht weg von zu großen und überteuerten Wohnungen hin zu raumoptimierten, praktischen und energiesparenden Lösungen.
Die Einrichtung ist frech, clever und effizient und trifft somit den Nerv der Zeit. Wer sich noch nicht häuslich niederlassen will und sich beruflich wie auch privat noch einige Türen offen halten möchte (ganz gleich in welchem Alter), sollte darauf achten, dass auch die Einrichtung diese Flexibilität mitmacht und einen nicht im Stich lässt, wenn es denn heißt: Welt ich komme!
Kategorie: Design