Die Herausforderung der Vereinbarkeit

28. April 2022 Mehr

Architektin Ute Stotter hat sich mit ihrem Architekturbüro vor allem auf die Planung und Realisierung von Einfamilienhäusern gemäß umweltfreundlichen Richtlinien spezialisiert. Als zertifizierte Passivhausplanerin entwirft sie Projekte für individuelle Bauherren, wobei sie großen Wert auf die Vereinbarkeit von Funktionalität, den Wünschen der Auftraggeber und Umweltschutz legt.

 


© Ute Stotter

 

Sie widmen sich der nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudeplanung – mit welchen Herausforderungen sehen Sie sich in diesem Bereich konfrontiert?

Es ist nicht immer leicht, die Anforderungen der Bauherren, die Aspekte des Umweltschutzes mitsamt dem Wunsch nach niedrigen Baukosten unter einen Hut zu bringen. In der Architektur ist es darum wichtig, ganzheitlich zu denken. Mein Bestreben besteht darin, einen integralen Planungsansatz anzuwenden und damit den Weg für Innovationen zu ebnen. Es ist in der Baubranche nur so möglich, sich von der Konkurrenz abzuheben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Von Bedeutung ist es des Weiteren, den Dialog mit Bauherren und Partnern offen zu halten. Es sollte ein steter Austausch stattfinden. Nur so lässt sich sicherstellen, dass in der Bauplanung alle Bedürfnisse ausreichend berücksichtigt werden.

 


Ein Beispiel für den Einsatz von Naturbaustoffen im Hausbau. © Superikonoskop

 

Welche Techniken werden sich in der Architektur wahrscheinlich durchsetzen? Gibt es Materialien, die Sie als besonders wichtig ansehen?

Ich sehe natürlich viele Chancen im Passivhaus. Auch ist es in der Architektur wichtig, in umweltverträgliche Techniken zu investieren. Gemeint sind hiermit unter anderem Methoden zur klimaneutralen Energiegewinnung, wie beispielsweise Solaranlagen – die Kraft der Sonne ist so stark, dass sich mit ihr der Energiebedarf in ganz Mitteleuropa decken ließe.
Diesbezüglich ist anzumerken, dass Gebäude auf den Klimawandel einen erheblichen Einfluss haben. Es sind neue, innovative Ansätze gefragt, um den Anforderungen des Umweltschutzes Folge zu leisten. Bereitstellung und Verbrauch von Energie sind einem Wandel unterworfen, dem sich auch die Architektur stellen muss.
Resilienz von Gebäuden lässt sich einerseits durch eine hochenergieeffiziente Gebäudehülle und andererseits mit innovativen Energieversorgungskonzepten erzielen. Es gilt hier stets zu bedenken, dass wir immer auch über Energie sprechen, wenn von Architektur die Rede ist.

 


Schema und Funktionsweise eines Passivhauses.

 

Welche Materialien sehen Sie in Bezug auf nachhaltiges Bauen als essenziell?

Insbesondere erneuerbare Materialien, die sich recyceln lassen, sehe ich als zukunftsträchtig für die Architektur an. Vor allem Holz kann zu einem guten ökologischen Fußabdruck beitragen. Jedes Haus, das klimaverträglichen Standards entsprechen soll, muss heute ausreichend gedämmt sein. Dafür eignen sich in erster Linie Dämmstoffe aus Zellulose. Sie sind erneuerbar, nachhaltig und gleichzeitig anwenderfreundlich.
Vor allem bei Dämmmaterialien ist es essenziell, auf eine umweltfreundliche Herkunft zu achten – denn im Vergleich zu anderen Baustoffen, können diese durch ihre aufwändigen Herstellungsprozesse eine besondere Belastung für die Umwelt sein.

Ist bei der Wahl der Materialien im Hausbau ein Wandel oder ein Umdenken bei den Architekten erforderlich?

Es ist in der Architektur auf jeden Fall ein Umdenken notwendig, wenn es um den Einsatz der Materialien geht. Wie bereits erwähnt, ist es in der Bauplanung notwendig, vermehrt auf erneuerbare Rohstoffe sowie wiederverwertbare Baustoffe zu setzen. Doch kommt es in diesem Punkt auf die individuelle Situation an. Bei der Sanierung von Altbauten ist beispielsweise eine andere Herangehensweise als beim Bau eines Bürogebäudes gefragt.

 


Ute Stotter realisierte den Umbau des Technologieparks in Graz. © Space One

 

Welchen Beitrag könnte die Architektur in puncto Nachhaltigkeit sonst noch leisten?

Geht es um die nachhaltige Bauweise, muss sich die Architektur stetig weiterentwickeln. Dies reicht von der privaten Hausplanung bis hin zum Städtebau. Die Hauptaufgabe der Architektur besteht in der Planung für den Menschen. Es geht darum, individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen und gleichzeitig gesamtgesellschaftlichen Anliegen wie dem Umweltschutz Folge zu leisten. In der Vereinbarkeit dieser Faktoren könnte die Architektur zukunftsweisend sein und Denkanstöße liefern.

Welche Konzepte erachten Sie als verfolgenswert, wenn es um den Umweltschutz in der Bauplanung geht?

Es gibt derzeit viele verfolgenswerte Konzepte in der Architektur. Probleme gibt es in Bezug auf deren Umsetzung in Bezug auf Politik und Gesellschaft. Es braucht für einige Neuerungen einen ganzheitlichen Wandel. Ist dieser gegeben, kann auch die Baubranche vollends auf den Zug der Nachhaltigkeit mit aufspringen. In der Architektur ist außerdem die Kombination mehrerer Herangehens- und Sichtweisen erforderlich, um eine durchgehend klimaverträgliche Bauweise zu gewährleisten. Eine wirklich effektive Bauökolgie geht beispielsweise nur mit Energieeffizienz im Bau einher.
Welche Techniken letzten Endes Anwendung finden, ist auch eine Frage der Umsetzbarkeit. Diesbezüglich ist es im Vorfeld notwendig, sich das Projekt individuell anzusehen und es zu analysieren. Auf diese Weise lassen sich personalisierte Lösungen finden. Wichtig ist dies vor allem dann, wenn es um Sanierungen des historischen Bestands geht. Hier stehen Architekten vor der Herausforderung, eine nachhaltige Bauweise der Machbarkeit gegenüberzustellen.

www.architektur-stotter.at

 

 

 

Kategorie: Architekten im Gespräch, Kolumnen