BIM-Server: Einfach zusammenarbeiten

25. Juni 2019 Mehr

Einfach zusammenarbeiten

Bei großen, internationalen oder öffentlichen Projekten sind BIM-Server Standard. Aber auch Büros mit mehreren Standorten können davon profitieren. Was können sie und wer bietet was?

Im Zentrum der BIM-Planungsmethode steht eine regelbasierte, kooperative Zusammenarbeit an einem Projekt. Das lässt sich bürointern über das Intranet und entsprechenden Absprachen halbwegs praktikabel realisieren. Sobald aber ein oder mehrere Projektpartner mit unterschiedlichen Software-Werkzeugen beteiligt sind, wird es anspruchsvoll. Zum einen müssen alle relevanten Informationen der verschiedenen Fachbereiche zentral zusammengeführt und der aktuelle Planungsstand allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen müssen mehrere Projektpartner von verschiedenen Standorten aus mit mehreren Software-Werkzeugen diverser Hersteller zusammenarbeiten. Für diese und weitere Aufgaben wurden BIM-Server geschaffen.

 

BIM Trimble Solution

BIM-Server vereinfachen Abstimmungsprozesse und stellen die Kommunikationsinfrastruktur für openBIM-Projekte bereit.
Foto:©Trimble

 

BIM-Projekte rationell realisieren
BIM-Server sind entweder speziell für die BIM-Planungsmethode konzipierte Projekt­räume oder um diverse BIM-Funktionen erweiterte Projektkommunikations- und Management-Systeme (PKMS), auch Internetbasierende Projektmanagement-Systeme (IBPM) genannt (siehe architektur 4/13: In der Cloud planen). BIM-Server stellen die Infrastruktur für eine kooperative, plattform­übergreifende Zusammenarbeit mehrerer Projektpartner an openBIM-Projekten zur Verfügung. Sie dienen der zentralen Ablage und dem Austausch von BIM-Projekten, respektive Fachmodellen innerhalb geschlossener Benutzergruppen. openBIM-Server ermöglichen entweder über native Datenformate über die BIM-Datenaustausch-Formate IFC, BCF, gbXML oder COBie eine gemeinsame Bearbeitung von Fach- und Koordinationsmodellen mit verschiedenen Softwareprodukten unterschiedlicher Hersteller. Neben BIM-Modellen werden auch Dokumente wie Baupläne, Berechnungen, Bauzeitenpläne, Raumbücher, Ausschreibungen, Mängelberichte oder Protokolle für zugriffsberechtigte Projektbeteiligte zeit-, ort- und plattformunabhängig online bereitgestellt. Alle Projektdaten sind auf einem oder mehreren Datenbank-Servern des Anbieters abgelegt. Projektänderungen werden automatisch protokolliert und alle Nutzer informiert. Dazu verwalten BIM-Server neben den Dokumentinhalten auch Informationen zu Dokumentversionen, Benutzern und deren Zugriffsrechten sowie zu Prozessabläufen – etwa zur Korrektur und Freigabe. Projekträume ermöglichen einen kontinuierlichen, strukturierten und nachvollziehbaren Informations- und Datenaustausch über den gesamten Projektverlauf. Insgesamt verspricht die Bereitstellung von Bauwerksmodelldaten über einen gemeinsam genutzten BIM-Server mehr Planungs-, Termin- und Kostensicherheit. Bauvorhaben lassen sich schneller, kostengünstiger und qualitativ hochwertiger realisieren: Schneller dank des gleichzeitigen, ortsunabhängigen Zugriffs aller Projektbeteiligten auf aktuelle Planungsstände und Aufgaben. Kostengünstiger und qualitativ hochwertiger, da Planungsunstimmigkeiten noch vor Baubeginn erkannt und rechtzeitig beseitigt werden. Darüber hinaus können die während der Planungs-, Bau- und Montagephase eingepflegten Informationen wie Bauteildaten, Wartungshinweise oder Brandschutzdokumentationen auch für die spätere Bewirtschaftung genutzt werden.

 

BIM Trimble EDV einfach

Für alle Projektteilnehmer und Fachdisziplinen bieten BIM-Server viele Vorteile.
Foto:©Trimble

 

Was können BIM-Server?
Das BIM-spezifische Funktionsspektrum ist sehr unterschiedlich. Standard sind BIM Viewer- und Modellchecker-Funktionen. Damit können zugriffsberechtigte Teilnehmer BIM-Modelle interaktiv und über Apps auch mobil aus beliebigen Perspektiven betrachten, Grundrisse, Ansichten, Schnitte oder Bauteileigenschaften anzeigen lassen. Mit BIM-Checkern lassen sich Fachmodelle zusammenführen, um sie zu analysieren, zu prüfen, zu kommentieren und samt korrespondierendem Screenshot an Projektbeteiligte als BCF-Nachricht weiterzuleiten. Entsprechende Aufgaben und Arbeitsanweisungen lassen sich inklusive Modellverknüpfung, Zuständigkeiten, Prioritäten und Fälligkeiten unter allen betreffenden Planungspartnern dokumentiert verteilen. Daraus ergeben sich klare, verbindliche Verantwortlichkeiten, die Planungsabläufe transparenter und sicherer machen. Einige BIM-Server ermöglichen auch die parallele Bearbeitung an einer Projektdatei in Echtzeit. Ein Reservierungssystem zeigt dabei an, welche Elemente von Kollegen zur Bearbeitung reserviert sind und welche Bereiche zur Verfügung stehen. Das ermöglicht auch alternative Kooperations- und Arbeitsmodelle wie etwa die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Mitarbeitern oder die gemeinsame Planung mehrerer Büro-Zweigstellen an einem Projekt.
Da unterschiedliche Versionsstände von BIM-Modellen oder Dokumenten zu den Hauptfaktoren für Missverständnisse und Fehler gehören, kommen spezielle Revisions-Manager zum Einsatz: Wird eine veränderte Version hochgeladen, erscheint eine Datums- und Zeitangabe, inklusive einer Liste aller Revisionsstände, die bei Bedarf geöffnet und verglichen werden können. Damit sind auch komplette Projekthistorien dokumentier- und nachvollziehbar. Apps machen die kooperative BIM-Planung mobil. Tauchen auf der Baustelle Fragen auf, kann man sie zeit-, ort- und plattformunabhängig am BIM-Modell klären. Baumängel können digital aufgenommen und mit einer IFC-Datei gekoppelt oder direkt vor Ort auf der Baustelle im BIM-Viewer erfasst und dem hinterlegten 3D-Modell zugeordnet werden. Da über den Projektraum alle ausführenden Gewerke darauf zugreifen und den Bearbeitungsstatus rückmelden, können sich alle Projektpartner schnell eine Übersicht über den aktuellen Bearbeitungsstand verschaffen. Einige Anbieter ermöglichen über offene Application Programming Interfaces (API) oder Software Development Kits (SDK) eine Anpassung der BIM-Serverfunktionen an eigene Bedürfnisse, beispielsweise eine individuelle Programmierung von Auswertungsberichten und Reports oder die Einbindung eigener Software.

 

einfach Allplan BIM

BIM-Server ermöglichen eine zentrale Ablage und den Austausch von BIM-Fach- und Koordinationsmodellen innerhalb geschlossener Benutzergruppen.

Foto:©Allplan

 

 

einfach Allplan BIMPLUS

Integrierte Kontroll- und Kollaborationsfunktionen vereinfachen das Aufspüren und gemeinschaftliche Beseitigen von Fehlern.
Foto:©Allplan

 

Beispiele für BIM-Server
Mittlerweile gibt es zahlreiche Lösungen. Zu den seit vielen Jahren bestehenden allgemeinen oder bauspezifischen Projekträumen, die allmählich um BIM-Funktionen erweitert werden, gesellen sich zunehmend von BIM-Softwareherstellern angebotene BIM-Plattformen, die sukzessive um Verwaltungs- und Management-Funktionen erweitert werden. Letztere werden im Folgenden beispielhaft vorgestellt (Auswahl, siehe auch Infokasten):

BIM 360 von Autodesk ist eine Cloud-Plattform, auf der alle Projektdaten in einem zentralen Arbeitsbereich liegen und im Browser oder auf mobilen Endgeräten abgerufen werden können. Damit lassen sich 2D- und 3D-Konstruktions- und Projektdateien an jedem Arbeitsort anzeigen, austauschen und auffinden. Durch die Vernetzung von Mitarbeitern im Büro und auf der Baustelle lassen sich Abläufe beschleunigen, Kosten und potenzielle Fehlerquellen reduzieren. Die BIM 360-Plattform umfasst mehrere Produkte: Mit BIM 360 Docs werden Modelle oder Dokumente veröffentlicht, verwaltet, überprüft und genehmigt. BIM 360 Design ermöglicht Projektteams die Zusammenarbeit an gemeinsam genutzten Revit-Modellen. BIM 360 Glue vernetzt Projektteams, optimiert Arbeitsabläufe zur Projektprüfung und -koordination. 360 Build optimiert die Qualitätskontrolle und das Projektmanagement auf der Baustelle (www.autodesk.com/bim-360).

Die BIMcloud von Graphisoft ist eine cloud­basierte BIM-Umgebung für die Zusammenarbeit an Projekten jeder Größe. Projektdateien lassen sich in Echtzeit von mehreren Nutzern bearbeiten, wobei ein Reservierungssystem dafür sorgt, dass jeder nur individuell reservierte Bereiche bearbeiten kann. Dank patentierter Delta-Server-Technologie, mit der lediglich Veränderungen und nicht die gesamte Projektdatei übermittelt werden, ist die BIMcloud auch für umfangreiche Projekte und komplexe Arbeitsprozesse einsetzbar. Zur Leistungssteigerung lassen sich beliebig viele BIM-Server zu einer Cloud vernetzen. Das ermöglicht einen Simultan-Zugriff auf gemeinschaftlich genutzte BIM-Projekte rund um die Uhr für eine beliebige Anzahl von Arbeitsplätzen mit Standard-Internetverbindung. Durch die Integration mobiler Geräte können alle Projektbeteiligte auch von unterwegs oder von der Baustelle aus zusammenarbeiten (www.graphisoft.at/teamwork/bimcloud).

Bimplus von Allplan unterstützt die Steuerung und Überwachung des gesamten Lebenszyklus von Bauwerken. In der Planungsphase lassen sich beispielsweise offene Aufgaben nachverfolgen und kontrollieren. Vorhandene Softwarelösungen können eingebunden oder eigene Applikationen programmiert werden. Alle BIM-Inhalte einer in Allplan Bimplus eingebundenen Software werden in einem zentralen Koordinationsmodell zusammengeführt und visuell dargestellt. Unstimmigkeiten sind sofort für alle sichtbar und können bereinigt werden. Über Task Boards lassen sich Aufgaben mit allen Planungsbeteiligten koordiniert lösen, indem sie am Modell verankert, Zuständigkeiten, Prioritäten und Fälligkeiten festgelegt und in Echtzeit kommuniziert werden. Der Projektzugriff über mobile Geräte ermöglicht ein ortsunabhängiges Arbeiten, die Gestensteuerung eine intuitive Bedienung (www.allplan.com/at/produkte/allplan-bimplus).

Worauf sollte man achten?
Bereits zu Projektbeginn sollte die Frage geklärt werden, was nach Projektabschluss mit den Projektdaten passiert, wer sie erhält und sich weiterhin darum kümmert und wie man die Daten auch über die Planungs- und Bauphase hinaus für den Bauherren nutzbar machen kann. Da große Projekte und zahlreiche Nutzer die Antwortzeiten von BIM-Servern insbesondere bei geringer Internet-Bandbreite schnell in die Knie zwingen können, sollte man auch folgende Fragen stellen: Wie verhalten sich Antwortzeiten bei sehr großen Objekten und zahlreichen Nutzern? Ist ein Projektdatenzugriff auch bei geringer Internet-Bandbreite möglich? Sind auch Projektzugriffe auf mehreren Servern möglich? Wichtig sind Workflow-Funktionen, die einen automatisierten Ablauf zuvor definierter Vorgänge, die Zuweisung von Aufgaben und die Kontrolle von Terminen ermöglichen: Wer bekommt wann was? Wer muss was bis wann prüfen und wem weiterleiten und so weiter? Über eine zentrale Benutzer-, Rollen- und Rechteverwaltung sollte man neue Benutzer und Benutzergruppen bequem anlegen, Zugriffsrechte für Einzelne oder Gruppen vergeben und übersichtlich anzeigen können.

Eine Mehrsprachenfähigkeit ist Voraussetzung für den Einsatz im Rahmen internationaler Projekte. Abgerechnet werden die Leistungen von Projekträumen unterschiedlich: monatlich oder jährlich, nach dem belegten Speicherplatz und/oder der Teilnehmeranzahl, pauschal oder bauvolumen- oder bausummenabhängig. Außer den einmaligen Einrichtungs- und monatlichen Nutzungsgebühren kommen für die Teilnehmer natürlich auch laufende Kosten für den Internet-Zugang hinzu. Ein kostenloses und unverbindliches „Hineinschnuppern“ ist bei vielen Anbietern über einen begrenzten Zeitraum
(z. B. 30 Tage), eine maximale Datenmenge (z. B. 25 MByte), eine bestimmte Funktionsauswahl oder eine maximale Teilnehmerzahl (z. B. 2 Teilnehmer) möglich. Weiterer Speicherplatz sollte sich jederzeit bei Bedarf anmieten lassen. Der Nutzungsvertrag sollte ferner möglichst kurzfristig kündbar sein.

Virtuelle Projekträume? Aber sicher!
Ohne BIM-Server kein openBIM. Sie machen ein komfortables gemeinsames Arbeiten an openBIM-Projekten erst möglich. Die Bereitstellung von Projektdaten, Software- und Serviceleistungen per stationärem oder mobilem Internet bietet für Projektbeteiligte erhebliche Rationalisierungs- und Kostenvorteile, reduziert Abstimmungsfehler und verbessert den Planungs-Workflow. Bei der Auswahl der Plattform sollte man neben den BIM- und Management-Funktionen aber auch auf Aspekte des Datenschutzes, der Datensicherheit, der Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit achten. BIM-Serversysteme sind redundant ausgelegt, sodass bei Ausfall eines Systems dessen Aufgabe sofort von einem Stand-by-System übernommen wird. Die Daten-Verfügbarkeit wird von den Anbietern deshalb teilweise mit 99,9 Prozent angegeben. Dennoch können Zugriffsprobleme auftreten – etwa durch eine Störung beim eigenen Internet-Provider. Notfallpläne wie etwa andere Kommunikationswege, alternative Anbieter und Internet-Zugänge etc. sind deshalb sinnvoll. Die automatische, mehrmals tägliche Sicherung durch den Anbieter entbindet die Nutzer nicht von der individuellen Datensicherungs-Pflicht. Es ist immer derjenige Projektbeteiligte für die Datensicherung eines Dokuments verantwortlich, der dieses neu oder verändert in den gemeinsamen Datenpool ablegt. Deshalb sind auch Nutzer von BIM-Servern zur individuellen Datensicherung verpflichtet. Zwar versichern inzwischen einige Anbieter, dass Projektdaten nur auf deutschen Servern mit strengeren Sicherheitsstandards gespeichert und über sichere Datenverbindungen verschlüsselt transferiert werden. Eine absolute Sicherheit vor unbefugtem Zugriff kann allerdings kein Anbieter garantieren (der Dokument-Versand per E-Mail allerdings auch nicht). Beachtet werden sollte auch, dass virtuelle Projekträume – ebenso wie die BIM-Planungsmethode – Disziplin voraussetzen. Eine Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn alle Vorgaben und Absprachen einhalten und den BIM-Server konsequent nutzen. Für so manchen Teilnehmer kann sich auch die neue Transparenz als gewöhnungsbedürftig erweisen: Da alle Aktivitäten im Hintergrund protokolliert werden, lässt sich schnell nachvollziehen, wer was wann erledigt – oder eben nicht erledigt hat.

 

Produkte und Anbieter*

Aconex Connected BIM (www.conject.com)

Allplan Bimplus (www.allplan.com)

Asite (www.asite.com)

Autodesk BIM 360 (www.autodesk.at)

Awaro ­(www.­awaro.com)

Bentley ProjectWise (www.bentley.de)

BIMserver.org (bimserver.org)

BRZ-Project-Connect (www.brz.eu)

PMG Projektraum (www.pmgnet.at)

ProjectWise (www.bentley.com)

think project! BIM Collaboration (www.thinkproject.com)

Trimble Connect (connect.trimble.com)

* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit

 

Text:©Marian Behaneck

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Kategorie: EDV