Frauen in der Architektur – Architektin DI Azita Praschl-Goodarzi
Architektin DI Azita Praschl-Goodarzi stammt aus dem Iran, hat in ihrem Heimatland und in Wien Architektur studiert und führt mit Architekt DI Martin Praschl zusammen das Büro Pgood / Praschl-Goodarzi Architekten in Wien. Sie erzählte aus zweierlei Sicht über ihre Erfahrungen in einer Männerwelt.
Wie sehen Sie die Stellung der Frau in der Männerdomäne Architektur, oder ist es gar keine mehr?
Sicher ist es noch eine Männerdomäne, das zeigt sich alltäglich. Das Architektinnennetzwerk ist noch nicht sehr verbreitet, daran müssen wir noch arbeiten. Die Architektinnen müssen mehr sichtbar werden. Meine Vision für die Zukunft ist, dass dieses Thema eben kein Thema mehr ist. Mir ist es sehr unangenehm, immer wie eine Art anderer Spezies betrachtet zu werden.
Haben Sie einen Vorteil daraus, dass Sie mit einem „Herr Architekt“ das Büro zusammen führen?
Ja, habe ich! Obwohl wir beide GeschäftsführerIn sind, eine Mehrheit von Frauen im Büro beschäftigen, erlebe ich jedoch oft, dass AuftraggeberInnen oder Investoren lieber einen Mann als Gegenüber hätten.
Gibt es eine weibliche Architektur, im Gegensatz zu einer männlichen?
Ich glaube nicht an so etwas. Das hat zu 95% mit unserer Erziehung zu tun. Ich komme aus einer Gesellschaft eines Landes, das alles andere als säkulär oder unpatriarchalisch ist. Für mich ist Frau-Sein immer ein Thema gewesen. Ich habe immer versucht, mir da eine objektive Meinung zu bilden und keine Ausreden daraus zu produzieren. Auch die Zuweisung der Innenarchitektur an Frauen ist klischeehaft. In unserem Büro sind momentan die Bauleiter alle Bauleiterinnen und das ist ja die totale Männerdomäne. Ich glaube auch, dass es kein „weibliches“ Denken in der Architektur gibt.
Ich bin zum Beispiel in die Gruppe der Ziviltechnikerinnen eingetreten, weil ich möchte, dass es in Zukunft eben keine Gruppe der Ziviltechnikerinnen mehr gibt. In einem Artikel wurde einmal behauptet, dass eine Architektur, die mehr Kurven hat, sanft und weiblich ist. Das finde ich äußerst sexistisch ungeheuerlich. Architektur ist Architektur.
Lehnen Sie dann die „gendermäßig korrekte“ Schreibweise mit Binnen-I oder Underline ab?
Nein, das sehe ich als ein Tool, das die Zivilisierung und das Bewusstsein in der Gesellschaft stärken kann.
Da kann die deutsche Sprache ein bisschen Sensibilisierung vertragen. Ich habe immer das Problem, dass ich nicht weiß, richtet sich eine bestimmte Bemerkung an oder gegen mich als Immigrantin oder als Frau. Das kompliziert das Ganze natürlich.
Rendering:©p.good
Frauen in der Architektur Teil 4
Kategorie: Architekten im Gespräch, Kolumnen