Leben mit 3D Druck

25. November 2014 Mehr

 

Zuerst eroberte der 3D-Druck langsam aber stetig die Architektur-Modellbau-Szene. Der Maßstab der Produkte wurde in letzter Zeit immer größer und nun druckt man bereits ganze Häuser im 3D Verfahren.
Der Wettlauf um das erste 3D gedruckte, bewohnbare Haus hat schon längst begonnen, in London, Amsterdam und China befassen sich bereits Teams von Architekten mit der Konstruktion derartiger Volumina. Dabei werden durchaus unterschiedliche Materialien und Techniken in der Fabrikation angewandt. All diesen Projekten schlägt natürlich auch einige Skepsis entgegen: Wurden doch 3D Drucker bisher eher für kleine Modelle und Ersatzteile verwendet. Kann man eine Technologie, die noch in den Anfängen steckt, einfach aufblasen und Häuser damit produzieren? Offensichtlich ja!

Einer der Pioniere bezüglich großformatiger 3D Druck-Technologie ist Enrico Dini. Er hat ein spezielles Verfahren entwickelt, mit dem er auf einer Fläche von 30 m2 mit einer Aufbaugeschwindigkeit von 5 cm/Stunde Architekturen herstellen kann. Dazu verwendet er Chemikalien, die mit dünnen Sandschichten verbunden, mit einer weiteren Chemikalie – die der Drucker aus seiner Düse versprüht – gehärtet werden. Ähnlich dem Verfahren des Solarprinters, der allerdings reinen Wüstensand und gebündeltes Sonnenlicht verwendet (architektur berichtete darüber) und damit ungeahnte Möglichkeiten in der Architektur eröffnet.

Am Beginn dieses Artikels steht das Projekt einer im Drucker hergestellten Möbiusschleife, erdacht von dem holländischen Studio Universe Architecture. Sehr ambitioniert, weil die Möbiusschleife eine nicht ganz leicht vorstellbare, räumliche Form ist. Innen geht in außen über, Wände verschmelzen mit der Decke und Fußböden mit dem Dach – ein Raumkontinuum mit endlosen Möglichkeiten der Nutzbarkeit. Vielleicht auch deshalb kein so schlechtes Beispiel. Die Architektur wird in 6 – 10 Meter großen Teilen am Boden gedruckt und dann zusammengesetzt und verklebt. Fiberglas und Stahlbetonteile werden nachträglich – um die Stabilität zu erhöhen – hinzugefügt. Die Arbeit soll 2014 fertiggestellt werden, 5 – 6 Mio. Dollar kosten und des größte, 3D gedruckte Projekt weltweit sein.
Fotos, Grafik: Universe Architecture

DUS Architects aus Amsterdam planen ein traditionelles Grachtenhaus an einem der Kanäle der Stadt komplett aus dem 3D Drucker herzustellen. Die Dimensionen des Druckers selbst sind gewaltig – 3,5 m hoch und vergleichbar mit einem Schiffscontainer druckt der KamerMakerXL praktisch ganze Zimmer aus, die dann zu einem Haus zusammengefügt werden. Hierbei wird ein Zimmer-Element komplett gedruckt – also inklusive Innen- und Außenverkleidung, Verkabelung, Verrohrung für Heizung, etc. Als Material wird ein Plastik verwendet, das zu 80 % aus biologischen Komponenten besteht und von der Firma Henkel zur Verfügung gestellt wird.
Fotos: DUS Architects

Der britische Architekt Adrian Priestman reklamiert für sich, den ersten 3D gedruckten, konstruktiven Bauteil entwickelt zu haben. Er soll bereits in der Bauindustrie Anwendung finden, ist mittels Plastik-Sinter-Technologie hergestellt und für das kürzlich renovierte 6 Bevis Marks Bürogebäude in Zentral London entwickelt worden. Die 3D gedruckten Hüllen dienen zur Ummantelung einer Serie von komplizierten Stützenverbindungen, die ein auskragendes Foliendach tragen.
Renderings: Adrian Priestman

Auf der ‚Dutch Design Week 2014‘ in Eindhoven hat der Designer Michiel van der Kley sein EGG vorgestellt. Das Projekt ist aus 4.760 Einzelteilen hergestellt, sie sind von Hunderten kleinen Schreibtisch-3D Drucker auf der ganzen Welt produziert wurden. Der Entstehungsprozess dient als Beispiel einer gemeinsamen DIY (Do It Yourself) Schöpfung. Jeder Teil ist aus PLA (Polylactide) gemacht, einem Material, das umweltverträglich abbaubar ist und üblicherweise in 3D Druckern verwendet wird. Die Einzelteile wurden mit gewöhnlichen Sechskantschrauben zusammengefügt. Das unregelmäßige Ellipsoid hat die Maße von 5 x 4 x 3 Meter und ist bis zum 26. Oktober in Eindhoven zu sehen gewesen.
Fotos: Michiel van der Kley

In Oakland, Kalifornien haben Smith|Allen (ein Architekt und eine Künstlerin) eine komplett im 3D Druck produzierte Plastik hergestellt. Die architektonische Struktur steht mitten in einem bukolischen Waldstück, reagiert auf die Umgebung, imitiert und abstrahiert gleichzeitig das Holzgewebe, den Wald und das Leben, das sie umgibt. Die Arbeit besteht aus 585, sich miteinander verschränkenden Einzelteilen und war Teil eines multidisziplinären Programmes für Künstler, Designer und Produzenten. Es dauerte 10.800 Stunden um alle Einzelteile zu drucken. Innerhalb von 4 Tagen bauten die beiden das ungefähr 3 x 3 x 2 Meter große Objekt in der unberührten Natur zusammen. Da das Material aus einem, auf pflanzlichen Stoffen basierendem, Plastik besteht, bietet sich die Möglichkeit, dass die Natur den Pavillon von selbst wieder abbaut und Millionen von ‚Mikrohabitats‘ entstehen, die völlig in das Ökosystem integriert werden.
Fotos: Smith|Allen

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Kategorie: Kolumnen, Sonderthema