Licht für Lebensqualität
Licht ist ein Teil der Architektur und macht diese erst sichtbar. Allerdings beeinflusst es nicht nur die Architektur an sich, sondern auch die Menschen, die sich in ihr befinden. Seit einigen Jahren wird diesbezüglich der nicht-visuelle Einfluss von Licht auf den Menschen untersucht und es steht fest: Licht beeinflusst den biologischen Rhythmus des Menschen, seine Körperfunktionen und sein körperliches und geistiges Wohlbefinden – es ist also ein wichtiger Einflussfaktor auf die Lebensqualität.
Großes Augenmerk sollte deshalb auf die notwendige Ausleuchtung des Innenraumes durch natürliches und künstliches Licht gelegt werden, denn der Mensch verbringt seine überwiegende Zeit in ihm. Ein geeignetes Lichtkonzept dafür soll möglichst früh erdacht und -geplant werden.
Die technischen Möglichkeiten der künstlichen Beleuchtung haben sich in jüngster Vergangenheit dramatisch verändert. Als am besten geeignetes Leuchtmittel gilt heutzutage die LED, denn sie bietet neben dramatischen Energiesparpotenzialen gegenüber Vorgängertechnologien auch die einfache Steuerung der spektralen Zusammensetzung des Lichts. Unterschiedliche Farbtemperaturen, die Beleuchtungsstärke und auch die Beleuchtungsart haben unterschiedliche Auswirkungen auf den Menschen. So wirkt eine kühlere bläuliche Lichtfarbe aktivierend und warmes rötliches Licht entspannend.
Angepasst werden sollte das Lichtszenario an die innere Uhr, die jeder Mensch durch den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus in sich trägt. In unseren mitteleuropäischen Breitengraden ist dieser ganzjährig annähernd gleich. Anders sieht es in nördlicheren Gebieten aus, wie etwa Skandinavien. Dort gibt es auch „lichtextreme“ Tage, wo man im Sommer die Sonne entweder fast ganztägig oder auch im Winter nur für einige wenige Stunden zu Gesicht bekommt. Hier kommt dem Licht zur Steuerung des menschlichen Wohlbefindens eine besondere Bedeutung zu.
Als beispielhaftes Projekt für einen bemerkenswerten Umgang mit Licht kann man die Zentralbibliothek OODI in Helsinki von ALA Architects sehen. Ihr Leitsatz lautete dabei: „The architectural lighting concept as part of the architectural design work.“ Für jeden Raum des Gebäudes überlegten sie sich ein passendes Lichtkonzept und integrierten es in die Architektur. Um den zentralen Lesesaal herum verläuft allseitig eine Glasfassade und lässt so zu, dass möglichst viel des vorhandenen Tageslichtes hineinströmt. Generell versuchte man dieses zu maximieren, um den Bedarf an künstlicher Beleuchtung so gering wie möglich zu halten. Oberlichter setzten dabei zusätzlich punktuelle Akzente, um natürliches Licht in der gesamten Gebäudetiefe nutzen zu können.
Das Lichtkonzept im Eingangsbereich der Bibliothek wieder setzt auf diffus positionierte Lichtquellen, die in die hölzerne Deckenverkleidung integriert sind und den Raum gleichmäßig ausleuchten. Diese Lichtquellen ziehen sich hinaus bis auf das Vordach im Außenraum. So werden nicht nur die Innenräume erhellt, das Licht strahlt auch nach außen und markiert diesen Bereich als zentralen Anziehungspunkt.
Die Helsinkier und Helsinkierinnen schätzen ihre Zentralbibliothek als öffentliches Wohnzimmer, wo sie im Sommer wie im Winter gerne ihre Zeit verbringen. Das gelungene Zusammenspiel von Architektur und Licht schafft hier Aufenthaltsqualität und im weiteren Sinne auch Lebensqualität.
Text: Alexndra Ullmann
Fotos: Tuomas Uusheimo