Licht, Schatten und Nachhaltigkeit
Für ein Lichtfestival in Singapur inszenierte Snøhetta mit dem Beitrag „Lampshade“ die Ästhetik von Licht und Schatten, alte Handwerkskunst und die Bedeutung von nachhaltigen Technologien. Gleichzeitig schuf die Installation mit einfachen Mitteln einen Raum, der als Treffpunkt zur Verfügung stand.
Schatten in den Mittelpunkt eines Lichtfestivals zu stellen, scheint eher ungewöhnlich, aber Licht und Schatten sind ja untrennbar miteinander verbunden. „Lob des Schattens“ wählten die Kuratoren 2016 auch als Motto für das Lichtfestival „i Light Marina Bay“, das seit 2010 alle zwei Jahre in Singapur stattfindet. Mit diesem Thema wollten sie nicht nur die viel verbreitete Auffassung „je heller, desto besser“ infrage stellen, sondern auch das Thema Licht und Nachhaltigkeit zur Diskussion bringen. Immerhin bezeichnet sich das Lichtfestival als „Asia‘s Leading Sustainable Light Art Festival“.
Insgesamt waren 25 Licht-Kunst-Installationen zu sehen. Mit der Installation „Lampshade“ interpretierte Snøhetta, das international tätige Architektur-, Landschaftsarchitektur- und Design-Büro, das Thema poetisch und schuf ein erfrischend einfaches, gleichzeitig inspirierendes Projekt. Ein Bambus-Pavillon überspannte eine Fläche von 7 x 7 Metern. Der knapp 50 Quadratmeter große Pavillon, der nach traditionellen Handwerksmethoden gebaut wurde, spendete untertags Schatten und bot Schutz vor der Sonne. Ein geflochtener Bambusring in der Mitte diente als Sitzbank und lud zum Verweilen ein.
In diese frei überspannte, bogenförmige Bambus-Struktur wurden rund 1.000 Solar-Leuchten montiert. Untertags verwandelten Fotovoltaikmodule die Sonnenstrahlen in Strom und luden so die Leuchten auf. Bei einbrechender Dämmerung schalteten sich die Leuchten selbstständig ein. Die filigrane Bambuskonstruktion wurde zu einer Kuppel aus Licht. Die Installation vermittelte anschaulich und einprägsam den direkten Zusammenhang zwischen der Nutzung des Sonnenlichts, der Erzeugung von Strom und der Wirkung des Kunstlichts.
Die Bambus-Struktur kann nicht nur als Reminiszenz an alte Handwerkskunst gelesen werden. Der kuppelförmige Bau verdeutlichte auch, wie man mit einfachen Mitteln Raum schaffen kann. Einen Ort, der sich als Treffpunkt und Aufenthaltsort für jede Tages- und Nachtzeit anbietet. Denn genauso wie der Kontext spielt der soziale Aspekt bei der Arbeit von Snøhetta immer eine wichtige Rolle.
Großes Augenmerk wurde auf das Thema Nachhaltigkeit auch in Bezug auf die Nachnutzung gelegt. Das Projekt beschränkte sich nicht darauf, den Einsatz von Ressourcen möglichst gering zu halten. Oder auf die Tatsache, dass nur der direkt produzierte Strom verwendet wurde. Es wurde auch kein Müll produziert, denn alle Materialien wurden nach dem Festival wiederverwertet. Die Solarleuchten wurden an Schulkinder in Myanmar verteilt, die in Orten ohne Stromversorgung leben. Der Bambus wurde auf Baustellen in der Nähe für den Gerüstbau verwendet. Der filigrane Pavillon lebt nur in der Erinnerung der Besucher weiter.
Text: ©Peter Zöch, Snøhetta Innsbruck
Fotos: ©Urban Redevelopment Authority
Kategorie: Licht