Sonnenlicht im Untergrund
Das neue Geschäftslokal des Skiservice Strolz in Lech am Arlberg verteilt sich auf zwei Geschosse unter der Erde. Auf Sonnenlicht wollten die Besitzer trotzdem nicht verzichten.
Der Name der Unternehmerfamilie Strolz ist untrennbar mit dem Tourismusort Lech am Arlberg verbunden, seit Ambros Strolz 1921 dort eine Schuhmacherwerkstätte eröffnete. Mit der Fertigung von Skischuhen aus Leder legte er das Fundament des Familienunternehmens. Ein Teil des Unternehmens, der Skiservice Strolz, wurde 2016 erweitert. Das Bestandsgebäude stammt aus den 1960er Jahren und nimmt eine Grundfläche von nur zehn mal zehn Metern ein. Die strengen Auflagen forderten, dass das Außenmaß nicht überschritten werden durfte. Ebenso war ein Satteldach zwingend vorgeschrieben. Deswegen grub der Architekt Jürgen Kitzmüller mit seinem Team den Großteil der Geschäftsflächen in den Untergrund. Der oberirdische Teil des Gebäudes – von der Form her ein „klassisches“ Haus – besteht großteils aus Glas. Holzlamellen verkleiden den Glaskubus und fügen den Bau so harmonisch ins Ortsbild. Der fünf Meter hohe Eingangsbereich im oberirdischen Bauteil dient lediglich als Foyer. Von dort führen eine großzügige Treppe mit einem Treppenauge von drei Metern Durchmesser und drei Aufzüge nach unten. Auf rund 1.700 m2 finden sich nun auf zwei Ebenen eine Lounge, ein Wartebereich, der Skiverleih, das Skidepot sowie alle notwendigen Neben- und Technikräume samt Durchgang zum benachbarten Hotel. Die Gestaltung gibt sich edel und modern. Die Kunden sollten aber nicht nur ein unterirdisches Geschäftslokal mit Kunstlicht vorfinden, auch Tageslicht sollte im zweiten Untergeschoss Lust auf einen Skitag mit Sonne und Schnee machen. Dem Stiegenhaus im Zentrum des Gebäudes verleihen Licht- und Schattenspiele nun ein besonderes Ambiente. Das Tageslichtkonzept stammt von Bartenbach lighting design.
Großzügige Glasflächen mit Dreiecksreflektoren im Satteldach bringen das Sonnenlicht unter das Dach. Dort ist der Dachraum in der Vertikalen mit hochreflektierendem Metall verkleidet. Ein kegelförmiger Reflektor, der auf den ersten Blick wie ein Eiszapfen aussieht, wurde direkt unter dem Satteldach positioniert. Der Zapfen, der ebenfalls mit facettiertem und hochreflektierendem Metall verkleidet ist, spiegelt das Tageslicht nach unten und verteilt es weiter. Über eine Tageslichtrotunde gelangt es dann in den Untergrund. Die Oberfläche der kreisrunden Öffnung in der Decke besteht aus strukturiert angeordneten, dreieckigen Spiegelelementen aus Metall. Diese ausgeklügelt strukturierte Oberfläche erinnert an die Oberfläche eines präzise geschliffenen Diamanten. Die abgehängten Kristallelemente der künstlichen Beleuchtung fügen sich nahtlos in dieses Konzept.
Das ausgefeilte Tageslicht-System aus Glasflächen im Satteldach, dem Reflektorzapfen und der Tageslichtrotunde mit der strukturierten Deckenöffnung bringt Tageslicht bis ins zweite Untergeschoss. Kunden bekommen so auch im Untergrund einen Eindruck von Tageszeit und Lichtstimmung im Außenraum.
Text: ©Peter Zöch, Bartenbach lighting design
Fotos: ©Verena Kathrein
Kategorie: Licht