Milan Design Week 2024

22. Mai 2024 Mehr

1961 fand in Mailand auf dem Messegelände Rho Fiera die erste Möbelmesse unter dem Namen Salone del Mobile statt. Mittlerweile als Milan Design Week bekannt, hat sich die jährlich stattfindende Veranstaltung zu dem internationalen Branchentreffen schlechthin entwickelt – und mit dem Fuorisalone fast die gesamte Stadt für sich erobert.

 

 

Die Messe als Trendbarometer

1.950 Aussteller aus 35 Ländern präsentierten im Rahmen der Möbelmesse sowie der beiden Biennalen EuroCucina – der internationalen Ausstellung für Küchenmöbel – und der internationalen Badezimmer Ausstellung ihre Neuheiten. Der SaloneSatellite widmete sich wie bereits die Jahre zuvor aufstrebenden Nachwuchstalenten und war wieder eine gelungene Ergänzung der etablierten Hersteller. Erkennbare Trends für diese Saison: back to the Seventies wie mit Minottis modularem Sitzsystem Supermoon von Giampiero Tagliaferri, softe Formen und kuschelige Textilien wie Bouclé für indoor und outdoor sowie KI und Art Pieces.

 


A.I.-Kollektion von Kartell © Kartell

 

Wie sich die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz smart auf Möbelentwürfe ummünzen lassen, zeigt die A.I.-Kollektion, die der Designer Philippe Starck mit Kartell entwickelt hat. Die Serie umfasst neben einem Stuhl und Sessel auch eine Konsole – allesamt mittels einer KI als Antwort auf den Input des Designers und das Know-how des Unternehmens kreiert. So lässt sich Kreativität zwar nicht künstlich ersetzen, der Prozess des Prototypings und der Konstruktion aber beschleunigen.

 


Ode an den Stuhl 14 © Jiri Krejcirik for Ton

 

Der scheinbar niemals alternde Bugholzmöbelhersteller TON schaffte es wieder einmal, sich neu zu erfinden. Das tschechische Traditionsunternehmen präsentierte zwei Neu-Interpretationen der Stuhl-Ikone 14: die skulpturale, knallblaue „Ode an den Stuhl 14“ des Designers Jiri Krejcirik sowie die alltagstauglichere Kollektion 314 des schwedischen Design Studios Claesson Koivisto Rune, deren Stuhl aus nur fünf Holzteilen und acht Schrauben besteht.

 


Installation Re/Creation von Maxim Velčovský © Lasvit

 

Die Messe als Laboratorium für Experimente

Im Sinne der Experimentierfreude und des Anregens von Gedankenspielen und Diskussionen gab es rund um den Salone wieder zahlreiche beeindruckende Installationen und Ausstellungen zu sehen. Herausragend: die von Maxim Velčovský konzipierte Installation Re/Creation aus großformatigen Glaselementen im Palazzo Isimbardi, für die der Leuchtenhersteller Lasvit den von der Design-Community während der Mailänder Designwoche vergebenen Fuorisalone Award 2024 einheimsen durfte.

 


Installation Bioismus von Aljoscha © Aljoscha

 

Nicht weniger poetisch gestaltete sich die Installation Bioismus des ukrainischen Künstlers Aljoscha in der Galerie Tempesta und der Kirche Santa Maria degli Angeli. Die Werke aus Acrylglas sollen ein Zeugnis der Mutationen und der daraus resultierenden Schönheit sein und eine Welt aufzeigen, die frei von Leid ist.

 


Opposites United von Kia in Kooperation mit Zero © Kia

 

Bereits zum zweiten Mal in Folge veranstaltete Kia während der Milan Design Week die Ausstellung Opposites United. Diesmal in Kooperation mit Zero und unter dem Titel „Intersections Beyond Boundaries“. Visuelle Installationen, Live-Musik-Performances mit Künstlern wie Oliver Coates und Vorträge bildeten einen spannenden Dialog rund um das Spielfeld an Gegensätzlichkeiten.

 


Design Palazzo Austria © Carlo Francesco Amoroso 

 

Auch Österreich zeigte Präsenz in Mailand – sei es in Form von begehbaren Interventionen wie „The Art of Dreams“ von Numen / For Use im Palazzo Clerici oder dem eigenen Design Hotspot im Design Palazzo Austria. 30.000 Besucher:innen kamen in den Centro Congressi Fondazione Cariplo mit seinem einladenden Garten inmitten der Stadt. Zu sehen gab es zuvor kuratierte Exponate von 30 österreichischen Designer:innen und Möbelherstellern. Darunter den von Lucie Koldova für Team7 gestalteten Sessel Elliot und den von EOOS für Hussl entworfenen stapelbaren Stuhl ST8. Die Ausstellungsgestaltung stammte aus der Feder des Wiener Design Studios Vasku & Klug. Das Konzept basierte auf dem Wunsch, das geschichtsträchtige österreichische Design an einem historischen Ort voller Charme in Szene zu setzen.

 


Design Palazzo Austria © Carlo Francesco Amoroso 

 

 

Text: Linda Pezzei

Kategorie: Architekturszene, Kolumnen, News, Veranstaltungen