Brandschutztest im Turm – Fassadenprüfstand
Flammen züngeln entlang der Fassade, die entstehende Hitze ist deutlich zu spüren. Doch bevor sich das Feuer ausgebreitet hat, wird es schnell und effektiv gelöscht. Nicht von einem Feuerwehrmann, sondern von einem Mitarbeiter der MPA Dresden. Denn das Feuer ist an keinem echten Haus ausgebrochen, es wurde absichtlich gelegt – in Europas modernstem Fassadenprüfstand, der kürzlich im sächsischen Freiberg eingeweiht worden ist.
Der weithin sichtbare Turm verfügt über beeindruckende Maße. Er ist 22 Meter hoch, 15 Meter lang, 12 Meter breit und ist in dieser Größe in Europa wohl einzigartig. Die Spezialisten des Brandschutzzentrums führen hier Brandtests zur Prüfung und Zertifizierung von Fassaden, Glasfassaden und Komponenten- oder Integralfassaden durch. Herausragend ist vor allem die nutzbare Höhe des Prüfstandes. Man kann hier bis zu 15 Meter hohe Fassaden aufbauen und damit können auch Wärmedämmverbundsysteme (WDVS), wie sie an Hochhäusern eingesetzt werden, besonders realistischen und genauen Tests unterzogen werden. Wie wichtig solche Prüfungen sind, hat unter anderem der tragisch verlaufene Brand des Grenfell-Tower in London mit 71 Toten unterstrichen.
Die Halle verfügt über feuerfeste Wände und zwei große Tore. Das Dach kann geöffnet werden, sodass die Tests einerseits bei jeder Witterung durchführbar sind, andererseits kann der entstehende Qualm schnell abziehen. Im Innenraum kommt Hightech zum Einsatz. Über 200 Temperatur-Messstellen ermöglichen eine genaue Analyse der Brandentwicklung, dazu zeichnen Kameras das Geschehen von jeder Seite auf. Die horizontale und vertikale Ausbreitung des Feuers wird lückenlos erfasst. Das ermöglicht eine sehr präzise Einschätzung des getesteten Materials.
Bei der Planung des rund eine Million Euro teuren Prüfstandes wurde von Anfang an viel Wert darauf gelegt, dass er besonders vielseitig nutzbar ist. Man kann hier nicht nur die Auswirkungen von Sockelbränden testen, auch Brände mit Brennkammer und Brände an Fassaden mit An- und Einbauten, wie etwa Fotovoltaik, sind möglich. Ebenso können etwa Brände in Hochregallagern, an Windkraftanlagen oder auch an Schiffswänden simulieren werden.
Fotos:©mpa-dresden.de
Kategorie: Sonderthema