Die Raummacherin – Nin Prantner
„Mein Vater war ‚bausüchtig‘, er hat überall, wo er konnte und sobald Geld da war, Räume gebaut, verändert, weggerissen, neu dazu gestaltet. Zum Schluss waren es statt der ursprünglich kleinen Mühle, in der wir angefangen haben, mehrere Häuser, in denen wir ständig um- und herumgezogen sind. Es war immer eine Unmenge von Baumaterial vorhanden, und ich hab gesehen, wie Räume entstehen.“
Und so war sie dann eigentlich vom Architekturstudium enttäuscht, ihr Bild vom Architekten war das einer Bautätigkeit und nicht nur der Theorie. Sie wollte Räume vor Ort entwickeln, nicht nur vorzeichnen und dann von jemand anderen bauen lassen.
Der Zugang zum Material
In ihrer Kindheit war im Elternhaus im Winter sozusagen „Baupause“, da wurde entwickelt, kleine Erfindungen gemacht, zum Beispiel Möbel oder ein klappbarer Schlitten: „Der klappbare Schlitten war zwar nicht alltagstauglich, aber es war lustig, und so bin ich zu den Materialien und zum Handwerk gekommen.“
Während ihres Architekturstudiums absolvierte sie parallel dazu eine Schlosserausbildung am Berufsförderungsinstitut BFI, da sie das Gefühl hatte, im Studium nicht ihr ‚zu Hause‘ gefunden zu haben.
„Ich hab gesucht und bin eben auf die Möbel gekommen. Mein Vorteil war vielleicht, dass ich gar nicht gewusst habe, worauf ich mich da als Möbeldesigner einlassen werde, ich bin ganz frei daran herangegangen. Ich habe beide Ausbildungen abgeschlossen, dann noch bei einem Designer gearbeitet und mich anschließend selbstständig gemacht.“
Die Verbindung von Raum und Material
Der Raum ist in der menschlichen Erfahrung durch die drei Dimensionen Höhe, Breite und Tiefe bestimmt. Raum ermöglicht allen materiellen Dingen eine Ausdehnung, er selbst bedeutet ein grundlegendes Ordnungsmodell, dies aber nur in Relation zu den in ihm beinhalteten Objekten. Er ist somit eine Art ‚Behälter‘ für Dinge, Objekte und Materie.
Als Architektin hat Nin Prantner ein Grundverständnis für Räume und auch ein Grundbedürfnis, Raum zu respektieren. Ein Raum, der ausgewogen ist, der gute Proportionen hat, ist für sie eine Wohltat. Ihre Vision und das Stil gebende Element ihrer Kollektionen ist die funktionelle Verbindung der Wiener Moderne mit der zeitlosen Klassik.
Und so sind ihre Möbel selbst kleine Räume. Sie bilden einen sichtbaren, spürbaren Raum, auch wenn sie nur aus Eisenstäben und Brettern bestehen, sozusagen durchsichtig sind. Trotzdem sind es eindeutige Volumina, vielleicht gerade auch wegen ihrer Geometrie.
Es sind Körper, die dann in der Architektur stehen und mit diesem Empfängerraum harmonieren, in eine Beziehung treten.
„Meine Möbel sind kleine Raumgefäße, die etwas mitnehmen, transportieren können. Ich schaffe zwar mit meinen Möbeln Raum, versuche aber gleichzeitig den vorhandenen Raum bestehen zu lassen.“
Die Möbel/Raumgefäße, die sie entwirft, haben zwar eine gewisse Transparenz, aber auch eine physische Schwere, die aus der Verwendung von hauptsächlich Metall entsteht. Und die ist beabsichtigt und trägt zu einer visuellen Verankerung im Raum und damit zur Orientierung und zum Wohlbefinden des Benutzers bei. Formgebende Elemente, wie vertiefte Linien, Streben etc. bilden eine bereichernde, aber durchaus sparsame Dekoration der Außenhüllen dieser Möbel.
Ihr Erfolg als Möbeldesignerin rührt aus dem Verständnis der Wünsche der ArchitektInnen her. Durch ihre zweigleisige Ausbildung gibt es eine gemeinsame Sprache, eine Schnittstelle, an der Raum und Möbel sich berühren.
Hier wird die Kompetenz vom Architekten an den Möbeldesigner übergeben. Und Nin Prantner als Möbeldesignerin begleitet den Entwurf auch vom Anfang bis zum Ende, also bis zur definitiven Platzierung im Raum gemeinsam mit dem Benutzer.
Nin Prantner
ist eine aufstrebende Möbeldesignerin und leitet das gleichnamige Möbeldesignstudio in Wien. Sie entwickelt Produkte, entwirft Möbel und komplette Inneneinrichtungen für Privat-, Büroräume und Sammlungen.
An der TU Wien hat die Möbeldesignerin Architektur studiert, ist zudem – und das ist sehr außergewöhnlich für eine zarte Frau – gelernte Schlosserin und hat somit gelernt, in unterschiedlichen Maßstäben – Meter versus Millimeter – zu agieren.
Zur Architektur bzw. dem Lehrberuf Schlosser ist sie eigentlich durch einen „Erbschaden“ gekommen: Sie ist am Land mit fünf Geschwistern in Texing, einem kleinen Dorf im Mostviertel, aufgewachsen, und beide Eltern waren Künstler, Keramiker. Ihre Familie lebte in einer ehemaligen Mühle, etwas außerhalb des Ortes. Die Mutter hat sich vor allem mit Plastiken beschäftigt, der Vater widmete sich vor allem der Gestaltung von Baukeramik.
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