Herausforderungen an die Städte unserer Zukunft

27. November 2013 Mehr

© Greater Houston Convention and Visitors Bureau

Städte wachsen derzeit immer schneller und in immer größerem Umfang, die Urbanisierung schreitet voran: Im Jahr 2050 werden voraussichtlich 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Städte verbrauchen gleichzeitig rund drei Viertel der weltweiten Energieressourcen, während sie zwei Drittel der globalen Treibhausgase produzieren. Verkehrswege, die städtische Infrastruktur und die natürlichen Ressourcen sind nachhaltig davon betroffen und die Tendenz ist weiterhin steigend.

Unter den Schlagworten ‚ökologischer, sauberer, smarter‘ (wobei die wenigsten wissen, was darunter zu verstehen ist) werden in Think-Tanks und großen Organisationen Modelle und Lösungen für die Megacitys der Zukunft erdacht. Das ist jedoch nicht immer zielführend. Derartige Organisationen sind zu unflexibel und haben auch meist keinerlei Kompetenzen, um ihre durchaus richtigen Schlussfolgerungen und Vorschläge Realität werden zu lassen.

© Greater Houston Convention and Visitors Bureau (G. Lyon Photography, Inc.)
Downtown Skyline and the Rosemont Bridge

Was also tun, um diesen Herausforderungen ‚less stupid‘ zu begegnen? (Siehe ARTIKEL)
Es gibt die sogenannte C40 Climate Leadership Group, ein Netzwerk weltweiter Megacitys, das sich dafür engagiert, den Klimawandel zu stoppen und nachhaltige Urbanisierungskonzepte zu verwirklichen. In Houston, Seoul, Rotterdam, Johannesburg und Rio de Janeiro (aber nicht nur dort) wurden von den jeweiligen Bürgermeistern Konzepte und Visionen als eine mögliche Antwort auf die vorhin erwähnten Probleme unserer Zeit entwickelt. Alle fünf Bürgermeister dieser Städte sind Mitglieder der C40 Climate Leadership Group. Sie sprachen in einer TV Serie des CNN über ihre Zukunftsvisionen und Projekte, die ein nachhaltiges und zeitgemäßes Stadtleben und auch eine positive Stadtentwicklung garantieren sollen.

Michael Bloomberg, Bürgermeister von New York und Vorsitzender der C40 Climate Leadership formulierte einleitend:
“Städte tun etwas, Regierungen tun nichts. Jedes Jahr kommen die Vereinten Nationen zusammen, halten Versammlungen ab und es passiert gar nichts. Währenddessen haben die Städte bereits Billionen von Tonnen CO2 aus der Umwelt herausgefiltert. Wenn man bei einem 5-geschossigen Bürohaus das Dach weiß anmalt, sinkt über Nacht der Stromverbrauch um 25%.“

Ähnlich wie in Wien, wo auch von ökologischen Gruppierungen das Fahrradfahren propagiert wird, setzt die Bürgermeisterin von Houston, Annise Parker auf das B-cycle Programm. Stolz erklärt sie, dass innerhalb eines Jahres die Anzahl der B-cycle Stationen von 3 auf 22 angewachsen ist. Houston ist eine relativ grüne Stadt mit einem großen Zentrum und mit diesem Fahrradservice sollen die Menschen, die in der Stadt arbeiten die Möglichkeit haben, aus dem Büro zu kommen und sich ein Rad zu schnappen, um ins Stadtzentrum zum Mittagessen zu fahren. Das Ganze funktioniert einfach mit der Kreditkarte – nur durchziehen, aufsteigen und losfahren. Zurückgeben kann man das Rad an jeder der anderen Servicestationen. Es gibt Apps für das Handy, die genau zeigen, wo die Stationen sind und wie viele Räder jeweils wo zur Verfügung stehen. Für Vielfahrer gibt es Bonusprogramme.
Das ist aber nur ein Teil ihrer Initiativen. Houston ist eine Stadt, die in einem Sumpfgebiet gegründet wurde. Es gibt viele Wasseradern, die sich durch das Gebiet schlängeln. In den 70er Jahren wurden nun die Wasserläufe – wie es so üblich war – begradigt und meistens mit einem Betonbett versehen.

© Greater Houston Convention and Visitors Bureau
Downtown Skyline and Wortham Theater Center

Bürgermeisterin Annise Parker erklärt: „Wir haben nun die Chance, etwas von den Schäden, die wir in den vergangenen Jahren in der Umwelt angerichtet haben, wieder zu korrigieren. Wir bringen den Flusslauf wieder in seine ursprüngliche Mäanderform zurück und entfernen den Beton, das hilft das Wasser zu klären und die Qualität zu verbessern. Die invasiven Tierarten, die sich durch die Kanalisierung angesiedelt haben, werden abgesiedelt und die ursprüngliche Fauna und Flora wieder hergestellt. Speziell hier im Buffalo Bayou (ein Areal von Houston) soll ein wunderbarer Park für die Stadtbewohner entstehen. Wir investieren 200 Mio. Dollar in diesen und in die Renaturierung anderer Grünanlagen und Flussläufe in der Stadt.
Und nur weil Houston als das Zentrum der Öl- und Gasindustrie groß geworden ist, heißt das noch lange nicht, dass wir keinen Sinn für Grün und erneuerbare Energien haben. Houston hat von ganz Amerika das fortschrittlichste und ehrgeizigste Programm um den Carbon-footprint der Stadt zu reduzieren und sie mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Wir wollen 50% erneuerbare Energie für die Stadt. Wir haben zum Beispiel sämtliche Beleuchtungsanlagen der Stadtbeleuchtung auf LED umgestellt. Und unsere Treibhausemissionen haben wir bereits um 26% verringert.“

Diese Initiativen sind natürlich nur bei ausreichenden Kompetenzen der Verantwortlichen und einem allgemeinen Bewusstsein für Nachhaltigkeit möglich und umsetzbar. Oftmals scheitern sie an Positionskämpfen der verschiedenen politischen Gruppierungen und der Kurzsichtigkeit der politisch Verantwortlichen.

 

Text: Peter Reischer

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