Hope of Glory – HoG architektur
Das junge Architekturbüro HoG gehört zu den absoluten Schnellstartern. Bereits während des Studiums an der TU Graz begannen Martin Emmerer und Clemens Luser, Mitglieder desselben Zeichensaals (AZ3), gemeinsam Projekte bei Wettbewerben einzureichen.
Wie eine Reihe namhafter Architekturbüros beweist, beginnen Erfolgsgeschichten nicht selten in solchen selbstverwalteten Ateliers, wo wichtige Kompetenzen erworben werden können, die im Lehrplan keinen Platz finden. So war es der besondere Teamgeist, der es möglich machte, dass die zwei jungen Architekten kurz nach ihrem Studium bereits die Generalplanung eines Großprojektes, wie der Erweiterung des Schlossmuseum Linz, bewältigen konnten.
Für die Umsetzung dieser Bauaufgabe kam es schlussendlich auch zur endgültigen Gründung des Architekturbüros Hope of Glory. Zu den beiden Studienkollegen Martin Emmerer und Clemens Luser gesellte sich noch der Vater von Clemens Luser, Hansjörg Luser, der früher das Grazer Amt für Stadtentwicklung- und Stadterhaltung leitete. Auf diese Art und Weise kam dieser wieder aktiv zur Architektur zurück und brachte wertvolle Erfahrung aus ganz anderer Perspektive mit.
Nach der anfänglichen Euphorie, als die Diplomarbeit von Martin Emmerer zum Wettbewerbserfolg wurde, machte sich bald der nachvollziehbarer Ernst, vor einem großen Auftrag zu stehen, breit. Die Ankündigung des Landeshauptmanns kurz nach Bekanntgabe des Wettbewerbssiegers „heute in drei Jahren werden wir bereits eröffnet haben“ entspannte die Situation nicht gerade. Für das Team folgten drei Jahre sehr dichten Programms.
Es wurde an alle vorhandenen Kontakte, wie frühere Arbeitgeber und Bekannte als Ratgeber angedockt, und bei Gesprächen an den verschiedenen Fronten profitierte man vor allem von den Erfahrungen von Hansjörg Luser.
Plötzlich befand man sich in einer Struktur, in der man auch mit Kooperation und Delegation konfrontiert war. Im Jahresrhythmus erfolgten die wichtigen Schritte: Einreichung, Spatenstich, Umsetzung und pünktlich nach drei Jahren die Eröffnung.
Zur Neuerrichtung des Südflügels des Linzer Schlosses ist es aufgrund des Platzbedarfes des Oberösterreichischen Landesmuseums gekommen, das seit 1965 dort untergebracht ist und das Bedarf an großflächigen Ausstellungsbereichen hat. Die Bauaufgabe, eine historische Festung, die dazu gebaut worden war, um unerwünschte Gäste abzuwehren, in ein besucherfreundliches Gebäude umzuwandeln, barg vom Anfang an einen Widerspruch zwischen der historischen Gebäudestruktur und der neuen Nutzung in sich. Um einerseits dieser Aufgabe gerecht zu werden und andererseits die gewohnte Präsenz des Schlosses im Stadtgefüge wieder herzustellen, welches 1800 durch einen Brand seine stadtseitige Ansicht verloren hatte, beruht der Entwurf auf zwei Strategien. Die fehlende Seite sollte ergänzt werden, ohne jedoch den Museumshof ganz zu schließen, und es sollte die besondere Qualität der Lage über der Stadt besser ausgenutzt werden.
Erreicht wurden diese Ziele durch eine horizontale Schichtung. Von der Stadt aus gesehen scheint ein metallisch schimmernder Riegel über der massiven Befestigungsmauer zu schweben. Er nimmt Kubatur und Lage des historischen Südflügels auf und schließt das Schlossensemble im Obergeschoß. Ein transparentes, zur Hälfte offenes Geschoß bildet die zentrale Ebene.
Über einen öffentlichen, jederzeit zugänglichen Platz auf der Höhe der alten Mauerkante, betritt man Foyerbereich, Museumsshop und Restaurant. Auch der Zugang zu den hinter der Befestigungsmauer in drei unterirdischen Geschoßen befindlichen Ausstellungsräumen befindet sich hier. Da diese durch die Lage über ein stabiles Klima und kein Tageslicht verfügen, sind sie aus konservatorischen Gründen gut geeignet. Durch das Andocken des Neubaus an die Seitenflügel auf allen Ebenen, sowie durch eine Verbindungsbrücke und einen unterirdischen Gang zum Mitteltrakt, konnte die ursprüngliche Zirkulation auf allen Ebenen wiederhergestellt werden.
Noch vor der Erweiterung des Schlossmuseums in Linz kam das Projekt „4 regionale Marktplätze“ zur Umsetzung. Dieses entstand aufgrund einer Initiative des Vereins HÖG Hügelland östlich von Graz, einem überregionalen Zusammenschluss mehrerer Gemeinden, welche es sich zum Ziel gemacht haben, sich gemeinsam zu vermarkten. Im Rahmen eines Pilotprojektes sollten die vier Gemeinden Kainbach, Raaba, St. Margarethen a. d. R. und Vasoldsberg zu einem gemeinsamen Projekt im öffentlichen Raum zusammengespannt werden. Dazu wurden in einem geladenen Wettbewerb junge Architekturbüros aufgefordert, die Leitmotive des Hügellandes, den Achteckstadel und den hochstämmigen Apfelbaum, aufzunehmen und als Tore ins Hügelland darzustellen. Reagierend auf die vorgefundene Situation in den Gemeinden war es die Idee von HoG, Marktplätze zu schaffen, auf denen bestimmte Elemente, wie auch die zentralen Symbole der gemeinsamen Identität, in abgewandelter Form und unterschiedliche Funktionen erfüllend, wiederkehren sollten.
Trotz ihrer Variabilität sollten diese den Wiedererkennungseffekt beim Besucher hervorrufen und ein Bild erzeugen, das sich über die regionalen Grenzen hinaus aufspannt.
Als ordnendes Element ist jeder Platz mit charakteristischen Platzplattformen aus Beton ausgestattet, auf denen sich ein Apfelbaum- Hügel aus Holz befindet. Der historische Klingensteiner Pavillon taucht in transformierter Form als freistehender Pavillon auf, der in Form und Funktion leicht variabel eine Basisstation für Veranstaltungen und andere Nutzungen enthält. An seinem Ausgangort Vasoldsberg tritt er als Innenverkleidung des originalen Objektes in Erscheinung.
Bei der Umsetzung des Projekts waren den Architekten die Natürlichkeit der Materialien sowie deren handwerkliche Bearbeitung wichtig. Die Ziegelschichtung des originalen historischen Klingensteiner Pavillons erhält sein Pendant in gefräster Stahlform. Die Ziegelgitter-Perforation der Pavillons wird abends hinterleuchtet und stellt das eigentliche wiederkehrende Logo der Region dar.
Sekundäre in ähnlicher Form wiederkehrende Elemente sind die farbige Gestaltung des Fugenmusters, Fahrradständer, Sitzbänke im eigenen Design sowie die sogenannte „Milchstraße“, welche aus einer Vielzahl zarter Lichtquellen bestehend die abendliche Beleuchtung übernimmt.
Neben der Beteiligung an zahlreichen Wettbewerben, die zuweilen bis in den städtebaulichen Maßstab vordringen, ist das junge Architekturbüro auch künstlerisch tätig. So umfasst eine Einreichung von HoG zum Steirischen Herbst 2008 zum Beispiel die Installation einer mit weißen Streifen versehenen Plattform auf 1 m Höhe des SH-Festivalzentrums. Die sich an den Möbeln weiterziehenden weißen Streifen sollten ein neues Raster bilden, das mit dem barocken Ordnungssystem des Gebäudes bricht und bei Veränderung der Gegenstände im Laufe des Tages seine eigentliche Funktion zeigt, nämlich die als Messinstrument des Chaos.
Für das junge Architekturbüro ist es dabei sehr wichtig, sich zwischen großen Projekten auch Zeit und Platz für künstlerische Projekte in kleinerem Maßstab einzuräumen.
Als jüngste Aktivität ist HoG außerdem in der Lehre tätig. Für die Teilnahme an einem Realisierungswettbewerb suchte die TU Graz 8 junge Supervisor-Büros aus, welche jeweils mit einer Studentengruppe einen Wettbewerbsbeitrag ausarbeiten sollten. Es ging darum einen Duty Free Shop am Grazer Flughafen zu gestalten. Die Beiträge wurden dann vor einer aus Universitätsprofessoren und Vertretern des Auftragsgebers bestehenden Jury präsentiert. Mit Ihrem Projekt STEIERMARKt, bei dem das traditionelle Lager- Transport- und Präsentationsbehältnis – die Steige in veredelter Form in einen neuen Kontext gesetzt wurde, konnte HoG mit seiner Studentengruppe den Wettbewerb für sich entscheiden.
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