Das Paradoxon von Natur und Künstlichkeit

25. Februar 2019 Mehr

Der Standort des von Studio Vulkan 2018 auf einer Fläche von 5.000 m2 fertiggestellten Naturmuseumsparks in St. Gallen steht exemplarisch für das Paradoxon der Schweizer Landschaft: Infrastrukturen, Stadtrandgebiete und ländliche Idylle sind engmaschig verwoben. Im Park verteilte Fragmente der Naturgeschichte wirken als Katalysatoren unserer Neugier und Imagination.

 

Vuklan Studio Naturmuseumspark

 

In einer Zeit, in der Begriffe wie Natur oder Landschaft keinen eindeutigen Inhalt mehr haben, setzt sich der Park mit dem Thema künstliche Natürlichkeit / natürliche Künstlichkeit auseinander. Ein Hainbuchen-Hain, mit Farnen und Stauden unterpflanzt, fasst den Park ein. Er filtert den heterogenen Kontext und ermöglicht den Besuchern, geistig in den Park einzutauchen. Neben den überwiegend einheimischen Pflanzen stehen exotische Hortensien für das Paradoxon des Ortes. Eingebettet in dieser atmosphärischen Kulisse bilden enorme Trittsteine einen Weg. Sie sind Träger poetischer sowie wissenschaftlicher Botschaften. Fragmentarisch im Park verstreut wirken sie als Katalysatoren unserer Neugier und Imagination. 30 cm hohe, in Beton gemeißelte Zitate und wissenschaftliche Bezeichnungen der lokalen Geologie stehen neben lokalen Fossilien und riesigen Findlingen des Geschiebes der Energie der Gletscher. Anders als der pädagogische Zugang im Museum ist es hier das Ziel, den Besuchern einen Hauch an persönlichem Zugang zu den scheinbar unendlichen Zeitspannen und Transformationsprozessen der Naturgeschichte zu ermöglichen.

Der omnipräsente Ostschweizer „Naturbeton“ Nagelfluh steht dem identisch aussehenden, künstlichen Baustoff Beton gegenüber. Der formbare Beton zeigt sich, neben einer natürlich-wilden Erscheinung mit Mustern menschlicher Herkunft wie Abdrücken von Drainagematten oder Holzlatten. Als Anregung stehen vor der Museumsfassade Ginkgos und Lärchen und offenbaren ein Naturrätsel. Als ältester Baum der Welt gilt der Ginkgo mit seinen zarten, fächerförmigen Blättern als Nadelbaum. Die Lärche dagegen ist ein Nadelbaum, verliert aber seine Nadeln im Winter. Die beiden Baumarten teilen optisch ihre neongrünen Nadeln im Frühling und die gelbfarbigen im Herbst.

 

Fotos:©Studio Vulkan

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Kategorie: Magazin