Ein Haus wird zum Baum – Sasaki Architecture
Die Architektur befindet sich im Westteil von Tokyo in einer Nachbarschaft mit Wasser und Grünflächen, in unmittelbarer Nähe der Kugayama-Station. Das viele Grün hier erinnert an die Hügellandschaft der Vergangenheit.
Im Süden befinden sich Wasserwege wie der Kanda River und das Tamagawa Aquädukt, im Norden findet man die Spuren eines alten Pilgerweges. Die Gegend bildet den Eingang zu einem beliebten Shoppingviertel der Stadt. Die Entwicklung dieser urbanen Ballungszentren hat – aus Profitgründen – zu einer Verdrängung von ursprünglichen Beziehungen zwischen Architektur, Mensch und Natur geführt. Grundlagenforschungen zeigten nun dem Büro der Sasaki Architecture, dass in dieser Region immer eine starke (auch menschliche) Beziehung zwischen Wasser und Grün geherrscht hatte. Deshalb trachteten sie, Profit und Tradition zu vereinen und entwarfen einen Bau, der mehrmals ein Symbol des Baumes – als Archetyp für ökologische Wassernutzung, Wurzel, Stamm, Zweige, Blatt u. ä. – enthält. Dieses Symbol als Fraktal ist nicht nur ein Zeichen, sondern ein funktionierendes, integrales Element, welches den großen Wasserzyklus repräsentiert und die Vision von „Natur im Einklang mit Architektur“ näher bringen soll.
So wird die Fassade des Hauses von zwei Elementen charakterisiert: Aluminiumpaneele und Baumformen. Das Aluminium hat einen speziellen Glanz, der die sich ständig ändernden Stadtbilder je nach Wetter und Lichtsituation widerspiegelt. Die ikonischen Baumformen fungieren als Regenwasserableitungen, unterstützen das Pflanzenwachstum und in der Nacht sind sie Beleuchtung. Die Form wird durch Stahlträger als Stamm, Regenrohre als Äste und Drähte als Zweige symbolisiert. Regenwasser fließt entlang der H-Träger in ein unterirdisches Reservoir und wird dort wieder zur Bewässerung der Pflanzen heraufgepumpt. Dann fließt es durch eine kontrollierte Drainage weiter in den Fluss. Der Wassertransport an der Fassade soll einen Wertewandel zeigen: Durch das öffentliche „zur Schau stellen“ des Wasserkreislaufes, wird die Architektur als ein integraler Bestandteil einbezogen und die Menschen der Stadt lernen, sich wieder mit dem Regenwasser zu identifizieren, es nicht als feindlich zu betrachten. Im Lauf der Jahre sollen die Baumformen völlig mit Pflanzen überwachsen werden und einen Teil der grünen Stadtlandschaft darstellen. Auch die Fensteröffnungen dieser „banalen“ Architektur sind so angeordnet, dass sie später von grünen Rahmen umgeben sind und die Bewohner und Nutzer im Inneren des Hauses erfreuen können.
Fotos: ©Tamas Bujnovszky
Kategorie: Magazin