Emotionales in die Architektur einbinden
Soziale Medien verändern unsere Wahrnehmung auf Räume – Gestaltung wird immer wichtiger. architektur sprach mit Andreea Cebuc von C’est Design über Veränderungen in der Architektur, Herausforderungen und Chancen, die soziale Netzwerke mit sich bringen.
Für Andreea Cebuc ist Architektur eine Bühne und Interiordesign die Kulisse. Soziale Medien spielen in ihrem Gestaltungsansatz als „digitale Visitenkarte“ eine wesentliche Rolle.
Sie sind der Ansicht, Social Media verändere die Architektur der Zukunft. Wie können wir uns das vorstellen?
Heute gibt es kostenfreie Tools wie Instagram, Facebook, Pinterest und Co, um sein Image aufzubauen, Projekte zu publizieren und sich miteinander zu vernetzen. Auf schnelle Art und Weise erreicht man viele Interessenten – vom Endkunden bis zum Bauherrn, denn Social Media funktioniert weltweit und disziplinenübergreifend, nicht nur punktuell. Vieles ist selbst steuerbar und Agenturen und klassische Werbung sind nicht mehr die einzigen Anlaufstellen, um bekannt zu werden.
Wie können Architekten soziale Netzwerke für sich nutzen?
Jede Plattform hat ihre Besonderheiten – eine Strategie ist entscheidend. Zu Beginn wird die Zielgruppe definiert. Netzwerke und passender Content richten sich in weiterer Folge danach aus. Zum Beispiel Instagram – dieses Tool ist eine Art digitales Fotoalbum. Es können Bilder, Videos und Live-Storys gepostet werden, von Hochglanz-Bildern bis hin zu persönlichen (Büro-)Einblicken. Mittels Hashtags und Geotags wiederum wird man gefunden. So wurden bereits Lokale, Geschäfte, Hotels oder ganze Regionen zu Besuchermagneten.
#instagrammable – ein Wort dass in der Instagram-Blase nicht zu vernachlässigen ist. Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der perfekten Kulisse für Fotos. Gibt es Kriterien dafür?
Architektur ist ein weites Feld – von der Eventgestaltung bis hin zur Stadtplanung. Und so vielfältig sind auch die „Kulissen“. Das können öffentliche Plätze, farbenfrohe Innenräume oder markante Gebäudefassaden sein. Geteilt wird heute das, wo Menschen sich wohlfühlen, etwas individuell gestalten oder mit etwas interagieren können und einen einzigartigen Rahmen für Fotos vorfinden. Es geht um Emotionalität in der Architektur.
Wächst der Druck auf Architekten dadurch?
Ja und Nein. Ein Architekt trägt immer Verantwortung, er kreiert (nutzbare) Umgebungen. Ich denke, der Leitsatz „form follows function“ bleibt meiner Ansicht nach weiterhin die Basis. Auf Grund von gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen entstehen jedoch neue Bedürfnisse – besonders die junge Generation wird bestimmender und legt Wert auf Gestaltung und Persönlichkeit. Geändert hat sich auf alle Fälle die Rezension – in Zeiten der globalen Vernetzung wird viel schneller publik, was funktioniert und was nicht. Der Beruf des Architekten ist heute flexibler, beweglicher geworden. Und Soziale Netzwerke sind dafür gute (Analyse-)Tools, da sie näher am Menschen und direkt aus dem Leben gegriffen sind.
Ist Social Media also Herausforderung und Chance zugleich?
Ich sehe die Tools auf alle Fälle als Chance! Mittlerweile gibt es bereits Projekte, die eigens dafür entworfen wurden, etwa das Paradiso Ibiza Art Hotel oder Casa Malca in Tulum. Sie sind treffende Beispiele, wie Social Media auch den Tourismus ankurbeln kann. Weiters bieten die bereits erwähnten Geotags Hinweise auf Orte, die oft gepostet und demnach frequentiert werden – eine Möglichkeit, sich Anregungen für zukünftige (Um-)Gestaltungen zu holen. Instagram ist eine riesige Datenbank, die analysierbar ist.
Konzipieren für Soziale Netzwerke? Besteht die Gefahr, dass Entwürfe dann zu reinen „Landmarks“ werden?
Ein falscher Ansatz wäre es, nur die Oberfläche zu gestalten. Das hält sich kurzfristig, wird aber auf Dauer nicht funktionieren. Es muss immer weiter gedacht und eine Nutzung einplant werden.
In welchem Stadium der Planung sollte auf „Social Media-Tauglichkeit“ geachtet werden?
Generell von Beginn an. Je nach Projekt gibt es verschiedenste Bereiche, die sehr individuell zu handhaben sind; etwa die Lichtplanung in Innenräumen, denn meist werden Fotos mit dem Handy gemacht. Hintergründe sind immer eine Herausforderung. Eine fototaugliche Wand, auch in kleinen Räumen, ist sehr effektiv. Kooperationen mit anderen Branchenplayern können ebenfalls helfen, die Bekanntheit zu erhöhen.
Sneak in, Wien
Als Kulisse für Social Media wurde in diesem Shop eigens eine flexibel anpassbare Präsentationswand für die rasch wechselnde Präsentation der Produkte errichtet.
Was ist Social Media für die Architektur nicht?
Der Ersatz für die Wahrnehmung vor Ort. Fotos können niemals das tatsächliche Erlebnis – den Moment – transportieren.
Soziale Medien und deren Trends ändern sich rasch und sind schnelllebig. Wie passt das generell zur Architektur?
Sie sind immer als Ergänzung zu sehen, als ein zusätzliches mediales Sprachrohr. Die Differenz zwischen Realität versus Account sollte aber möglichst gering gehalten werden. Nur so entsteht Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Und Architektur ist immer ein Prozess – soziale Medien können diesen Metabolismus abbilden: Einblicke in Planungsschritte schaffen Nähe, damit werden Architekten wie auch die Projekte für Menschen greifbarer.
Text: ©Mag. Elisabeth Klokar
Kategorie: Magazin, Sonderthema