Kultur im Stahlbetonskelett – Mlynica

1. August 2018 Mehr

In Bratislava gibt es ein großes Areal aus der Zeit der postindustriellen Bautätigkeit. Hier steht unter anderem zum Beispiel die „Mlynica“, eine Fabrik, in der ab 1960 Leichtbetonbauteile und -blöcke hergestellt wurden. Die Produktion lief bis 1992, dann wurde privatisiert und die neuen Eigentümer filetierten den Komplex.

 

Mlynica

 

In den Jahren 2015/16 wurde ein Projekt gestartet, um das Bauwerk mit seinem industriellen Charme einer neuen Nutzung zuzuführen. Das slowakische Architekturbüro Gutgut entwarf ein Design, welches der strukturellen Logik des Originalbaus folgt. Der Stahlbetonrahmen mit seiner Leichtbetonfüllung wurde erhalten und ein neues Programm erfüllt heute die Innenräume. Teilweise schuf man vorsichtig neue Öffnungen, wo es die inneren Funktionen verlangten, aber immer mit Rücksicht auf die lastabtragenden Strukturen und das Gesamtbild der Architektur. Diese Fenster fügen sich in das lesbare Bild des Rasters der typischen Öffnungen des Industriegebäudes ein.

Vertikal teilt sich die „Mlynica“ nun in drei funktionale Zonen: einen Eventbereich, administrative Bereiche und einen Wohnbereich. Die Kommunikation findet durch die zentrale Halle der ehemaligen Produktion statt, hier führen simple Holzrampen und Stege von einer Ebene zur nächsten. Überhaupt haben die Planer den rauen Charme der Betonarchitektur durch die Verwendung möglichst weniger neuer Materialien erhöht: Holz und Profilglaswände schaffen Trennungen, Leitungen liegen offen an den Wänden, Nasszellen sind spartanisch aber elegant. Drei neue Ebenen für die Verwaltung hat man in den alten Betonsilos geschaffen, sie werden von der Zentralhalle aus zugänglich gemacht. Wohnen findet in einem kleinen Bereich auf den oberen Stockwerken statt.

 

 

Fotos: Jakub Skokan, Martin Tůma

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Kategorie: Magazin