Architektur Fachmagazin Ausgabe 03/2022

23. Mai 2022 Mehr

 

Das klassische Einfamilienhaus ist gesellschaftlich heute deutlich umstrittener als noch vor einigen Jahren, erfreut sich aber, besonders wenn das nötige finanzielle Fundament vorhanden ist, weiterhin großer Beliebtheit. Aus architektonischer Sicht bleibt es ebenfalls spannend. Schließlich bietet es den größten Raum für Individualität und erlaubt es Architekturschaffenden, auf einzigartige Lösungen zu setzen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wenn die Bauherren mitspielen, führt das in vielen Fällen zu einzigartigen Lösungen, die bei größeren Wohnbauprojekten derzeit nur schwer denkbar sind.

Mit dem „Steinernen Mandl“ setzten pedevilla architects in diesem Sinne ein funktionales wie ästhetisches Statement aus Dämmbeton. Schützen, Dämmen, Tragen – sein 75 Zentimeter dicker Mantel fasst alle Funktionen der Fassade in nur eine Schicht zusammen. Vor den Toren von Wien wiederum galt es für Mostlikely Architecture, ein kleines Bestandsgebäude um ein Einfamilienhaus zu ergänzen. Ein Hof schließt hier Alt und Neu raffiniert zusammen. Und auch die Revitalisierung bereits vorhandenen Wohnraumes wollen wir nicht außen vor lassen. Das Amsterdamer Studio i29 verwandelte ein heruntergekommenes Gebäude, mit toller Lage an den Amsterdamer Grachten, in ein lichtdurchflutetes Wohnhaus mit einem Innenraumkonzept, das zu überraschen weiß.
Um leistbaren und hochwertigen Wohnraum für die breite Bevölkerung zu schaffen, eignen sich die vorangegangen Beispiele natürlich nicht. Doch auch hierfür haben wir ein paar einzigartige Projekte ausfindig gemacht. Zum Beispiel das komplett in Blau gestaltete Co-Housing-Projekt vom mexikanischen Architekturbüro PRODUCTORA. Es zieht nicht nur alle Blicke auf sich, es überzeugt vor allem mit seinen inneren Werten. Schließlich vereint es – für die Lage ungewöhnlich hohe – Wohndichte mit niedrigen Kosten bei maximaler Wohnqualität. Auf die wechselnden Bedürfnisse seiner Bewohner einzugehen und das Gemeinschaftsleben zu fördern, wird beim Genossenschaftsprojekt San Riemo großgeschrieben. Anstatt starrer Grundrisse wandeln sich die Einheiten flexibel mit dem Raumbedarf ihrer Bewohner. Räume können flexibel hinzugefügt, abgegeben oder sogar geteilt werden. Der gleiche Trend zeigt sich auch am sozialen Wohnbau, den Peris+Toral Arquitectes in einem Vorort Barcelonas realisierten. Lokales Kiefernholz formt einen flexiblen Holzraster und macht es zum größten Holz-Wohngebäude Spaniens.
Passend zum Thema setzt sich die Rubrik Architekturszene diesmal mit modularem Wohnbau auseinander. Zum Abschluss dieser Ausgabe beschäftigen wir uns erneut eingehend mit dem 3D-Druck von Gebäuden und zeigen, wie weit sich die Technologie in den letzten Jahren entwickelt hat.

 

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Kategorie: Archiv