Nachher wie vorher – Koodaaram
Nachher wie vorher – Koodaaram
Koodaaram – Die architektonische Bedeutung eines Pavillons ist die einer „Insel“, eines Rückzugsortes für Besinnung, Vertiefung, ein Ort für Geistiges. Alle zwei Jahre findet in Indien im Fort Kochi die Kochi-Muziris Biennale (KMB) statt. Es ist immer das größte zeitgenössische Kunstfestival in Asien und wird in verlassenen Fabriken und Lagerhallen, die als Galerien und Veranstaltungsräume wiederverwendet werden, in Fort Kochi-Mattancherry, in Kerala, Südindien abgehalten. Jedes Mal wird ein Pavillon errichtet, um der Filmkunst im Cabral Yard (Teil von Fort Kochi) einen Raum zu bieten. Auf der KMB 2018 wurden die Anagram Architects damit beauftragt.
Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungsorten am Gelände, gibt es im Cabral Yard keinerlei architektonische Spuren der Vergangenheit oder Geschichte, der Bereich ist eher dem Prozess einer Renaturierung überlassen. Die Architekten betitelten ihren Entwurf „Koodaaram“ oder Zelt und entwarfen einen halb durchsichtigen, teilweise in der Umgebung versenkten Rundbau für 420 Besucher. Entsprechend den Kriterien der ortsüblichen (Kerala) Tempelbauten enthält er Flechtwerk, Sockel und Dachvorsprünge.
Die gesamte Konstruktion, ihr optisches Erscheinungsbild verschleiert ihre Durchlässigkeit und ihre Massivität, während sie gleichzeitig Licht von allen Seiten in die Innenräume leitet und rundum seine Zugänglichkeit ermöglicht. Indem es ein Pavillon für alle Menschen wird, konterkariert die Architektur die traditionelle Exklusivität, die mit derartigen Kunstevents verbunden wird.
Die Architektur wurde in einer Rekordzeit von nur zwei Monaten errichtet. Wände und Erdboden fließen ineinander, alles kann zu 100% zerlegt und wie- derverwendet werden und der Ort bleibt nachher unberührt (wie vorher) zurück und kann weiter „verwildern“. Es ist das Gegenteil zu einer monolithischen Bauweise und verbunden mit der Natur, statt in Distanz zu ihr.
Fotos:©Suryan//Dang
Kategorie: Magazin