Nobel und alt – Haus in Portugal
Die Wiederinbetriebnahme des Hauses in der Rua Dr. José Falcão, in Ovar an der Westküste Portugals, benötigte eine ganze Reihe von Maßnahmen, um seine volle Funktionsfähigkeit wieder herzustellen. Der Betrieb des Haushaltes sollte den Ansprüchen eines zeitgemäßen Benutzers entsprechen. Die Anlage war in keiner Weise ein komplettes Ensemble, es gab einen höheren und einen niedrigeren Teil, eigentlich zwei Baukörper. Es ging also darum, eine einfach lesbare Architektur zu schaffen und dabei das Bild der Geschichte und der Tradition nicht zu zerstören. Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme entschied der beauftragte Architekt Nelson Resende, einen möglichst großen Teil der ursprünglichen Struktur zu erhalten, um so den baulichen Charakter zu wahren.
Der Bau befindet sich in einer Hauptverkehrsstraße der Stadt Ovar und eine Intervention in der geschlossenen Straßenfront musste auch eine Wiederholung von schon vorhandenen Merkmalen sein. In diesem Szenario folgen nun beide, das Haupthaus und der Nebentrakt, derselben Logik. Der eine Teil ist mit feinen Fliesen an der Fassade bedeckt, der andere erhielt eine Frontansicht aus einem zarten Metallgitter, das wiederum eine Referenz in Farbe und Proportion an die Fliesen des Haupthauses darstellt. Auch die Fenstergitter finden hier ihre Entsprechung.
Die Front des Seitentraktes lässt sich komplett öffnen und bietet einen Abstellplatz für das Auto des Besitzers. Da die Straße leicht abfallend ist, wird der Höhenunterschied zwischen Garage und Wohnhaus durch ein paar Stufen ausgeglichen. Der Bereich hinter der Garage wird für Waschküche, Neben- und Stauräume genutzt.
Die Unterscheidung der beiden Nutzungshierarchien (Garage und Wohnen) tritt schon auf der Straßenansicht klar zutage. Ebenso zieht sich dieses Prinzip in den Hof weiter. Hier erfährt der Garagentrakt eine schmale Verlängerung in die Tiefe des Gartens mit der gleichen Fassadengestaltung, der Wohntrakt – halb eingebaut in das Volumen des Nachbarhauses – hat hier nur einen klassischen Ausgang in Verlängerung der Eingangsachse.
Auch die Materialien, Raumproportionen, der Reichtum der Konstruktion machen einen Unterschied zwischen den noblen Wohnräumen und den Funktionsräumen. Die Garage und die Nebenräume sind schlicht, weiß und einfach, die Wohnräume prunkvoll mit Wandverkleidungen, bunten Glasfenstern, Doppelflügeltüren und Malereien. Eine Stiege führt in eine zweite Ebene hinauf, ins Dach. Hier liegt die Dachkonstruktion aus weißen Holzbalken offen, ein massiver Bohlenboden über die ganze Fläche, genügend Stauraum in den verbauten Dachschrägen und ein blauer „Einbauschrank“ (mit einem Oberlicht) als Nasszelle sind das Mobiliar. Drei Dachgaupen und ein Giebelfenster bringen Tageslicht in das Geschoss. Die Aufbauten sind reduziert und einfach, keine Teilungen in den Fenstern – einfache große Öffnungen im Dach, die gar nicht sonderlich in der Ansicht auffallen.
Diese Gestaltung in einer bestehenden Architektur nimmt Rücksicht auf die existierenden, bürgerlichen Werte und trachtet auch, alle Merkmale der Tradition in die Lösung einzubeziehen. Eine museale Konservierung wird genauso vermieden wie ein Ausradieren der Vergangenheit. Auch die Materialität der alten Architektur wurde erhalten und so zeigt der ganze Prozess einen sehr feinen, fast philosophischen Zugang zu einer Umgestaltung.
Fotos:©João Morgado
Kategorie: Magazin