Plusenergie-Architektur
Bis 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland nahezu klimaneutral sein. Eine besondere Rolle spielen dabei Schulbauten – denn in Stuttgart beispielsweise machen diese mehr als 40 Prozent der städtischen Gebäudefläche aus. Die Stuttgarter Uhlandschule aus den 1950er-Jahren wurde durch eine vorbildhafte Sanierung in eine Plusenergieschule umgewandelt. Zum Energiekonzept gehören eine umfassende Renovierung der Anlagentechnik mit Fotovoltaik und Geothermie und die Dämmung der Gebäudehülle.
Den Entwurf für die Sanierung lieferten hotz + architekten aus Freiburg, die Stuttgarter KBK Architektengesellschaft Belz | Lutz übernahm die Bauleitung. Saint-Gobain lieferte Komponenten für eine energieeffiziente Gebäudehülle, sowie umfassende Beratungsleistungen. Bosch Thermotechnik übernahm Aufgaben in der Haustechnik und Steuerung. Das Areal umfasst einen lang gestreckten Hauptbau, einen Pavillon und eine Turnhalle aus den 1950er-Jahren. Ein quadratischer Erweiterungsbau, geplant von den Stuttgarter Lamott + Lamott Architekten, wurde 2004 erstellt. Die Sanierungsmaßnahmen konzentrierten sich vor allem auf die Gebäudehülle und die Anlagentechnik des Haupthauses.
Ein zentrales Element der energetischen Fassadensanierung stellte der Austausch der alten, einfach verglasten Fenster dar. Überall wurden Holz-/ Aluminiumkonstruktionen mit Dreischeibenverglasung und einem optimierten Randverbund eingesetzt. Wärmebrückenverluste konnten so minimiert werden: Der Wärmeverlust über die Gebäudehülle ist durch die Sanierung um 80 Prozent reduziert.
Zudem liegt bei der neuen 3-fach-Verglasung der Blauanteil mit 72% um 3% über der einer üblichen 2-fach-Verglasung. Biologisch gesehen wirkt Tageslicht mit hohen Blauanteilen sehr viel stärker als warmes Licht mit mehr Rotanteilen. Besonders wirksam ist Licht mit einer Wellenlänge von etwa 480 Nanometer. In Kombination mit hohen Beleuchtungsstärken wirkt dieses kühlblaue Tageslichtweiß aktivierend und konzentrationsfördernd. Je höher also der Blauanteil im Tageslicht, desto größer die Leistungsbereitschaft der Schüler und Lehrer.
Für die Dämmung der Fassadenteile auf der Südseite wurde Mineralwolle verwendet. An der geschlossenen Nordseite setzten die Planer auf Vollwärmeschutz mit expandiertem Polystyrol, an den Giebelseiten sowie beim Boden gegen das Erdreich auf Vakuumisolierpaneele. In den Brüstungsbereichen unter den Fenstern der Südfassade wurden Fotovoltaikpaneele angebracht, die die bestehende PV-Anlage auf den Dachflächen ergänzen. Erdwärme, die auf dem Grundstück der Schule gewonnen wird, rundet das nachhaltige Energiekonzept ab.
Fotos: ©rohl fotografie/Saint-Gobain Glass
Kategorie: Magazin