Reford Gardens – Landschaftsplanung und Architektur
Wiese allein reicht oft nicht mehr, um Kinder zum Spielen ins Freie zu locken. Dabei gäbe es gerade hier so viel zu entdecken und entsprechend viel Potenzial den (Frei-)Raum kreativ zu gestalten. Inspirationen dazu finden Interessierte nicht nur in Nachbars Garten sondern durchaus auch bei internationalen Landschaftsplanern und Architekten, die ihre neuesten Konzepte einmal jährlich konzentriert beim International Garden Festival in Québec, Kanada, präsentieren.
Die renommierte Gartenausstellung in den Jardins de Métis, auch Reford Gardens genannt, besuchten seit 2000 mehr als eine Million Menschen. Im Juni 2018 jährt sich das Festival, das als Wettbewerb, Event und Ausstellung konzipiert ist, nun bereits zum neunzehnten Mal. Zu sehen sind dann auch wieder Outdoor-Konzepte ausgewählter Designer, ein Spiel mit Emotionen, ein Hinterfragen aktueller Trends – das alles mit neuen gestalterischen Möglichkeiten, die auch als Inspiration für den eigenen Zugang zu Freiräumen und damit auch für die eigene Gartengestaltung dienen können.
Das Thema des kommenden Festivals heißt „Playsages II – Go Outside and Play!“ und hinterfragt damit u.a. die technologischen Errungenschaften, die es ermöglichen, indoor und physisch alleine in einer virtuellen Landschaft gemeinsam mit anderen zu spielen, ohne tatsächlich mit diesen oder mit der realen Außenwelt in Beziehung treten zu müssen. Die reale Landschaft und damit auch die Natur verlieren an Bedeutung. Ein allgemeines Defizit an Natur-Erfahrungen und an Wissen um die Natur sind die Folge. Dieser Isolation versuchte bereits das Festival 2017 entgegenzuwirken und mit fantasievollen Plätzen im Freien vor allem die Entdeckerfreude junger Besucher anzusprechen. Die Ausstellung zum Thema „Playsages“ besuchten im Juni dieses Jahres knapp 10.000 Kinder, teils mit ihren Familien, teils in Form von Tages-Camps, teils als Schulgruppen.
Für 2018 sind Landschaftsplaner, Architekten, Künstler und interdisziplinäre Teams aus Kanada, aber auch aus anderen Ländern, erneut eingeladen, „magische“ (Spiel-) Plätze zu kreieren, die Familien dazu einladen sollen, sich vermehrt im Freien aufzuhalten und dort gemeinsam zu spielen – mit allen Sinnen und nicht nur mit den Augen und einer Konsole.
Mit „La Chrysalide” luden die kanadischen Landschaftsarchitekten Gabriel Lacombe aus Vancouver und Virginie Roy-Mazoyer aus Montréal die Besucher 2017 zu einer Pause ein, einem Innehalten zwischen Kindheit und Erwachsenendasein. Warum nicht auf einen Baum klettern, sich dort ein Nest einrichten und daliegen, einfach nur um zu träumen?
Die aus Kanada stammenden und heute in Buffalo in den USA lebenden Designer Julia Jamrozik und Coryn Kempster rekonstruierten mit ihrem „Vertical Line Garden” ihren bereits 2014 kreierten Garten als ein Meer bunter Blätter, die im Wind wehen und den Besucher so in eine fast magische Welt entführen.
„Soundcloud” hieß das Projekt der kanadischen Landschaftsplanerin Johanna Ballhaus und der Schweizer Architektin Helen Wyss. Sie montierten kleine Glöckchen an den Enden filigraner Metallstäbe und schufen so eine fast mysthische Illusion an der Schwelle zwischen dem Dialog mit der Natur und jenem Moment, an dem Geschichten beginnen ihren Lauf zu nehmen.
Wie ein japanisches Gedicht, reduziert auf das Wesentliche, minimalistisch und zugleich mehrdeutig auf vielerlei Ebenen, so präsentierte sich die Installation “HAIKU“ der spanischen Architekten Francisco A. Garcia Pérez und Alessandra Vignotto. Eine einsame Schaukel mitten im Wald, ein überfluteter Waldweg, ein bewegungsloser Stein. Alles an seinem Platz und im Einklang mit dem Kreislauf des natürlichen Waldlebens.
Die „Grand-Métis Station“ von Le Bocal d‘ABCP Architecture aus Quèbec verwandelte einen ausgedienten Waggon der Montrealer U-Bahn in einen farbenfrohen Eingang – vielleicht in eine andere Welt?
„Traces – First Waterways” von William Vazan aus Montréal bezog sich auf die historische Landschaftsgestaltung des Place De La Dauversière, zwischen Château Ramezay und Place Jacques-Cartier, vor dem Rathaus von Montréal.
Für “The Woodstock” zeichnete das Pariser Atelier YokYok, bestehend aus den Architekten Steven Fuhrman, Samson Lacoste und Luc Pinsard, dem Lehrer Laure K, und Ingenieurin Pauline Lazareff, verantwortlich. Entstanden ist ein ungewöhnlicher Spielplatz im Schatten der Bäume. Ein Platz, an dem Kinder zu Riesen werden, die auf der Spitze von Bergen aus Holz thronen.
Kategorie: Magazin