Vom Bergwerk zum Kulturzentrum – Kohlenmine

21. August 2018 Mehr

1990 wurde die Kohlenmine in Oignies, Frankreich stillgelegt und hinterließ die gesamte Bevölkerung der Gegend in Arbeitslosigkeit mitsamt einer Menge abgewirtschafteter Gebäude. 2005 wurde ein Wettbewerb zur Wiederbelebung dieses Areals ausgeschrieben, ihn gewannen Hérault Arnod Architectures.

 

Kohlemine

 

Das Konzept der Architekten beruhte auf Musik und Ton, als eine Erinnerung an den ungeheuren Lärm, den die Mine während ihres Betriebes verursachte. Es beinhaltet einen Masterplan, die Renaturierung der Landschaft und die Neuorganisation der gesamten Zufahrtsstraßen sowie die Renovierung der existierenden Maschinen- und Industriehallen. Auch der Neubau von nötigen Baukörpern für Verwaltung, Workshops und eine experimentelle Architektur, die gleichzeitig Konzerthalle und „urbanes Musikinstrument“ sein sollte, war geplant. Über den Zeitraum von zehn Jahren wurde sukzessive an dem Projekt gearbeitet und gebaut. So fand ein stetiger Nutzungswechsel im Dialog mit der Zeit und der Geschichte statt.

Die neuen, modernen Nutzungen erforderten eine neue, räumliche Gliederung. Um die Integrität der historischen Materialien zu bewahren, wurden die größeren Bereiche eher „möbliert“ als geteilt, man verwendete das Prinzip von verschachtelten, eingestellten Boxen. Es entstanden Serien von kleinen, akustisch isolierten Bereichen. Diese lassen noch den Blick auf das große Gesamtvolumen zu und folgen dem Fluss von Wänden und Dächern. Diese eingebauten Strukturen sind mit poliertem Aluminium verkleidet und spiegeln ihre Umgebung – so entsteht der Eindruck, dass sie die alten Hüllmaterialien „aufsaugen“. Ihr Aluminiumumschlag erweckt den Anschein von etwas Verborgenem, er reduziert auch ihre Massivität. Der Dialog, der auch durch die Reflexion der Oberflächen zwischen Vergangenheit und Realität passiert, ist auch Ausdruck der sozialen Umschichtungen des letzten Jahrhunderts.
Man hat sehr sorgfältig auf den Kontext mit Historie und alten Substanzen geachtet. Kräne, Ziegelmauern, Metallfenster etc. wurden erhalten und erneuert. Sogar die wassergrüne Farbe der Wände, die üblicherweise in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Industriegebäuden (und Krankenhäusern) verwendet wurde, ist restauriert worden. Natürlich wurde auch eine thermische Verbesserung vorgenommen, allerdings nur auf den Innenseiten der Architekturen, außen blieb das Erscheinungsbild unangetastet.

 

 

Fotos: ©André Morin

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Kategorie: Magazin