Vom Licht zur Architektur – Fjordenhus
Der Lichtkünstler Olafur Eliasson hat nun seine erste Architektur realisiert. Er befindet sich damit ganz im Trend, als Künstler auch in der Architektur Werke zu schaffen – Vorbilder dafür gibt es genug. Das Fjordenhus (Fjord House) wurde am 9. Juni in Vejle, Dänemark eröffnet. Als Auftraggeber fungierte die Investmentfirma KIRK KAPITAL, die hier ihr neues Hauptquartier aufschlagen wird. Und so schlecht ist der Versuch von Eliasson, ein zeitgenössisches Gesamtkunstwerk zu schaffen, gar nicht geworden.
Das Fjordenhus erhebt sich aus dem Wasser und bildet eine bemerkenswerte neue Verbindung zwischen dem Vejle Fjord und der Stadt Vejle. Wenn man sich vom Bahnhof kommend, Richtung Hafen bewegt, erscheint das Fjordenhus über dem großen Platz der menschengemachten Insel Havneøen (The Harbour Island) im Blickfeld. Von hier aus können Besucher und Anwohner die Erdgeschossebene der Architektur über eine Fußgängerbrücke erreichen und in ihr herumwandern. Die zweigeschossige Eingangshalle ist der Beziehung zwischen Gebäude und Wasser gewidmet, sie lenkt die Aufmerksamkeit an die Stelle, an der die Struktur aus dem Wasser auftaucht. Die bogenförmigen Öffnungen geben Blicke auf das Ufer und den Hafen frei. Die Architektur selbst wird auch vom Hafenwasser durchflossen, von ihren Aussichtsplattformen kann man das Meer betrachten. Sowohl die architektonischen Räume, wie auch die künstlerischen Arbeiten von Eliasson befassen sich mit dem sich ständig und permanent ändernden Blick auf die Wasseroberfläche.
Vier sich überschneidende Zylinder, aus Ziegeln gemauert, streben bis zu 28 Meter in die Höhe. Gerundete, negative Volumina sind aus der Form ausgeschnitten und schaffen ein außergewöhnliches Bild von komplexen kreisförmigen, elliptischen und gerundeten Formen, welche Wände und parabolische Bögen bilden. Die Grundrisse der verschiedenen Ebenen sind um Kreise und Ellipsen organisiert, die Möblierung und Beleuchtung ist speziell für sie entworfen. Verbindungen erfolgen über Wendeltreppen und durch Gänge. An der Spitze des Baus befindet sich ein begrüntes Dach mit Solarpaneelen und in der Nacht wirkt die Architektur wie ein Leuchtturm im Hafen.
Für die Konstruktion wurde der klassische, dänische Ziegel in 15 verschiedenen Farbtönen verwendet. Zusätzlich wurden weitere Farben bei den Ziegeln in den Ausbuchtungen verwendet – grünlich am Boden und bläulich oben – um die Spiegelung des Wassers optisch zu verstärken. Im Treppenbereich verstärken silberfarbene Steine den Lichteinfall von oben. Die Raumhöhe der verschieden Ebenen beträgt 3,2 Meter und jede Kurve, jeder Bogen erforderte einen eigenen Ziegelverband. Die Ziegel haben aber nicht nur ästhetische Funktionen, sondern spezielle Hohlsteine in den Wänden dienen dazu, die Temperatur und Schall zu modulieren. Böden und Decken bestehen aus weißen Betonplatten, hinter denen die Infrastruktur (Heizung und Kühlung) verborgen liegt. Im Deckenbereich sind in einem Raster Negativvolumina ausgespart, um Gewicht zu reduzieren. Diese Löcher benutzte man dann für die Installation von Lichtern und für Beschallung. Ein Steinbelag aus Pietra Piasentina bedeckt sämtliche Böden und nirgends gibt es einen rechten Winkel im Fjordenhus.
Fotos:©Anders Sune Berg
Kategorie: Magazin