Alien aus Holz

22. September 2014 Mehr

 

Ufogel / Lienz / Architekturbüro Jungmann & Aberjung Design Agency
Es ist zwar nicht rund, wie die namensgebende Untertasse, sondern eckig, aber es wirkt trotzdem wie ein Ding von einer anderen Welt, wie ein Alien aus Holz. Die Architekten erinnert es an einen Urvogel, deshalb vielleicht auch dieses Wortspiel mit Ufogel. Und der ‚Vogel‘ hockt auf Stahlbeinen in der Landschaft. Er ist fast vollständig aus Lärchenholz gefertigt und recht komfortabel. Eine Wohnmöglichkeit, die man leicht auf einem freien Grundstück oder auch neben einer schon gebauten Architektur aufstellen kann, sei es für Gäste, als eigenes Refugium oder als notwendige Erweiterung des Wohnbedarfes. Gestaltet wurde das ungewöhnliche Haus vom Architekturbüro Jungmann & Aberjung Design Agency mit Sitz in Lienz, Osttirol.

Der Bezug zur volkstümlichen oder bodenständigen Architektursprache ist augenscheinlich. Holz dominiert das Erscheinungsbild. Der Bau steht auf Stahlstützen und benötigt maximal sechs kleine Fundamentsäulen. Dadurch, dass er über dem Erdboden schwebt, entfallen auch der Keller und die aufwendige Horizontalisolierung. Eine genaue, detaillierte Zusammenbauanleitung – wie bei Selbstbaumöbeln – erleichtert die Konstruktion und gibt gleichzeitig den Beweis über verwendete Materialien und Nachhaltigkeit. Ein, wie der Schweif eines Vogels wirkendes, Vordach überdeckt den Eingang, zu dem ein paar breite Stufen hinaufführen.

Die 5-eckige Außenhülle ist mit Lärchenschindeln verkleidet, diese patinieren mit der Zeit und lassen das Volumen der Architektur mit dem Umraum verschmelzen. Neu kommt das ca. 6 mal 6 Meter große Häuschen sozusagen ‚blond‘, naturbelassen auf die Baustelle und es wird erst mit den Jahren grau. Die Konstruktion ist aus schichtverleimten Lärchenholz und die 45 m2 Wohnfläche sind komfortabel ausgestattet mit Küchenblock, WC und Designerdusche. Im Inneren des eckigen Volumens sind drei der Ecken rund ausgekleidet – mit Holzbrettern selbstverständlich. So entsteht der Eindruck eines Biwaks, einer Berghüte in den Alpen. Alles ist aus Holz, sogar die Wände der Dusche. Große Panoramafenster holen die Natur in den Raum und so ist, wenn man im Ufogel sitzt, liegt, sich duscht oder gemeinsam eine Mahlzeit einnimmt, immer zweierlei gegenwärtig: das Holz und der Himmel. Ein bulliger, eiserner Ofen spendet Wärme für kalte Wintertage – das kupferne Abgasrohr ist an der Außenseite der Wand über Dach hochgeführt.

Die Höhe des Raumes wird geschickt mit einer Zwischenebene ausgenutzt, hier befindet sich der Schlafbereich. Auch von hier bietet ein großes Fenster Ausblicke in die Natur, seien es die Berge der Alpen oder die Fläche eines Sees, ganz dem Aufstellungsort entsprechend. Dem Architekten war die Minimierung des Raumgefüges bzw. deren Fläche und Kubatur sehr wichtig. Und trotzdem sollte ein großzügiges Wohngefühl entstehen. Auf zwei Wohnebenen passt sich das Haus den Bedürfnissen seiner Nutzer an. Es kann Bootshaus oder Almhütte, Ferienwohnung oder Ausstellungspavillon sein, manchmal offen und einladend, manchmal ein sehr privates Refugium. Einen Ufogel zu besitzen heißt, ein Bauwerk mit Persönlichkeit zu besitzen. Ein lebendiges Bauwerk, das sich verändert mit den Jahren, reift, mit dem Alter Würde und Schönheit bekommt. Nur noch wenig Gebautes kann das von sich behaupten, Charakter und Qualität zu haben heißt auch, wertvoll zu sein.

Ferienhaus
Nussdorf, Österreich

Bauherr: privat
Planung: Architekturbüro Jungmann & Aberjung Design Agency
Statik: Kurt Pock
Grundstücksfläche: 780 m2
Bebaute Fläche: 45 m2
Zus. Nutzfläche: 15 m2
Fertigstellung: 2012
Baukosten: 190.000 €

Biwak und Berghütte sind die Urahnen des Ufogels, eines Wohnbaus, entworfen von Architekturbüro Jungmann & Aberjung Design Agency aus Lienz. Die runde Schale bietet eine wohlige, holzige Geborgenheit. Sie macht das Haus zur ‚Schutzhütte‘, mit aller Wärme und Urigkeit, mit gesundem Schlaf und dem Gefühl, an den Ursprung des Wohnens zurückzukehren.

Text: Peter Reischer
Fotos: DI Lukas Jungmann

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Kategorie: Projekte