Architektur und Handwerkskunst
Die Verbindung von Schokolade und Architektur mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch genau dieser kreative Dialog steht im Mittelpunkt des jüngsten Projekts von Arch&Type. Die Architekten Seth Amman und Adam McCullough wurden damit beauftragt, eine 72 Quadratmeter große Fläche für den Chocolatier Ben Johnson in Buffalo, New York, zu gestalten. Das Ergebnis ist eine räumliche Inszenierung, die das Handwerk des Chocolatiers zelebriert und gleichzeitig die emotionale Wirkung von Architektur betont.
Anstelle einer oberflächlichen Annäherung – etwa durch die visuelle Darstellung von Kakaobohnen – wählte das Architektenteam einen tiefgründigeren Ansatz. Inspiriert von einem Bild von kristallisierender Schokolade, das Johnson präsentierte, setzten sich die Designer mit den emotionalen und physiologischen Aspekten von Schokolade auseinander. Begriffe wie „Komfort“, „Geheimnis“, „Wärme“ und „Dekadenz“ wurden in die Architektur übersetzt. Diese Gefühle sollten nicht nur durch die Schokolade selbst, sondern auch durch die Materialität und den Raum spürbar werden.
Die Materialpalette des Raumes ist eine sorgfältige Komposition aus warmen, texturierten Elementen: matte, Weißeiche Oberflächen, subtiler Kalkfarbenanstrich, grober Beton, spiegelndes Metall und goldene Akzente. Besonders hervorzuheben ist die skulpturale Decke, die wie ein fließender Strom aus Schokolade anmutet. Ihre parametrisch gestalteten, Elemente spielen mit Licht und Reflektion und erinnern an das glatte, glänzende Schokoladenbild, das den Gestaltungsprozess angestoßen hat.
In einem Prozess, der sowohl digitale als auch traditionelle Handwerksmethoden vereinte, arbeiteten Amman und McCullough mit einer Vielzahl von Fachkräften zusammen, darunter Studenten der University at Buffalo, lokale Metallarbeiter und Ammans Vater, der ein erfahrener Handwerker ist. Die parametrischen Deckenplatten wurden in der Universität mithilfe von CNC-Technologie und handwerklicher Fertigung erstellt. Die speziell angefertigten weißen Eichenmöbel, die präzisionsgefertigten Spiegel und die markante Decke verbinden sich zu einem atmosphärischen Ganzen. Sie schaffen eine Umgebung, in der Schokolade – sowohl als Produkt als auch als sensorische Erfahrung – im Mittelpunkt steht.
Wie bei vielen kreativen Prozessen waren auch in diesem Projekt Budgetbeschränkungen eine treibende Kraft für Innovation. Die ursprüngliche Vision einer nahtlos spiegelnden Decke musste aufgrund von Kosteneinsparungen zugunsten einer skulpturalen Lösung verändert werden. Die Zusammenarbeit zwischen Architekten, Handwerkern und dem Chocolatier resultiert vielleicht gerade deshalb in einem Raum, der trotz seiner geringen Größe eine immense räumliche und emotionale Wirkung entfaltet.
Fotos: Kim Smith Photo
Kategorie: Projekte, RETAILarchitektur