Aufwertung durch Erweiterung
Ist ein Altbau mit neuen Elementen zu ergänzen, erfordert dies eine sensible Vorgehensweise. Immerhin gilt es, den Bestand zu erhalten und gleichzeitig für eine stimmige Integration des Zubaus zu sorgen. Und das ist dem Architekturbüro Müntinger und Puy beim Dachausbau eines alten Gerichtsgebäudes gelungen.
Die Realisierung des historischen Baus in Bad Arolsen erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts, nach den Plänen von Baurat Wilhelm Braß. Genutzt wird das Bauwerk heute als Bürostandort. Erhöhter Platzbedarf für die Mitarbeiter war schließlich die Motivation für den Um- und Ausbau des Dachgeschosses. Den Architekten war es mit der Erweiterung des Dachgeschosses möglich, einen weiteren Bürobereich mit zehn Arbeitsplätzen zu schaffen. Davon befinden sich acht Plätze an Schreibtischen, wobei sich weitere Sitz- und Stehgelegenheiten an einem raumgreifenden Tisch befinden. Zusätzlich ist ein eigenständiger Büroraum vorhanden. Die vielseitige Gestaltung des Bereichs erfüllt die unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer und ermöglicht das selbstständige Arbeiten sowie den Austausch im Team. Historisch ist also nur das Fundament – die Innenraumgestaltung des Dachgeschosses entspricht den vielseitigen Ansprüchen der modernen Arbeitswelt.
Zwei prominent angebrachte Oberlichter werten den Raum auf und gewährleisten selbst bei Dunkelheit und Schlechtwetter eine angemessene Beleuchtung. Im Dach selbst befinden sich große Dachflächenfenster, durch die Tageslicht in den Arbeitsbereich fällt, was für eine freundliche, einladende Atmosphäre sorgt. Im Raum werden damit außerdem die Tageszeiten ables- und erlebbar.
Ein Anliegen der Planer war es, die historische Substanz des Ursprungsbaus zu sanieren und damit zu erhalten. In Kombination mit dem modernen Dachausbau kreierten die Architekten ein gelungenes Zusammenspiel aus Alt und Neu. Neben dem Dach, kann sich auch der Fußboden sehen lassen. Schwarzer Gussasphalt fungiert als Belag, der einen stimmigen Kontrast zu den weißen Wänden, den Holzbalken sowie zu den hellen Möbeln ergibt.
Die Balkenkonstruktion hielten die Architekten bewusst offen, sodass diese Teil des Mobiliars ist. Gleichzeitig strukturiert die historische Stütze den Raum und verleiht diesem ein originelles, markantes Aussehen. Einen wichtigen Stellenwert nimmt dabei Holz ein. Das Material ist sowohl in der Grundkonstruktion als auch bei den modernen Gestaltungselementen des Raumes vertreten. Es verleiht dem Arbeitsbereich trotz der kräftigen, kühlen Farben, ein warmes Erscheinungsbild.
Kontraste sind im Projekt also Programm. Sie verleihen dem Dachgeschoss schließlich Einzigartigkeit und bereichern damit das gesamte Gebäude. Mit dem Ausbau wird also Arbeiten auf einer neuen Ebene möglich – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Text: Dolores Stuttner
Fotos: Constantin Meyer
Kategorie: Projekte