Dunkel, rau und immersiv

14. Mai 2024 Mehr

Die renommierte Stadt St. Moritz, eingebettet 1.800 Meter über dem Meeresspiegel im faszinierenden Engadin-Tal der Schweiz, ist der perfekte Standort für das neueste Retail Projekt von Küchel Architects. Die neue Moncler-Boutique erstreckt sich an prominenter Lage im ersten Stock entlang der Via Maistra, der belebten Hauptstraße, und über eine Fläche von etwa 300 m².

 

 

Ziel der Architekten war es, ein immersives Erlebnis zu schaffen, das die konventionellen Grenzen von Einzelhandelsräumen überschreitet. Inspiriert von der atemberaubenden Landschaft der Bergwelt war die Idee, die Essenz der Natur nach innen zu bringen und die Raffinesse der High-End-Mode mit der rohen Schönheit der alpinen Landschaft zu verbinden. Das zentrale Thema dreht sich um die Vorstellung, durch einen Winterwald zu wandern. Bäume, Symbol für Stärke und Leben, werden integraler Bestandteil des Raumes. Um die organische Qualität der Natur einzufangen, wurde Holz als primäres Material eingeführt, um dem Raum Wärme und Textur zu verleihen. Komplementär dazu dienen künstliche Bäume aus Metall, sei es in Form von filigranen Stämmen oder abstrakten Interpretationen, als funktionale Skulpturen, die die Grenze zwischen Kunst und Design verschwimmen lassen.

 

 

Der Besucher betritt das Gebäude durch einen überdachten Außenbereich mit Tonnengewölbe. Die Außenseite des Eingangs ist mit einem hellgrauen Ton verziert, der mit der Fassade des Hauses und der umliegenden Straße harmoniert. Als subtile Vorschau auf das Innere des Ladens flankieren zwei massive Wände, die von einem Steinmetz kunstvoll geschnitzt wurden, die vertikalen Seiten des Eingangs.

Die Innenwände sind aus verbranntem und gebürstetem Eichenholzmosaik, einem Markenzeichen von Küchel Architects, gefertigt. Diese japanische Methode der Holzbehandlung verleiht dem Holz nicht nur eine dunkle Farbe, sondern ermöglicht auch eine vielseitige Anpassung seines Aussehens. Der Boden besteht ebenfalls aus dunklem Eichenholz – diesmal jedoch in Stirnholzoptik quer zur Faserrichtung geschnitten. In Kombination mit dem Verlegemuster aus vier verschiedenen Größen ergibt sich so ein lebendiges Muster, das sich ständig verändert und zur natürlichen Identität des Ladens beiträgt. Die Decke ist mit vier faszinierenden, durch Lärchenschindeln eingerahmte Lichtkuppeln ausgestattet, die strategisch platziert sind, um den Raum zu beleuchten, die Decke abzugrenzen und vor allem die Wahrnehmung des doppelten Höhenbereichs des Ladens zu erhöhen.

 

 

Die tragenden Gewölbestützen sind ebenfalls mit Holz verkleidet und dienen als rhythmisches Rückgrat des Ladens, welche die räumliche Zusammensetzung in fünf verschiedene Abschnitte orchestriert. Metallwände und handgeschmiedete Eisenbaumzweige dienen als kunstvolle Installationen und bieten gleichzeitig eine Lösung zum Aufhängen von Kleidung. Passend zum einzigartigen Design wurden dazu maßgeschneiderte Metallregale gefertigt, die sich an die Enden der Tragstützen anlehnen und die organischen Konturen widerspiegeln. Diese abgerundeten Regale verfügen über integrierte Lichtschienen, die Produkte optimal präsentieren, ohne den Raum mit übermäßiger Helligkeit zu überfluten.

 

 

Im Eingangsbereich dient ein massiver Granitblock sowohl als Tisch als auch als Präsentationsfläche. Dieser Steinbock wurde ursprünglich in rechteckiger Form im Laden platziert, und durch einen gemeinschaftlichen Prozess, der den Architekten und den Steinmetz einschloss, langsam in die gewünschte organische Form gebracht. Die massiven Bänke, ebenfalls aus Granitstein aus dem Maggiatal gehauen, wurden absichtlich rau belassen, um eine wuchtige und robuste Präsenz zu schaffen, die nicht nur den Raum definiert, sondern auch als dekoratives Gestaltungselement dient. In ihrer Konzeption fungieren die Bänke geschickt auch als Präsentationsflächen für Schaufensterpuppen, strategisch konzipiert, um Aufmerksamkeit zu erregen. In bestimmten Bereichen wurden durch sorgfältiges Meißeln Vertiefungen geschaffen, um gepolsterte Sitzgelegenheiten unterzubringen und so eine gewisse Gemütlichkeit inmitten der natürlichen Rauheit des Steins zu schaffen. Verschiedene organisch geformte Spiegel sind sorgfältig im gesamten Geschäft verteilt. Die bemerkenswertesten sind jedoch jene, die kunstvoll in weitere 2,5 Meter hohe Granitblöcke geschnitzt sind. Auf der Rückseite wurden verschiedene kleine Löcher sorgfältig ausgehöhlt, um als Präsentationsregale zu dienen. Diese Spiegel, von denen jeder mehrere Tonnen wiegt, sind robust verankert und verleihen dem Raum eine weitere imposante und fesselnde Note.

 

Fotos: Küchel Architects

 

Kategorie: Projekte, RETAILarchitektur