Ein senkrechter Wald
Wir müssen in Zukunft nicht wählen, ob wir in den Wald gehen oder zu Hause bleiben – zwei neue Hochhäuser in Mailand, entworfen von Architekten Stefano Boeri machen es möglich, das (fast) perfekte Naturerlebnis mitten in der Stadt genießen zu können.
Das Projekt nennt sich „Bosco Verticale“ und kombiniert eine Mischung von Wohnungen, Büros und kommerziellen Flächen mit einem „vertikalen Wald“ aus 800 Bäumen, 4.000 Büschen und Sträuchern und 15.000 anderen Pflanzen. Die beiden begrünten Hochhäuser haben den mit 50.000 Euro dotierten Internationalen Hochhauspreis gewonnen. Sie messen 80 beziehungsweise 110 Meter und verfügen über 19 beziehungsweise 27 Stockwerke. Jede Fassade und jedes Stockwerk weist je nach den klimatischen Bedingungen eine andere Pflanzenart auf. An ihnen hängen scheinbar ungeordnet, verschieden große Balkone, auf denen die Bäume und Sträucher wachsen. Die Bäume werden bis zu neun Meter hoch. Die Sorten sind so ausgewählt, dass sie an ihrem jeweiligen Platz gut wachsen können. Pflege und Bewässerung gehören zum Konzept und sind beim Bau eingerechnet und mitgeplant worden.
Dieses grüne Konzept, oder diese Vision spricht sich strikt gegen eine Trennung von abgegrenzten Grünräumen und dem menschlichen Leben aus. Es ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung unserer Städte, eine Bewegung gegen Segregation von Humanem und Menschlichem.
Nebenbei tragen solche Maßnahmen bekannterweise zur Verbesserung des Mikroklimas und der Luftfeuchtigkeit in urbanen Gebieten, zur Filterung von CO2, zur Senkung von Temperaturspitzen in den Sommermonaten und zum Wohlbefinden der Hausbewohner bei. Mehr Gründe braucht es eigentlich nicht, um diese Preisverleihung zu rechtfertigen.
Fotos: Paolo Rosselli
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Kategorie: Projekte