Hoch hinaus

7. November 2022 Mehr

Das Kulturzentrum Sara von White Arkitekter setzt in Skellefteå neue Maßstäbe im Holzbau. Mit einem 82 m hohen Turm wird das in Vollholz realisierte Projekt nicht nur zum neuen Wahrzeichen der nordschwedischen Küstenstadt, sondern auch zum zweithöchsten Holzhochhaus der Welt. Das Naturmaterial prägt dabei nicht nur Konstruktion und Innenausbau, sondern macht den Bau laut Planern auch CO2-negativ.

 

 

Der Mehrzweckbau Sara Kulturhus vereint unterschiedliche kulturelle Funktionen und ein Hotel unter seinem Dach. Theater- und Konzertsäle, die Ausstellungsflächen des Museums und die Stadtbibliothek sind im Sockelbereich untergebracht. Darüber wächst der 20-stöckige Hotelturm mit Konferenzzentrum in die Höhe. Insgesamt wurden in dem Gebäude über 12.000 m3 regionales Holz verbaut. Damit setzte man auf eine lokale Ressource mit langer Tradition im skandinavischen Bauwesen und reduzierte gleichzeitig den CO2-Fußabdruck und die Bauzeit auf ein Minimum. Der nachwachsende Rohstoff kam vom Tragwerk bis hin zu Wänden, Aufzugsschächten und Geländern in sämtlichen Bereichen zum Einsatz. Nur an manchen – statisch notwenigen – Stellen ergänzte man ihn um Stahl und Beton.

 

 

Anders als bei vergleichbaren Projekten gelang es den Architekten hier, trotz massiver Holzkonstruktion, transparente Glasfassaden umzusetzen – und das ganz ohne aussteifenden Betonkern. Während der Turm zur Gänze aus vorgefertigten CLT-Modulen besteht, kombinierte man die kreuzweise verleimten Schichtholzplatten in den unteren Geschossen mit einem tragenden Skelett aus Brettsperrholz. Hybride Fachwerkträger mit Stahlelementen ermöglichen im offenen Foyer und dem Theatersaal große Spannweiten. Auch im Inneren bestimmen unverkleidete Holzbalken und -träger sowie schmale Lamellen und zart gemaserte CTL-Oberflächen das Bild. Neben dem Baumaterial selbst, kann sich auch das energetische Konzept des Kulturbaus sehen lassen: Geothermie und Photovoltaik-Paneele auf dem Dach decken den Großteil des Energiebedarfs. Der Rest stammt aus erneuerbaren Quellen.

 

 

Um die Nachhaltigkeit des Projektes zu belegen, ließ das Architekturbüro aus Schweden eine 50-Jahres-Lebenszyklusanalyse anfertigen. Diese berücksichtigte sowohl die Emissionen des Baus im Zuge von Errichtung und Betrieb als auch das vom Holz gebundene CO2 und kam zum Schluss, dass das Sara Kulturzentrum sogar eine natürliche Kohlenstoffsenke darstellt. Damit kommen White Arkitekter ihrem persönlichen Ziel der Energieneutralität einen Schritt näher und demonstrieren zugleich, wie sich Mixed-Use-Bauten trotz gemischter Anforderungen an Statik, Flexibilität und Akustik in Holz umsetzen lassen.

 

 

Text: Edina Obermoser
Fotos:  Jonas Westling, Patrick Degerman, David Valldeby

 

 

Kategorie: Projekte