In varietate concordia

1. Mai 2024 Mehr

In varietate concordia – „in Vielfalt geeint“, so lautet nicht nur das Europamotto, sondern auch das Leitmotiv eines der aktuell ambitioniertesten Gastronomieprojekte Prags. Realisiert wurde das gut 800 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Projekt von der gastronomieerprobten Kro-Familie in Kooperation mit dem hiesigen Architekten-Duo NEUHÄUSL HUNAL. „Alma“ vereint nicht nur einen historischen Gebäudetrakt samt Gewölbe, einen Betonneubau sowie eine Druckerei aus der Zeit der Ersten Republik unter einem Dach, auch in konzeptueller Hinsicht präsentieren sich die Räumlichkeiten des ehemaligen Kinos Alma im Zentrum der tschechischen Hauptstadt vielgestaltig.

 

 

„Das außerordentlich komplexe Projekt war eine Herausforderung für uns, doch dank der gesammelten Erfahrungen konnten wir die Alma-Philosophie sowohl gastronomisch als auch architektonisch auf ein höheres Level heben“, beschreiben die Architekten die Anforderung der Bauherrschaft, ein Café, ein Restaurant, eine Vinothek, ein Ladenlokal, einen Konferenzsaal, eine Bar sowie einen Degustationsraum und ein Gärlabor auf den zwei rekonstruierten Etagen des Blocks im historischen Viertel Prags zu verorten. „Der erste Aspekt unserer Arbeit bestand darin, eine adäquate, einheitliche Sprache zu formulieren, welche die Charaktere der einzelnen Räumlichkeiten einerseits miteinander verbindet und andererseits voneinander abhebt“, erklären David Neuhäusl und Matěj Hunal. „Die zweite Aufgabe bestand darin, ein Gleichgewicht zwischen dem der Haute Cuisine angemessenen Luxus und der gewünschten zwanglosen, entspannten Atmosphäre zu finden.“

 

 

Die Architekten setzten im Ergebnis auf ein geerdetes Erscheinungsbild, das sich in einer gedämpften Farbpalette, subtilen Beleuchtung und unprätentiösen Materialien widerspiegelt. Um die neuen und bestehenden Gebäudeteile voneinander abzugrenzen, wählten NEUHÄUSL HUNAL eine abstrakte und technische Anmutung in Form von Metallgitterplatten. Komplexe Materialbeziehungen und analoge Kompositionen ziehen sich durch alle Räume und Bereiche – erkennbar unter anderem an Elementen wie den Leuchten, die sich je nachdem, ob es sich um Bestand, Neubau oder Transiträume handelt, vonein­ander unterscheiden. Zum Gesamtbild trägt auch das in Zusammenarbeit mit Jan Horčík entstandene Informations- und Navigationssystem maßgeblich bei. „Raumgreifende Leuchtkästen mit bunten Farben und grafischem Design ergänzen das sonst eher nüchtern gehaltene Interieur“, erklären die Architekten das Konzept Alma, das von morgens bis abends funktioniert: Der Tag beginnt im Café, für das Mittag- und Abendessen trifft man sich im Restaurant, bevor es anschließend für einen Drink in die Weinbar oder zum Tanzen in den Club im Untergeschoss geht.

 

 

Das großzügig und offen gestaltete Layout wirkt trotz seiner Vielfalt an Angeboten und dank überraschender und verbindender Blickbeziehungen in die verschiedenen Bereiche sowie aufgrund der hochwertigen und stimmigen Wahl der Materialien und Farben wie aus einem Guss. Als wichtiges verbindendes Element fungieren hochkant verlegte Keramikfliesen, deren Farbton vom Café im Eingangsbereich bis zur Bar im Souterrain entsprechend der Nutzung allmählich von hell nach dunkel wechselt. Auch die Möbel, Tischlerarbeiten und deren Polsterungen folgen in ihrer Form und Farbgebung diesem Prinzip. Für eine gewisse Raumgliederung sorgen freistehende, kompakte, in Edelstahl gefasste Volumina, die vor allem im Restaurant in Gestalt der offenen Küche und der Bar zur Geltung kommen und eine gewisse Bandbreite an verschiedenen Atmosphären vom privaten Dinner-Date bis zum langen Tisch ermöglichen.

 

 

Text: Linda Pezzei Fotos: Radek Úlehla

 

Kategorie: Projekte